WM

Deutschland - Schweden 2:1: 90.+5! Kroos rettet Sieg und hält WM-Träume am Leben

Kroos' Versuch in der 95. Minute schlug unhaltbar im langen Eck ein.
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat das zweite Gruppenspiel gegen Schweden in letzter Sekunde mit 2:1 (0:1) gewonnen. In der letzten Minute der Nachspielzeit wurde Toni Kroos mit einem Traumtor zum Matchwinner. Damit hat die DFB-Elf das Achtelfinale wieder in eigener Hand.

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Joachim Löw krempelte seine Elf im Vergleich zur Niederlage gegen Mexiko auf vier Positionen um, veränderte aber nichts am vertrauten 4-2-3-1: Hector kam für Plattenhardt, Rüdiger für den verletzten Hummels. Rudy ersetzte Khedira neben Kroos, zudem spielte Özil nach 26 Spielen bei großen Turnieren erstmals nicht von Anfang an. Draxler rückte ins Zentrum, auf links begann Reus. Die Schweden bauten nur einmal um: Manchester Uniteds Lindelöf übernahm in der Innenverteidigung für Jansson.

Deutschland begann das Spiel mit viel Schwung, drängte die Schweden in die eigene Hälfte zurück und hatte durch Draxler (3./8.) gute Chancen. Die Skandinavier hatten mit der schnellen und variablen Offensive der DFB-Elf große Mühe, kam in der ersten Viertelstunde zu zwei guten Kontern.

Nach einer Viertelstunde kam Schweden etwas besser ins Spiel, Deutschland konnte das Tempo nicht ganz halten. Als Rudy mit stark blutender Nase lange behandelt und schließlich ausgewechselt werden musste, hatte Schweden endgültig ins Spiel gefunden. Der Treffer von Toivonen resultierte aus einem kapitalen Fehlpass von Kroos, Rüdiger fälschte zudem entscheidend zur Bogenlampe ab.

Die DFB-Elf verfiel bis zur Pause in alte Muster, schlug ideenlose Flanken und konnte sich bei Neuer bedanken, dass Berg vor dem Pausenpfiff nicht auf 2:0 erhöhte. Löw reagierte und brachte Gomez als zentrale Spitze für Draxler, der Stuttgarter war am Ausgleich durch Reus prompt beteiligt. Jetzt war Deutschland in einer zunehmend hitzigen Partie wieder am Drücker, Müller verpasste per Kopf nur knapp, ebenso Reus mit einem Hackenversuch (61.).

In der letzten halben Stunde wurde es zum Geduldsspiel. Immer wieder setzte sich Deutschland am schwedischen Strafraum fest und versuchte mit Diagonalbällen, den Riegel zu knacken. Hochkarätige Chancen waren zunächst Mangelware, ebenso wie schwedische Konter. Boatengs zweite Gelbe Karte machte es ganz schwer, Olsen hielt noch einmal überragend gegen Gomez (88.), Brandt traf in der Nachspielzeit nur den Pfosten. Als alle mit einem Unentschieden rechneten, schlenzte Toni Kroos einen Freistoß von der linken Strafraumkante traumhaft ins lange Eck.

Die Daten des Spiels Deutschland - Schweden

Tore: 0:1 Toivonen (32.), 1:1 Reus (48.), 2:1 Kroos (90.+5)

Gelb-Rote Karte: Jerome Boateng (82./Deutschland)

  • Deutschland brauchte 34 Torschüsse, um sein erstes Tor bei dieser Weltmeisterschaft zu erzielen.
  • In den letzten acht WM-Spielen, in denen man zur Pause zurücklag, konnte die DFB-Elf keinen Sieg einfahren (3 Remis, 5 Niederlagen). Diesmal gelang das Comeback.
  • Boatengs Gelb-Rote Karte war der erste Platzverweis für den DFB seit Miroslav Klose 2010 gegen Serbien.
  • Toivonen schoss in 23 Ligue-1-Spielen für Toulouse in dieser Saison kein Tor - bei 19 Schüssen. Bei der WM traf er mit seinem zweiten Torschuss.
  • Olsen kassierte sein erstes Tor nach 548 Minuten ohne Gegentreffer - das letzte Mal, dass Schwedens Keeper hinter sich greifen musste, war im Oktober 2017 gegen die Niederlande. Danach hielt er fünf Mal die Null.

Der Star des Spiels: Marco Reus (Deutschland)

Rechtfertigte seinen Einsatz von Beginn an: Spielfreudig und mit Elan nach vorn. Erzielte den Ausgleich, hätte bei seinem Hackenversuch mit etwas besserem Timing auch noch ein zweites Tor erzielt.

Der Flop des Spiels: Julian Draxler (Deutschland)

Sollte Mesut Özil in der Zentrale ersetzen - ein Bewerbungsschreiben war es nicht. Nur 33 Ballaktionen, schwache Zweikampfquote und mit vielen Fouls. Muss aus seiner Chance zu Beginn des Spiels mehr machen. Löw nahm ihn zur Pause für Gomez runter. Ebenfalls mit einem Bärendienst fürs Team: Jerome Boateng mit seinem Platzverweis.

Der Schiedsrichter: Szymon Marciniak (Polen)

Sah sich heftigen Protesten gegenüber, als Boateng bei Bergs Abschluss in Halbzeit eins unsauber eingriff. Bei einem Elfmeterpfiff kann sich Deutschland nicht beschweren, allerdings auch clever von Boateng gemacht - kein Strafstoß, den man unbedingt geben muss. Ansonsten in der Leitung des Spiels souverän, wusste die hitzigen Situationen zu entschärfen. Boatengs Foul in der Schlussphase war an der Grenze zu glatt Rot.

Die Reaktionen der Trainer

Joachim Löw (Trainer Deutschland): "Der Sieg kam glücklich in der Nachspielzeit und in Unterzahl zustande. Letztendlich war es schon auch verdient, weil wir an uns geglaubt haben, drangeblieben sind. Wir haben eine gute Moral bewiesen. Eigentlich hatte Schweden nur zwei Möglichkeiten. So ein Fehler passiert auch einem Spieler wie Toni Kroos. Ich freue mich sehr, dass er dann das Tor erzielt hat. Heute haben wir bei weitem weniger Fehlpässe gesehen als gegen Mexiko. Bei unserem offensiven Drang kann ein Fehler immer zu einem Gegentor führen."

Janne Andersson (Trainer Schweden): "Einige der Deutschen fingen an zu feiern, indem sie in unsere Richtung liefen und Gesten zu machen, das hat mich sehr geärgert, das war respektlos. Wir haben 90 Minuten gekämpft, wenn dann der Schlusspfiff ertönt, schüttelt man sich die Hand und verhält sich nicht so. Ich habe mich wirklich sehr darüber geärgertWir haben 95 Minuten gekämpft, stehen aber am Ende mit leeren Händen da. Das war sehr enttäuschend. Die TV-Bilder haben gezeigt, dass es in der ersten Hälfte ein Elfmeter hätte für uns sein müssen."

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