"Wollen gute Show liefern"

SID
In der Hamburger O2 World gibt es künftig einige Veränderungen
© getty

Der HSV Hamburg steht vor der schwersten Saison seiner Vereinsgeschichte. Nach dem drohenden Zwangsabstieg wurde beim früheren Meister und Champions-League-Sieger der Reset-Knopf gedrückt.

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Neuer Trainer, neue Spieler, neue Hoffnung: Nur wenige Wochen nach dem in letzter Sekunde abgewendeten Zwangsabstieg hat der frühere Branchenprimus HSV Hamburg den Reset-Knopf gedrückt und startet voller Zuversicht in die neue Handball-Saison. Doch eines ist den neuen Machern um Trainer Christian Gaudin klar: Die fetten Jahre sind an der Elbe erst einmal vorbei.

"Die Leute wissen, dass wir nicht um den Titel spielen können. Wir sind nicht der HSV der letzten vier, fünf Jahre. Wir wollen eine gute Show bieten", sagte Gaudin vor dem Saisonstart am Sonntag beim VfL Gummersbach. Seit der Franzose die Klub-Ikone Martin Schwalb im Sommer nach neun Jahren auf der Hamburger Trainerbank beerbte, ist er so etwas wie das Gesicht und der Hoffnungsträger des neuen HSV.

Keine 15 Monate nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Triumph in der Champions League, ist in der Hansestadt eine neue Bescheidenheit eingekehrt. Zu frisch sind die Erinnerungen an die Turbulenzen der zurückliegenden Wochen und Monate, als die Zukunft des Klubs am seidenen Faden hing und die Bundesliga-Lizenz erst in dritter und letzter Instanz erteilt wurde.

Keine prominenten Neuzugänge

"Dieses Jahr werden wir mit der Meisterschaft nichts zu tun haben. Wir können froh sein, mit dem HSV überhaupt in der 1. Liga zu spielen", sagte HSV-Kapitän Pascal Hens und sprach von einem Neuanfang: "Es wird stark auf unser Herz und unseren Willen ankommen." Acht Abgängen, darunter der spanische EM-Torschützenkönig Joan Cañellas und der kroatischen Welthandballer Domagoj Duvnjak (beide zum THW Kiel), stehen mit Linksaußen Kevin Schmidt und Rückraumspieler Alexandru Simicu weit weniger prominente Neuzugänge gegenüber.

"Es ist schwierig ein Saisonziel zu formulieren. An manchen Tagen ist das Training super, an anderen fragt man sich: Haben wir schon mal zusammen gespielt? Jetzt brauchen wir Spielpraxis", sagte Torhüter Johannes Bitter. Er sieht den HSV in einer ganz neuen Rolle: "Wir sind zum ersten Mal in der Situation, dass wir mal die sind, die überraschen können."

Auch im Management hat es beim Meister von 2011, dem großen Herausforderer des THW Kiel der vergangenen Jahre, tiefgreifende Veränderungen gegeben. Christian Fitzek ist der neue Geschäftsführer. Er steht vor der Mammutaufgabe, die finanziell schwer angeschlagenen Norddeutschen wirtschaftlich zu stabilisieren und von den Finanzspritzen des Haupt-Gesellschafters Andreas Rudolph unabhängig zu machen. Der geschätzte Etat von sechs Millionen Euro (zuletzt 9,6 Millionen) ist laut Medienberichten noch nicht vollständig gedeckt.

Nicht das beliebteste Team

Und dennoch hat die Konkurrenz den HSV weiter auf dem Zettel. Sogar Kiels Meister-Trainer Alfred Gislason warnte vor den Stärken des einstigen Widersachers. "Hamburg hat trotz der Abgänge eine sehr starke erste Sieben. Jeder kennt seinen Platz", sagte der Isländer und wies auf das Phänomen hin, dass eine Mannschaft in schweren Zeiten besonders nah zusammenrückt.

Genau diese Qualität werden die Hamburger in den kommenden Wochen und Monaten gut gebrauchen können. Denn in der Liga hagelte es aufgrund der Last-Minute-Lizenz und der damit verbundenen Aufstockung auf 19 Mannschaften zuletzt reichlich Kritik. "Wir werden im Vorfeld der Saison mit Sicherheit nicht zum beliebtesten Team der Liga gewählt, aber wir haben niemandem etwas getan", sagte Fitzek.

Auch die eigenen Fans müssen scheinbar noch vom neuen HSV überzeugt werden: Die Hamburger haben kurz vor Saisonbeginn noch keine 4000 Dauerkarten verkauft - im vergangenen Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt mehr als 6000.

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