WM

Katar: "Vorsätzliche Verantwortungslosigkeit"

SID
Das Khalifa International Stadium in Katars Hauptstadt Doha
© getty

Der WM-Gastgeber 2022 gerät wegen der mangelhaften Arbeitsbedingungen seiner Gastarbeiter auf den Stadion-Baustellen erneut unter Druck. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat Katar dringend zur Einführung von Gesetzen zum Schutz der bis zu 800.000 Gastarbeiter vor der Wüstenhitze und den Weltverband FIFA zum Handeln aufgefordert. Zudem drängt die in New York sitzende Organisation auf die Untersuchung von Todesfällen.

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"Das Versagen der katarischen Behörden, elementaren Schutz vor der Hitze einzurichten, die Empfehlung zu ignorieren, die Todesfälle zu untersuchen und die Verweigerung Daten darüber freizugeben, stellen eine vorsätzliche Verantwortungslosigkeit dar", sagte der Autor des Berichts Nicholas McGeehan.

Die FIFA, nationale Verbände und Sponsoren sollen zudem Schutzmaßnahmen für die Arbeiter in dem Emirat verlangen: "Sie sollen Antworten auf zwei simple Fragen fordern: 'Wie viele Arbeiter sind seit 2012 gestorben und woran?'."

WM-OK widerspricht Vorwürfen

Das katarische WM-OK wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme am Mittwoch kategorisch zurück: "Wir widersprechen dieser Darstellung, dass wir unserer Verantwortung gegenüber den Arbeitern nicht gerecht werden. Das Wohlergehen und die Sicherheit unserer Arbeiter stehen bei uns an oberster Stelle. Dennoch werden wir uns mit der Kritik von HRW auseinandersetzen."

Zudem wurde offiziell bestätigt, dass es bislang zwei arbeitsbedingte Todesopfer und neun nicht arbeitsbedingte Todesfälle von Arbeitnehmern gegeben habe. "Wir bedauern zutiefst den Tod eines jeden Arbeiters, und wir behandeln jeden Vorfall mit größter Ernsthaftigkeit", so das OK, das nach eigenen Angaben HRW alle Sterbeurkunden zur Verfügung gestellt hat.

Katar: Temperaturen bis 50 Grad Celsius

Auf Druck der internationalen Gemeinschaft hatte Katar eingeführt, dass Arbeiter vom 15. Juni bis 31. August nicht zwischen 11.30 Uhr und 15 Uhr draußen arbeiten dürfen. Zu dieser Jahreszeit können Temperaturen in von bis zu 50 Grad Celsius erreicht werden. HRW sagte aber, der Schritt sei nicht weitreichend genug. "Die Beschränkungen müssten sich nicht nach einer Uhrzeit oder einem Kalender richten, sondern nach tatsächlichen Temperaturen", sagte die Anwältin Sarah Leah Whitson.

Seit 2012 seien keine weiteren Zahlen zu Todesfällen auf den Baustellen zugänglich gemacht worden. Von damals 520 Toten aus Bangladesch, Indien und Nepal seien 385 (74 Prozent) "weder erklärt noch geprüft" worden. Zwischen Oktober 2015 und Juli 2017 vermeldeten die WM-Gastgeber zehn Tote, acht wurden als "nicht im Zusammenhang mit der Arbeit stehend" klassifiziert.

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