Sophia Popov lochte den letzten Ball aus kurzer Entfernung ein, wenig später hatte sie schon eine Flasche Sekt in der Hand: Die 27-Jährige aus Weingarten hat völlig überraschend als erste deutsche Golfspielerin ein Major-Turnier gewonnen.
Die Nummer 304 der Weltrangliste, die vor wenigen Wochen noch als Caddie unterwegs war, hielt am letzten Tag der British Open in Troon/Schottland die Konkurrenz in Schach und kassierte ein Preisgeld in Höhe von 670.000 Dollar (ca. 575.000 Euro).
"Ich kann kaum etwas sagen. Vor einem Jahr hätte ich fast mit Golf aufgehört - zum Glück habe ich das nicht", sagte Popov, als sie die Trophäe in der Hand hielt: "Ich war heute so nervös. Ich bin meinem Freund unendlich dankbar, dass er mir geholfen hat ruhig zu bleiben", sagte Popov. In Troon fungierte ihr Partner Max Melhes als ihr Caddie.
Popov ist dem Druck gewachsen
Popov ging als Führende auf die letzte Runde, wo sie mit einem Bogey einen denkbar schlechten Start erwischte. In der Folge behielt sie jedoch die Nerven und verteidigte ihren Vorsprung trotz großen Drucks. Am Ende gewann sie mit 277 (70+72+67+68) Schlägen vor Jasmine Suwannapura aus Thailand (279). Seit 1930 hatte bei insgesamt 290 Major-Turnieren nie eine Deutsche gewonnen.
"Meinen Namen da oben zu sehen, wäre noch vor ein oder zwei Wochen völlig utopisch gewesen. Mein Freund Max ist hier mein Caddie, das hilft", hatte die in den USA geborene Popov schon vor der letzten Runde gesagt und geahnt: "Am letzten Tag heißt es nur: ich gegen den Druck." Diesem Druck hielt sie gekonnt stand und sorgte für eine der größten Überraschungen der deutschen Golf-Geschichte.
Popov zuvor ohne Titel auf der LPGA-Tour
Auf der regulären LPGA-Tour hatte Popov zuvor noch nie einen Titel geholt, Ende 2019 verlor sie sogar ihre Startberechtigung. Bei den Turnieren war sie zuletzt dennoch dabei - als Caddie ihrer guten Freundin Anne van Dam. Ihr bestes Major-Ergebnis war bislang ein 57. Rang in Carnoustie - geholt im Jahr 2011 als Teenager.
Popov wurde in der Nähe von Boston geboren, zog jedoch als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland und machte ihr Abitur in der Nähe von Weingarten in Baden-Württemberg. Inzwischen lebt sie wieder in den USA.
Für die British Open hatte sie sich erst Anfang August mit einer Top-Ten-Platzierung bei einem Turnier in Ohio qualifiziert. "Als ich hier angekommen bin, habe ich mir gesagt: Die British Open sind ein Bonus, weil sie nie auf meinem Plan standen. Ich war glücklich, hier überhaupt spielen zu können", sagte Popov.
Ihre Topform hatte Popov schon während der vergangenen Wochen auf der kleinen Cactus Tour in den USA bewiesen, als sie innerhalb von fünf Wochen drei Turniersiege einfuhr. Einen davon auf einer Anlage in Arizona namens Troon North Golf Club. Es war ein gutes Omen.