WM

Ein Trio für den vierten Titel

Von Stefan Rommel
Weltklasse! Dieses Tor von Mario Götze (r.) machte Deutschland zum Weltmeister
© getty

Deutschland ist Weltmeister 2014! Im Finale von Rio de Janeiro krönte sich die DFB-Auswahl durch ein 1:0 (0:0, 0:0) nach Verlängerung gegen Argentinien zum vierten Mal zur besten Mannschaft der Welt. Im Maracana erzielte der eingewechselte Mario Götze in der 113. Minute das Tor zum Himmel für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw.

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Für Deutschland war es der vierte Sieg in Folge bei einer Weltmeisterschaft über Argentinien, das weiter auf den dritten Stern warten muss.

Bundestrainer Löw musste wenige Minuten vor dem Anpfiff seine Startformation ändern, weil Sami Khedira wegen Wadenproblemen passen musste. Für Khedira kam Christoph Kramer zu seinem ersten Startelfeinsatz überhaupt in einem Pflichtspiel.

Analyse: Götze schießt Deutschland zum Weltmeister-Titel!

Neben Torschütze Götze, der sich die Bestnote durch seine Weltklasse-Aktion beim Tor erspielte, überzeugten besonders die in 120 Minuten überragenden Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng.

Die deutsche Mannschaft in der Einzelkritik:

Manuel Neuer: Lange Zeit oft im Blickpunkt, ohne aber groß eingreifen zu müssen. Argentinien brachte dafür zu selten den Ball auch auf sein Tor. Nach 56 Minuten mit einer extrem riskanten Aktion, als er Higuain bei seiner Faustabwehr abräumte. Mit starkem Herauslaufen gegen Palacio bei dessen großer Chance in der Verlängerung. Stark, wie er Rojo kurz vor dem Ende und am äußersten Sechzehnereck den Ball vom Kopf klaute. Note 2

Philipp Lahm: Guter Beginn, sehr stark eingebunden ins deutsche Offensivspiel. Wurde dann mit zunehmender Spieldauer auch etwas vorsichtiger. Defensiv solide, aber von den Argentiniern auch nicht so gefordert wie auf der anderen Seite Höwedes. Dosierte seine Vorstöße mehr, rückte aber dann in der Verlängerung immer noch höher auf und spielte eine Art zusätzlicher Außenangreifer. Note 2

Jerome Boateng: Überragendes Spiel vom Münchener. Enorm stark im Stellungsspiel und mit einem halben Dutzend ebenso wichtigen wie großartigen Tacklings in höchster Not. Half Hummels mit durch die Partie, leistete sich nur eine kleine Unachtsamkeit, als er das Zuspiel auf Messi kurz nach der Pause nicht unterbinden konnte. Ansonsten: Der Fels im deutschen Abwehrzentrum. Vielleicht sein bestes Länderspiel überhaupt. Note 1

Mats Hummels: Wurde nach seiner Sehnenreizung rechtzeitig zum Finale wieder fit. Wurde früh in ein Laufduell gegen Messi gezwungen und sah dabei nicht besonders glücklich aus. Hatte einige Probleme in seinen Zweikämpfen und war nach gut 70 Minuten immer mehr am Ende mit seinen Kräften. Verließ drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit seine Position und gewährte Messi eine übergroße Lücke. Glück für Hummels, dass Boateng ausbesserte. Leistete sich noch einen schlimmen Stellungs- und Konzentrationsfehler bei Palacios Großchance in der Verlängerung. War lange ein Kandidat für einen Wechsel, blieb aber bis zum Ende drauf. Note 4

Benedikt Höwedes: Über seine linke Seite gab es die größten Probleme, Argentinien bespielte bevorzugt Höwedes' Aufgabenbereich. War einmal nicht auf seiner Position, rückte zweimal zu weit ein und ließ seine Flanke dadurch offen. Hatte Glück, dass er für sein überhartes Foul an Zabaleta nicht mit Rot vom Platz flog und traf in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum Abschluss aufreibender 45 Minuten aus fünf Metern per Kopf nur den Pfosten. Wurde von Argentinien im Spielaufbau fast völlig ignoriert, hatte aber nach einem Standard zwölf Minuten vor dem Ende erneut die große Chance - brachte aber den Ball nicht unter Kontrolle. Blieb offensiv dezent zurückhaltend wie in fast jeder Partie bisher. Note 4

