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WM 2022 - Kroatien vs. Marokko: 2:1: Außenseiter geht leer aus - glaubt aber an afrikanischen WM-Triumph

Von SID
Walid-regraoui
© getty

Kroatien schlägt Marokko im kleinen Finale, und ein ganzes Land umarmt Luka Modric. War es das letzte große Turnier des ehemaligen Weltfußballers? Beim Gegner sieht man die Zukunft für den afrikanischen Fußball positiv.

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Luka Modric zeigte beide Fäuste und versank dann in den Armen seiner Teamkollegen. Während die geschlagenen "Atlas-Löwen" nach dem bitteren Ende des marokkanischen WM-Märchens mit dem Schiedsrichter diskutierten, genoss Kroatiens Kapitän seinen vielleicht letzten großen Coup - ein Hauch von Abschied wehte durch das Khalifa-International-Stadion.

Mit 2:1 (2:1) gewann Kroatien das Spiel um Platz drei gegen Marokko. Anschließend stellte Modric zwar klar, dass er sich noch nicht zurückzieht aus der Nationalmannschaft. Bis zur EM 2024 in Deutschland könnte die Zeit aber doch zu lang werden für den 37-Jährigen.

Er wisse es noch nicht, sagte Modric, "wir werden sehen. Ich bin glücklich in der Nationalmannschaft. Ich möchte mindestens noch die Nations League spielen. Danach werde ich über die EURO nachdenken." Im kommenden Sommer spielt Kroatien das Final Four der Nations League in den Niederlanden. Und die ganze Nation würde ihn gerne auch ein Jahr später noch im karierten Trikot sehen.

Die großen Momente am Samstag gehörten anderen, Josko Gvardiol (7.) von RB Leipzig und Mislav Orsic (42.) trafen zum Sieg, Kroatien steht damit zum dritten Mal auf dem WM-Podest. 1998 war das kleine Land vom Balkan Dritter, zuletzt 2018 gar Vize-Weltmeister, Kroatien ist offensichtlich angekommen unter den Besten der Welt. "Diese Medaille ist für uns, für mich, für Kroatien sehr wichtig", sagte Modric: "Wir verlassen Katar als Gewinner."

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WM 2022, Kroatien vs. Marokko: Orsic entscheidet Partie mit Traumtor

Marokko wirkte müde, verpasste nach dem Aus im Halbfinale gegen Frankreich (0:2) auch im kleinen Finale einen großen Sieg, der zwischenzeitliche Ausgleich von Achraf Dari (9.) genügte nicht. Geschichte hat das Team dennoch geschrieben, kein afrikanisches Land schaffte es zuvor in ein WM-Halbfinale.

Vor 44.137 Zuschauern hatten Modric und sein Team den besseren Start erwischt, machten Druck und gingen früh verdient in Führung. Lovro Majers Freistoß fand den Kopf von Ivan Perisic, der in der Mitte Gvardiol bediente - eine starke Variante und ein besonderer Treffer: Der Leipziger ist mit 20 Jahren nun jüngster WM-Torschütze Kroatiens.

Der Ausgleich fiel allerdings nur zwei Minuten später, wieder gingen ein Freistoß und ein kroatischer Kopfball voraus, und wieder war Majer beteiligt. Der defensive Mittelfeldspieler verlängerte unfreiwillig, Dari traf aus kurzer Distanz.

Modric indes war viel damit beschäftigt, Kroatiens Spielaufbau auszulösen, hatte wenige Aktionen im letzten Drittel, einmal nur schloss er gefährlich ab (24.). Das Kunstvolle übernahm dann Orsic: Von halblinks schloss er mit der Innenseite ab, über Bono hinweg traf er den Innenpfosten - die erneute Führung für Kroatien.

Orsic eröffnete mit einem Schuss ans Außennetz (47.) auch die zweite Spielhälfte, der Schwung versandete dann allerdings. Als Gvardiol nach einem Kontakt mit Sofyan Amrabat im gegnerischen Strafraum fiel, wurde es noch einmal intensiv, die Kroaten forderten Elfmeter (74.). Schiedsrichter Abdulrahman Al Jassim (Katar) pfiff aber nicht.

WM 2022: Marokko-Coach Walid Regragui glaubt an afrikanischen Triumph

Marokkos Trainer Walid Regragui geht fest von einem afrikanischen Triumph bei einer der kommenden Ausgaben der Fußball-WM aus. "In den nächsten Jahren wird eine Mannschaft aus Afrika Weltmeister", sagte der 47-Jährige.

Alle afrikanischen Teams könnten in Zukunft von den Auftritten der Marokkaner in Katar profitieren. "Warum erreichen die Europäer immer die letzten Runden des Turniers?", fragte Regragui: "Sie haben die Erfahrung." Durch den vierten Platz habe man gezeigt, "dass wir in Afrika hart arbeiten und eine große Zukunft vor uns haben. Wir haben das Ziel, eines Tages die WM zu gewinnen."

Regragui, der als nächstes Ziel für Marokko erneut einen Erfolg beim Afrika-Cup ausgab, äußerte zudem Kritik, dass sich nur fünf afrikanische Teams für die WM qualifizieren konnten. Dies sei "eine Schande. Jedes Mal müssen wir kämpfen, um dabei zu sein." Bei der auf 48 Mannschaften erweiterten WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko werden es erstmals neun Startplätze sein.

Kroatien - Marokko: Die Stimmen

Zlatko Dalic (Nationaltrainer Kroatien): "Wir haben Bronze gewonnen, aber die Medaille glitzert wie Gold für uns. Wir waren froh, als der Schiedsrichter endlich abgepfiffen hat. Das heute Abend ist der emotionalste Moment der WM für uns, dafür trainieren und leben wir. Es ist das Ende einer Reise. Ob das auch das Ende dieser Generation ist? Ich denke nicht. Kroatien muss keine Angst haben vor der Zukunft."

Walid Regragui (Nationaltrainer Marokko): "Wir haben alles gegeben, aber der Motor ist kaputt gegangen. Natürlich sind wir enttäuscht, aber wenn wir morgen aufwachen, realisieren wir, dass wir etwas Fantastisches erreicht haben. Wir sind trotzdem glücklich, weil wir zu den vier besten Teams der Welt gehören. Wir haben gezeigt, dass wir in Afrika hart arbeiten und eine große Zukunft vor uns haben. Wir haben das Ziel, eines Tages die WM zu gewinnen."

Kroatien - Marokko: Die Daten zum Spiel

Kroatien: Livakovic - Stanisic, Sutalo, Gvardiol, Perisic - Modric, Kovacic - Majer (ab 66. Petkovic), Kramaric (ab 61. Vlasic), Orsic (ab 90.+5 Jakic) - Livaja (ab 67. Pasalic). - Trainer: Dalic

Marokko: Bono - Hakimi, El-Yamiq (ab 67. Amallah), Dari (ab 64. Benoun), Attiat-Allah - Amrabat - El Khannouss (ab 56. Ounahi), Sabiri (ab 46. Chair) - Ziyech, En-Nesyri, Boufal (ab 64. Zaroury). - Trainer: Regragui

Schiedsrichter: Abdulrahman Al Jassim (Katar)

Tore: 1:0 Gvardiol (7.), 1:1 Dari (9.), 2:1 Orsic (42.)

Zuschauer: 44.137 (in Ar-Rayyan)

Gelbe Karten: - Ounahi, Amallah