WM

Klinsmann zeigt sich kämpferisch

SID
Jürgen Klinsmann gibt sich vor dem Start in die WM selbstbewusst
© getty

Jürgen Klinsmann hat mit den USA die "schwerste" WM-Gruppe erwischt und hält den Titel für unrealistisch. Kämpferisch und optimistisch gibt er sich trotzdem.

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Mason und Justin sind aufgeregt. In die amerikanische Schule in São Paulo müssen sie heute nicht. Sie durften ins Trainingscamp des US-Soccer-Teams und warten nun auf Jürgen Klinsmann, ihren Helden. Das ist er immer noch, auch wenn er ihren zweitgrößten Helden, Landon Donovan, nicht mit zur WM nach Brasilien genommen hat. "Das war ein großer Fehler", sagt Justin (10): "Aber ich finde Klinsmann immer noch toll." Sogar großartig sei er, meint Mason (9), "mein Daddy hat gesagt, er sei der beste Trainer, den wir je hatten".

So gnadenlos positiv wie die beiden Jungs und ihre etwa zehn Freude, die fahnenschwenkend vor dem Trainingsgelände des FC São Paulo warten, sehen nicht alle US-Amerikaner ihren schwäbischen Trainer. Ein bisschen fühlt es sich für Klinsmann an wie vor der WM 2006 in Deutschland. Damals war der Bundestrainer zwar beliebt, aber er wurde intern wie extern auch bei jedem Schritt kritisch beäugt. Weil er seinen eigenen Kopf hat und seinen eigenen Weg geht.

Erinnerungen an 2006

Die Kritiker habe er damals sogar mit dem 4:2 im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica nicht beruhigen können, erinnert sich der 49-Jährige bei seinem ersten Auftritt vor der WM in Brasilien. "Wir haben vier Tore geschossen, es war eines der außergewöhnlichsten Eröffnungsspiele aller Zeiten", sagt er: "Und alle haben nur über die zwei Gegentore gemeckert."

Das alles mache ihm nichts aus, versichert der Wahl-Kalifornier. "Wir haben Millionen Bundestrainer in den USA. Jeder hätte 23 andere Spieler mitgenommen, jeder hätte ein anderes System gespielt", erklärt er: "Aber je schwieriger die Aufgabe wird, umso mehr genieße ich es."

Deshalb tritt Klinsmann am Mittwochmittag auch so auf, wie man ihn kennt. Braungebrannt und mit jeder Faser vor Optimismus und Kampfgeist strotzend. Ja, sein Team habe "die wahrscheinlich stärkste Gruppe der gesamten WM erwischt". Und nein, dass die USA in Brasilien Weltmeister werden sei "einfach nicht realistisch. Aber das", ergänzt Klinsmann, "war es bei Griechenland 2004 auch. Und sie haben trotzdem die EM gewonnen".

"The sky the limit"

Wenn sein Team erst einmal durch diese schwere Gruppe mit Deutschland, Ghana und Portugal durchkomme, dann sei "the sky the limit", der Himmel die Grenze, also nichts unmöglich. "Wir werden jedes Jahr stärker, und das ist nun unsere große Bühne, um zu zeigen, wie gut wir geworden sind", sagt Klinsmann und spricht dabei zu den Journalisten wie zu einer Mannschaft, die er motivieren will: "Wir sind nicht mehr der Underdog, als den uns viele sehen."

Das klingt nach "Capitano", nach "schon gar nicht von Polen", nach "durch die Wand hauen", nach all den Sprüchen, die man von der WM 2006, vom Film über das "Sommermärchen" kennt. Damals holte Klinsmann aus seinem Team wohl das Maximale raus. Sollte ihm das diesmal nicht gelingen, werden ihm viele US-Amerikaner das nicht verzeihen. Justin und Mason wohl schon. Wer Donovan aussortiert und trotzdem geliebt wird, darf praktisch alles.

Die Gruppe G im Überblick