Bastian Schweinsteiger: Ganz starker Beginn als Ballverteiler. Bewegte sich gut zwischen Abwehrkette und Mittelfeld hin und her und war so immer anspielbar. Mit zwei extrem wichtigen Aktionen im eigenen Strafraum, als er jeweils einen Pass von Messi blockte. Trieb nicht nur den Ball immer wieder energisch durchs Mittelfeld, sondern auch seine Kollegen lautstark an. Klarer Chef auf dem Platz. Absolut beeindruckend, wie er selbst härteste Fouls gegen Ende der Partie wegsteckte und sich in jeden Ball warf. Ein Vorbild für alle anderen. Note 1

Christoph Kramer: Rutschte eine Viertelstunde vor Spielbeginn aus dem Nichts für Khedira in die Startelf. Der musste wegen Wadenproblemen passen. Das erste Pflichtspiel für den Mönchengladbacher - und dann gleich in ein WM-Finale. War sehr gut drin im Spiel, mit vielen Ballkontakten und einer erstaunlich hohen Positionierung. In der 16. Minute dann von Garay mit der Schulter voll am Kopf getroffen. Lief von da an nicht mehr rund und musste nach einem weiteren unglücklichen Zusammenprall nach 31 Minuten vom Feld. Note 3

Toni Kroos: Von Beginn an nicht so richtig drin im Spiel und dann mit dem unglaublichen Fehler, als er Higuain den Ball unbedrängt in den Lauf köpfte. Von da an bis auf ein paar gute Seitenwechsel vor der Pause nahezu unsichtbar. Sein sicheres Passspiel ging der Mannschaft mit am meisten ab, das deutsche Spiel hatte nicht die klare Struktur wie noch in einigen anderen Partien davor. Auch im zweiten Durchgang kaum zu sehen - bis zur großen Schusschance zehn Minuten vor dem Ende, die er aber nur vorsichtig Richtung Romero schickte. Ein (zaghafter) Schuss wie ein Sinnbild für sein Spiel. Kam bis zum Schluss nicht mehr rein ins Spiel, das quasi komplett an ihm vorbeilief. Note 4,5

Thomas Müller: Musste so viel laufen und rochieren, dass er sich gar nicht mehr für den Torabschluss positionieren konnte. Seine Läufe machten den Weg frei für die deutschen Chancen aus dem Spiel heraus. Selbst gefährlich vor dem gegnerischen Tor wurde Müller überraschenderweise nicht. Trotzdem erneut ein gutes Spiel von Müller, weil er bei fast jeder gefährlichen Szene beteiligt war. Note 2

Miroslav Klose: Zwölf Jahre nach seinem ersten WM-Finale durfte Klose nun auch im womöglich letzten Länderspiel seiner Karriere von Beginn an ran. Mit einigen technischen Schwächen und etwas langsam in seinen Aktionen, kam immer wieder einen Schritt zu spät. Mit den besten Aktionen nach Ballverlusten und in der Defensive. Erster Abschluss erst nach 59 Minuten. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit ausgewechselt. Note 4,5

Mesut Özil: Begann energisch und sehr engagiert, mit gutem Aktionsradius und beherzten Dribblings. Auch in der Defensive auffällig. Rückte nach Kramers Aus ins Zentrum. Da aber nicht so dominant, wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Immer wieder mit guten Aktionen, die sich mit schwächeren abwechselten. Note 3,5

Andre Schürrle: Kam nach einer guten halben Stunde ins Spiel und hatte gleich eine starke Abschlussaktion. Hatte mit Zabaleta einen enorm aggressiven Gegenspieler, gegen den im Dribbling kaum etwas auszurichten war. War trotzdem immer wieder an ein paar gefährlichen Szenen beteiligt, da dann aber zu oft auch mit der falschen Entscheidung. Mit der vorentscheidenden Aktion bei seinem überragenden Sprint und der starken Flanke ins Zentrum, die das goldene Tor vorbereitete. Note 2

Mario Götze: Kam in der 89. Minute für Klose aufs Feld. Mit einem Schüsschen in der Nachspielzeit als Einführung. Danach gut unterwegs, aber nur selten in Tornähe. Die 113. Minute veränderte dann fast alles: Das schwierige Zuspiel von Schürrle perfekt angenommen und akrobatisch sowie unhaltbar vollendet. Note 1

Per Mertesacker: Kam in der 119. Minute für Özil ins Spiel. Gewann gleich seinen ersten Kopfball. Mehr hatte er nicht mehr zu tun. Keine Bewertung

Deutschland - Argentinien: Die Statistik zum Spiel