Open-Champ bin i, Claret Jug hab i!

Rory McIlroy hat nach der US Open und der PGA Championship auch die British Open gewonnen
© getty

Rory McIlroy gewinnt im Royal Liverpool Golf Club in Hoylake die Open Championship und nähert sich dem Karriere-Grand-Slam. Es gibt aber noch mehr Gewinner: Wet-T-Shirt-Contest-Champion Henrik Stenson, Blind-Shot-Legende Padraig Harrington und der überragende Gabelstaplerfahrer John Singleton. Versagt hat dagegen der Wettergott. Das Par-10.

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10. Wettergott raus! Lieber Wettergott, wenn ich eine Open Championship anschaue, dann will ich auch verdammt nochmal britisches Weltuntergangs-Wetter erleben! So was wie Muirfield 2002, als Tiger seine 81 gespielt hat, du weißt doch, was ich meine. Ich will bei einer Open Championship keine Golfer in Polo-Shirts und strahlendem Sonnenschein herumlaufen sehen. Am Finaltag "hagelte" es 28 (!) Runden in den 60ern, das waren nur ein paar weniger als bei der BMW International Open, irre. Nein, ich will, dass es ohne Ende schifft, die Regenschirme links und rechts Leute hinter sich herziehen und es zwischendurch mal richtig richtig hässlich wird.

Und was war das denn bitte am Samstag? Da machst du uns mit der Wettervorhersage Hoffnung, zum ersten Mal in der Open-Geschichte wird von zwei Tees gestartet, alles wartet auf das Ende der Welt und was kommt? Nichts, absolut nichts! Manche müssen ihre Regensachen nicht mal auspacken - das ist einfach ein Skandal. Und geblasen hat es auch nicht oft und extrem genug, da hat es ja in meinem Badezimmer mehr Wind als in Hoylake! Ich hoffe, wir können da im Hinblick auf die Open 2015 in St. Andrews nochmal drüber reden. Danke schon mal!

9. Paddy, blind bist Du eine Sensation! Zwischen Juli 2007 und August 2008 war Padraig Harrington der Golf-Superstar schlechthin. Der Ire gewann zweimal in Folge die Open Championship und 2008 auch noch die PGA Championship, drei Siege innerhalb von sechs Majors - es war Paddys ganz große Zeit. Dabei war er damals auch schon als ewiger Zweiter abgestempelt, ehe der Knoten endlich platzte und Harrington für all seine harte Arbeit belohnt wurde. Wenn es egal bei welchem Turnier dunkel wird und man auf der Range noch einen Spieler sieht, ihn aber nicht mehr genau erkennen kann, handelt es sich im Zweifel immer um Harrington. Oder um Vijay Singh.

Wenn man ehrlich ist, muss man aber auch sagen, dass seit Harringtons überragender Phase nicht mehr viel bei ihm läuft. Leider. Auch jetzt scheiterte Harrington nach Runden von 74 und 78 Schlägen klar am Cut. Und selbstverständlich sah man ihn danach schon wieder auf der Range, wie er kniend irgendwelche Übungen machte. Einfach unfassbar, der Typ. Apropos unfassbar: Auch wenn Harrington momentan bei Majors kein Faktor ist, blind spielt keiner besser als Paddy. Einfach das Video anschauen und staunen! Und eher nicht nachmachen...

8. Stenson gewinnt Wet-T-Shirt-Contest! Henrik Stenson, der Sensations-Mann der letzten Saison mit dem Double-Double-Race-to-Dubai-Fed-Ex-alles-Triumph, hatte mit dem Ausgang der Open zwar nichts zu tun (geteilter 39. Platz) und muss weiter auf seinen ersten Major-Sieg warten, aber für das Par-10 ist der Schwede dennoch ein Champion.

Punkt 1: Der Autor liebt aus persönlichen Gründen Leute, die Schläger zerbrechen, und Stenson vollbrachte in dieser Kategorie an Tag 1 an der 17 ein Meisterstück. Stark, Henrik! Punkt 2: Als es an Tag 3 nach Ende der Runde wirklich anfing zu schütten (super Timing, Wettergott), schüttete ein schon durchnässter Stenson einfach mal so einen Eimer Wasser über sich aus und gewann damit eindeutig den Wet-T-Shirt-Contest von Hoylake!

7. Die Leiden des Ernie E.: Da machst du deinen ersten Schlag im Turnier und beförderst damit sofort mal einen älteren Herrn ins Krankenhaus, was ein Albtraum-Start! Els hookte seinen Abschlag am Donnerstag an der 1 nach links und traf einen Zuschauer mitten im Gesicht. Als Els den blutüberströmten Mann sah, war sein Tag vorbei. Els war komplett von der Rolle. Auf dem 1. Grün brauchte Els aus 20 Zentimetern drei Putts, einen schob er mit der Rückhand vorbei, Els lag 7 über nach 9 Löchern, es war ein totales Desaster. Am Ende stand eine 79 auf der Scorekarte und Els war in Gedanken immer noch beim Opfer seines Tee-Shots.

Die gute Nachricht: Wenigstens konnte The Big Easy mit ihm sprechen und mit verschenkten Tickets fürs Wochenende sein schlechtes Gewissen beruhigen. Els war aber beileibe nicht der einzige Spieler, der in den Tagen der Open Zuschauer oder Marshalls abschoss. Warum einige Spieler nicht in der Lage sind, "Fore" zu brüllen, wenn sie sehen, dass ihre Schläge genau in die Zuschauer fliegen, und stattdessen nur den Arm ausfahren, bleibt übrigens ihr Geheimnis.

6. Der Fabrik-Arbeiter mit der 70! Gestatten, John Singleton, Gabelstaplerfahrer in einer Plastikproduktion und Hobby-Golfer. Die Fabrik, in der ich arbeite, ist zehn Autominuten von Royal Liverpool entfernt. Als die Open 2006 zum letzten Mal in Hoylake war, habe ich die Deadline fürs Qualifying verpasst. Ich war aber trotzdem da, an Tag drei, und habe mich volllaufen lassen, um meinen Kummer zu ertränken. Dieses Mal habe ich es wieder versucht, mich zu qualifizieren, auf Drängen meiner schwangeren Freundin.

Ich habe die etwa 180 Euro bezahlt, ganz schön viel Geld für mich, um die Quali zu spielen, mir von einem Freund zwei Wedges geliehen (meine sind scheiße) und ab ging die wilde Fahrt. Ich musste ein 4-Mann-Stechen überstehen, dann hatte ich mich tatsächlich für die Open qualifiziert. Unfassbar. Mein Chef hat sogar allen Mitarbeitern Sonderurlaub genehmigt, um mich anfeuern zu können. Den Cut habe ich leider nicht geschafft, aber meine 70 an Tag zwei mit drei Birdies an den letzten vier Löchern und nur 24 Putts war gar nicht so schlecht. Für mich wurde in dieser Woche jedenfalls ein Lebenstraum wahr. John Singleton, Gabelstaplefahrer. Open-Legende.

5-1: Platz 69, Platz 70, Tournee-Rickie, die Daddy-Wette und die Rors-Show