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WM 2022 in Katar: FIFA-Präsident Gianni Infantino zieht Fazit und begründet "One Love"-Verbot

SID
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FIFA-Präsident Gianni Infantino hat sich am Freitag auf einer Pressekonferenz in Doha zu diversen Themen rund um die WM 2022 in Katar geäußert. Infantino zog ein Fazit der Weltmeisterschaft, erklärte das Verbot der "One Love"-Binde und will für die WM 2026 noch einmal über das Vorrunden-Format nachdenken.

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  • WM 2022 in Katar: Fazit von FIFA-Präsident Gianni Infantino

Der 52-Jährige hat kurz vor dem Finale erwartungsgemäß ein äußerst positives Fazit gezogen. "Für mich war die WM ein unglaublicher Erfolg in allen Bereichen", sagte er. Der Fußball habe die Welt "vereint". Es habe nicht einen einzigen negativen Vorfall geben, das sei "einzigartig".

Infantino bedankte sich zudem beim Gastgeber Katar, den Volunteers und allen, "die das Turnier zur besten WM aller Zeiten gemacht haben. Die Menschen wollten ihre Zeit genießen, die Probleme vergessen und Spaß haben".

Viele Menschen hätten die arabische Welt durch die WM entdeckt, "eine Welt, die sie nicht kannten - oder nur aus den Medien", sagte Infantino. Diejenigen, die nach Katar gekommen seien, "haben entdeckt, dass das, was sie dachten, nicht der Wahrheit entsprach". Die Menschen in Katar "haben ihre Häuser und Türen geöffnet. Sie haben alle Menschen aus der ganzen Welt empfangen", sagte der FIFA-Chef.

"Das, was hier im Nahen Osten erreicht wurde, ist etwas Einzigartiges. Das ist etwas, das nur eine WM erreichen kann", sagte Infantino. Deshalb müsse es die "Mission" der FIFA sein, Wettbewerbe wie die WM auch "in neuen Ländern" zu organisieren.

Die "One Love"-Kapitänsbinde war eines der beherrschenden Themen bei der WM 2022.
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Die "One Love"-Kapitänsbinde war eines der beherrschenden Themen bei der WM 2022.
  • WM 2022 in Katar: Infantino über die "One Love"-Binde

Zudem verteidigte Infantino das umstrittene Verbot der "One Love"-Binde. "Da geht es nicht so sehr darum, etwas zu verbieten oder nicht. Es geht darum, dass man die Regeln einhält", sagte er: "Auf dem Fußballplatz wird Fußball gespielt. In dem Moment, in dem der Platz betreten wird, müssen wir den Fußball respektieren. Deshalb gibt es diese Regelungen, das ist nichts Neues."

Die deutsche Nationalmannschaft hatte wie sechs weitere europäische Nationen die für Vielfalt und Toleranz stehende Kapitänsbinde tragen wollen, nach Androhung von Sanktionen durch die FIFA kurzfristig aber verzichtet. "Natürlich gibt es unterschiedliche Bedenken, unterschiedliche Kulturen haben unterschiedliche Sichtweisen", führte Infantino aus: "Als FIFA müssen wir uns um jeden kümmern, möchten niemanden diskriminieren." Regeln seien das Element, in dem alle Nationen zusammenkämen.

Für die Milliarden Menschen vor den Fernsehern sei der Fußball auch eine Fluchtmöglichkeit vor ihrem Alltag. "Sie möchten nur 90 Minuten, oder jetzt 100 Minuten oder sogar 120 bis Elfmeterschießen, ohne dass sie über etwas anderes nachdenken müssen. Wir müssen all den Menschen in ihrem Leben einen Moment geben, in dem sie ihre Probleme vergessen und den Fußball genießen können."

  • Doch weiter Vierergruppen bei der WM 2026?

Infantino will das angedachte Format für die WM 2026 nochmals überdenken und womöglich weiter auf Vierergruppen zurückgreifen. "Nach dieser WM und dem Erfolg der Gruppen mit vier Mannschaften müssen wir das nochmal diskutieren", sagte er: "Man wusste bis zur letzten Minute der Spiele nicht, wer weiterkommt. Das war unglaublich."

Ursprünglich waren für die auf 48 Teams erweiterte WM in den USA, Mexiko und Kanada 16 Dreiergruppen angedacht, Infantino brachte nun als Alternative zwölf Vierergruppen ins Spiel. Durch die Aufblähung erwarte er generell 50 Prozent mehr an Einnahmen.

