Jung, fähig - und erfolgreich?

Das DHB-Team schaffte es 2015 in Katar ins WM-Viertelfinale
© imago

Dagur Sigurdsson setzt in der letzten Phase der Vorbereitung auf die EM in Polen auf 18 Spieler, bevor spätestens am Abend vor dem Spiel gegen Spanien (Sa., 18.30 Uhr im LIVETICKER) noch einmal zwei Akteure gestrichen werden. Mit dabei: Potenzielle Durchstarter, ein alter Hase, ein Weltklasse-Mann und gefährliche Lücken.

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Torhüter

Carsten Lichtlein (VfL Gummersbach), Andreas Wolff (HSG Wetzlar)

Lange war Silvio Heinevetter die Nummer 1 zwischen den deutschen Pfosten, diesmal schaut der Füchse-Keeper in die Röhre. Sigurdsson setzt auf das Duo Lichtlein und Wolff. "Er war in meinen Augen nicht so stabil wie die anderen zwei", begründete der Bundestrainer seine Entscheidung gegen Heine.

Der vergleichsweise alte Hase Lichtlein hat bereits in Katar bewiesen, dass auf ihn in der Regel Verlass ist - mit einem Schönheitsfehler. Nach einer starken Vorrunde und einem genialen Auftritt im Achtelfinale gegen Ägypten bekam der 35-Jährige ausgerechnet beim Aus im Viertelfinale gegen die Gastgeber keinen Ball zu packen. Der zukünftige Kiel-Torhüter Wolff ist 24 Jahre alt und mit seinen 17 Länderspielen unerfahren.

Hätte Sigurdsson sich deshalb nicht besser für Heinevetter entschieden? Schließlich weiß man vom Berliner, dass er an einem guten Tag jeden Gegner dieser Welt zur Verzweiflung treiben kann. Allerdings gibt es aktuell auch gute Gründe gegen ihn - ein Blick in die Statistiken der laufenden HBL-Saison genügt.

Polen vor Heim-EM: Ein Traum in Weiß und Rot

Heinevetter erhält bei seinem Klub deutlich weniger Spielzeit als seine beiden Kontrahenten und wehrte in 20 Partien 26,28 Prozent der Würfe ab. Lichtleins Quote ist zwar nicht wesentlich besser (26,83), doch der gebürtige Würzburger wirkt insgesamt tatsächlich solider und ist mit 23 abgewehrten Strafwürfen der unangefochtene Sieben-Meter-Killer der Liga.

Und Wolff? Der spielt eine sehr starke Saison, zeigte die zweitmeisten Paraden aller Torhüter (228) und weist mit 33,28 Prozent gehaltener Würfe die beste Quote der Bundesliga auf.

Fazit: Deutschland schickt ein gutes, aber kein Weltklasse-Duo ins Rennen. Sehr wahrscheinlich werden beide ihre Einsatzzeit erhalten, wobei Lichtlein die Nummer 1 ist. Bei den jüngsten Testspielen wurde deutlich, dass die Abstimmung zwischen den Torhütern und der Abwehr noch besser werden muss.

Linksaußen

Rune Dahmke (THW Kiel)

Auf Linksaußen hat das Verletzungspech beim DHB besonders erbarmungslos zugeschlagen. Der für Deutschland spielerisch und charakterlich absolut unersetzliche Kapitän Uwe Gensheimer, auf seiner Position der beste Mann der Welt, musste seine Teilnahme aufgrund eines Muskelfaserrisses in der Wade und einer Reizung der Achillessehne absagen.

Doch damit nicht genug: Der nachnominierte Melsunger Michael Allendorf zog sich einen Sehnenabriss in der Hüftmuskulatur zu. Auch für ihn war damit der Traum von der Reise nach Polen geplatzt.

Somit steht mit Dahmke nur ein echter Linksaußen im DHB-Kader. Der 22-Jährige hat sich beim THW zwar prächtig entwickelt, verfügt über ein großes Wurfrepertoire, ist aber ebenfalls recht unerfahren und schlug sich zuletzt auch noch mit Verletzungen herum. Klar ist: Dahmke wird die EM nicht durchspielen können.

Deshalb probierte Sigurdsson in den letzten Tests alle möglichen Dinge aus. So mussten/durften sich die beiden Spielmacher Martin Strobel und Niclas Piecskowski ebenso als Linksaußen versuchen wie der linke Rückraumspieler Christian Dissinger und die Kreisläufer Hendrik Pekeler und Jannik Kohlbacher. Überzeugt hat dabei keiner der fünf Akteure so richtig.

Fazit: Linksaußen hat das DHB-Team ein riesiges Problem, das auf die Dauer eines großen Turniers nur schwer zu lösen sein dürfte und deshalb zu einem entscheidenden Faktor für ein eventuell frühes Scheitern werden könnte.