Weiter meinte der 65-Jährige: "Wenn ich irgendwo unterstützen könnte, würde ich es wahrscheinlich tun!" In welcher Form ein solches Engagement stattfinden würde, ließ Tönnies offen, insbesondere aufgrund der aktuellen Geschehnisse in der Ukraine und seinem Verhältnis zu Hauptsponsor Gazprom kommen diese Aussagen dennoch überraschend.
Als Reaktion auf den russischen Einmarsch im Nachbarland hatte S04 bekanntgegeben, dass Matthias Warnig sein Mandat im Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung niederlegt. Der 66-Jährige, der als CEO der "Nordstream 2 AG" tätig ist, gehörte dem Gremium seit Juli 2019 als kooptiertes Mitglied an und war von Gazprom entsandt worden.
Zudem erschien Trainer Dimitrios Grammozis am Donnerstag mit einer neutralen Jacke ohne Gazprom-Logo zur Pressekonferenz. Bereits zwei Tage zuvor hatte Schalke "mit großer Sorge" auf die Anerkennung der ostukrainischen Separatistengebiete durch Russland reagiert. "Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren - zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen." Der Klub sei sich durch das Sponsoring "seiner besonderen Rolle unter den deutschen Sportvereinen bewusst".
Das Sponsoring von Gazprom war und ist für das finanzielle Überleben der Gelsenkirchener, die mehr als 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten aufweisen, von elementarer Bedeutung, Auch nach dem Bundesliga-Abstieg erhält S04 rund neun Millionen Euro jährlich. Im Falle des Aufstiegs würde sich dieser Betrag wieder verdoppeln - Aufstiegsprämie inklusive. Zudem soll der Sponsor (Vertrag bis 2024) bereits in Vorleistung getreten sein.
Clemens Tönnies holte Gazprom einst zu Schalke 04
2020 hatte Tönnies eine Rückkehr zu S04 noch ausgeschlossen: "In der Struktur, wie wir sie heute haben, nicht. Ich habe meine beste Zeit hinter mir", sagte er in der Sky-Sendung "Meine Geschichte": "Da muss jemand hin, der jung und agil ist. Mit Rat und Tat zur Seite stehen, würde ich immer!"
Tönnies hatte den russischen Staatskonzern Gazprom 2007 zu S04 geholt, im Oktober des Vorjahres erhielt der Fleischfabrikant sogar eine Privataudienz beim russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Dresdner Hotel, bei dem der Machthaber sich ein Trikot der Königsblauen überzog. Seitdem hat sich das Verhältnis Russlands zum Westen spätestens nach der völkerrechtswidrigen Invasion auf der Krim-Halbinsel 2014 verschärft, schon damals forderten die Fans in einer Petition eine Distanzierung von Putin.
2020 war Tönnies infolge eines Corona-Ausbruchs in seinem Hauptwerk nach über 25 Jahren aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten, ein Jahr zuvor hatte er mit rassistischen Aussagen für Aufsehen gesorgt. Beim Tag des Handwerks erklärte er, man solle lieber Kraftwerke in Afrika finanzieren anstatt die Abgaben zu erhöhen: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren." Nach einer dreimonatigen Pause kehrte er in den Aufsichtsrat zurück.