Bereits im Zyklus vor der Katar-WM hatte der Weltverband einen Umsatz von 7,5 Milliarden Euro gemacht und damit gegenüber dem vorherigen WM-Zyklus bis 2018 eine Steigerung von einer Milliarde Euro erzielt.

Er denke, dass dank der WM 2026 "der Fußball in Nordamerika boomen wird", so Infantino: "Wir sind optimistisch in Sachen Kraft des Fußballs. Wir sind überzeugt, dass Fußball auch in Nordamerika die Nummer 1 werden kann. Vielleicht erst Nummer 2 und dann mit der Zeit Nummer eins." Man plane viele "Attraktionen" für die Fans. Er rechne mit rund 5,5 Millionen zur Weltmeisterschaft 2026 reisenden Anhängern.

  • FIFA-Präsident Gianni Infantino: Auch 2027 Wiederwahl damit möglich

Infantino kann offenbar formal bis ins Jahr 2031 im Amt bleiben. Auf der Sitzung des Councils des Weltverbandes sei am Freitag klargestellt worden, "dass ich mich in meiner ersten Amtszeit befinde", berichtete der 52-Jährige.

Infantino hatte Anfang 2016 mitten in der laufenden Periode das Amt des zurückgetretenen Joseph S. Blatter übernommen. Diese ersten Jahre als FIFA-Präsident werden offiziell nicht als erste Amtszeit gewertet.

Stattdessen gilt als erste Amtszeit der Zeitraum von seiner ersten ordentlichen Wahl 2019 bis ins Jahr 2023. Ein FIFA-Präsident darf laut Statuten nur für drei Amtszeiten von jeweils vier Jahren gewählt werden. Beim FIFA-Kongress in Kigali tritt Infantino im kommenden Jahr ohne Gegenkandidat zur Wiederwahl an, auch 2027 könnte er sich gemäß der konkretisierten Auslegung der Zahl der Amtszeiten nochmals zur Wiederwahl stellen.

  • FIFA: Budget für 2023-2026 steigt auf elf Milliarden Dollar

Ein Rekordbudget von elf Milliarden Dollar (10,35 Milliarden Euro) hat der Fußball-Weltverband am Freitag für den Zyklus 2023 bis 2026 verabschiedet. Als Investitionen in den Fußball sind 9,7 Milliarden Dollar (9,13 Milliarden Euro) vorgesehen. Das verkündete die FIFA am Freitag in einer Pressemitteilung.

Bereits im Zyklus vor der Katar-WM hatte der Weltverband einen Umsatz von 7,5 Milliarden Dollar (7,06 Milliarden Euro) gemacht und damit eine Steigerung von einer Milliarde Dollar (940 Millionen Euro) gegenüber den bisherigen Planungen erzielt.

Für den Frauenfußball bleibt die derzeitige Terminstruktur des internationalen Spielkalenders bis 2025 unverändert. In den Jahren 2024 und 2025 wird über die Gastgeber der WM-Endrunden 2027 und 2031 entschieden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will sich zusammen mit den Niederlanden und Belgien um die WM 2027 bewerben. Als deutsche Spielorte sind Dortmund, Duisburg, Düsseldorf und Köln vorgesehen.

Die Klub-Weltmeisterschaft wird ab dem Jahr 2025 mit 32 Mannschaften ausgespielt. Über Austragungsort und weitere Details sei auf der Sitzung des Rates des Weltverbandes am Freitag noch nicht gesprochen worden. Auch eine Klub-Weltmeisterschaft für Frauen sei in Planung. Die Erweiterung des Frauenturniers bei den Olympischen Spiele von 12 auf 16 Teams wurde ebenfalls unterstützt.

Im März 2019 hatte sich der FIFA-Rat bei den Männern für einen Erhöhung der Teilnehmerzahl bei der Klub-WM der Männer entschieden. Die ursprünglich geplante Erstaustragung im neuen Format mit 24 Mannschaften in China fiel 2021 aufgrund der Corona-Pandemie aus. Die kommende Klub-Weltmeisterschaft wird noch im alten Format vom 1. bis 11. Februar 2023 in Marokko ausgespielt. Bereits 2013 und 2014 hatte Marokko das Turnier ausgerichtet.

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