Nils Petersen im "kicker meets DAZN – der Fußball Podcast": "Da wurden mir meine Grenzen aufgezeigt"

Von SPOX
Nils Petersen ist Gast in der neuesten Ausgabe des "kicker meets DAZN"-Podcasts.
© DAZN

Nils Petersen nimmt unter den vielen glatten Profis in der Bundesliga eine Sonderstellung ein - der Routinier des SC Freiburg hat etwas zu sagen und wird vor allen Dingen auch gehört. Wie nun in der aktuellen Ausgabe von "kicker meets DAZN - der Fußball Podcast".

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Da spricht Petersen nicht nur über die Besonderheiten seines Trainer Christian Streich und die des Standorts , sondern auch über seinen kurzen Abstecher zur Nationalmannschaft, die Causa Thomas Müller und seinen besten Mit- und härtesten Gegenspieler.

"Viele Fußballer sind heimatlos. Ich bin auch mit 15 Jahren von zu Hause weg und lebe mein halbes Leben woanders. Du sehnst dich nach diesem Heimatgefühl. Und wenn das wie hier in Freiburg da ist, willst du dieses Gefühl festhalten", sagt Petersen in der elften Ausgabe des Formats und legt angesprochen auf seinen aktuellen Trainer noch nach. "Die Menschlichkeit ist bei Christian Streich einzigartig! Er bittet uns Spieler auch mal, bestimmte Sachen zu lesen oder uns eine Meinung zu einem bestimmten Thema zu bilden. Er will vor allem, dass wir eine gewisse Dankbarkeit entwickeln und die Bodenhaftung nicht verlieren."

Petersen: "Hatte für den FC Bayern nicht die Qualität"

Diese sehr eigene Herangehensweise passe ziemlich gut zu seiner persönlichen Einstellung und der zu seinem Beruf. Wenngleich Petersen unter anderem während seiner Zeit beim großen FC Bayern auch die andere Seite der Medaille erleben durfte. Trotz geringer Einsatzzeiten wolle Petersen die Erfahrung beim Rekordmeister aber auf keinen Fall missen. "Ich hatte für den FC Bayern einfach nicht die Qualität. Ich habe es versucht und wusste, dass es schwer wird. Aber für meine Entwicklung war es trotzdem gut."

Ebenso wie danach in Bremen, wo er nicht nur beruflich wieder in die Spur finden konnte, sondern so etwas wie eine zweite Chance bekam. "Ich hatte in Bremen drei wundervolle Jahre und habe immer gedacht, ich werde mein Haus da bauen und alt werden", sagte Petersen, der sich auch eine Art Rentenvertrag bei Werder hätte vorstellen können. "Aber Fußball ist einfach so schnelllebig, dass du nicht planen kannst."

Prinzipiell könnte sich Petersen aber sein Karriereende in Freiburg vorstellen. Weil es ihm im Breisgau so gut gefällt und weil er im fortgeschrittenen Alter nicht noch einmal von vorne anfangen möchte. "Ich behaupte jetzt mal, dass ich keinen großen Wechsel mehr machen werde. Zu einem Konkurrenten zu gehen, macht wenig Sinn. Wenn man das mal erlebt hat, anzukommen und eine gewisse Beliebtheit ergattert zu haben, ist das viel mehr wert als ein anderer Vertrag."

Außerdem passe die Außenseiterrolle irgendwie ganz gut, aus der es sich ruhiger arbeiten und spielen lässt. Was wiederum die eigenen Leistungen etwas aufwertet. Denn: "In Freiburg zweistellig zu treffen, ist höher anzusiedeln, als in Wolfsburg oder Gladbach zweistellig zu treffen."

Nils Petersen ist Gast in der neuesten Ausgabe des "kicker meets DAZN"-Podcasts.
© DAZN
Nils Petersen ist Gast in der neuesten Ausgabe des "kicker meets DAZN"-Podcasts.

Petersen: Boateng war ein harter Gegenspieler

In Freiburg würde er - vorausgesetzt der SCF hält auch in diesem Jahr die Klasse - auch in den kommenden Jahren wohl wieder auf jene beiden Spieler treffen, die er als die beiden unangenehmsten seiner Karriere bezeichnet. Sein ehemaliger Mitspieler Jerome Boateng sei sein härtester Gegenspieler gewesen. Und das schon in der Jugend. "Ich kann mich noch an ein B-Jugendspiel gegen Jerome Boateng erinnern - Jena gegen Hertha. Da habe ich wirklich keinen Stich gesehen. Man denkt in der Jugend ja, man ist cool und sehr gut und wird mal Profi. Und da wurden mir meine Grenzen aufgezeigt."

Auch Mats Hummels gehört offenbar in diese Kategorie. "Gegen Mats Hummels spiele ich sehr ungern. Er antizipiert gut, bringt im richtigen Moment den Körper - einfach ein unangenehmer Gegenspieler. Ich bin aber auch ein dankbarer Gegenspieler für ihn als Timo Werner, weil ich ihm nicht weglaufe."

Wenn es einen härtesten oder schwersten Gegenspieler gibt, dann gibt es auch einen "besten" Mitspieler, mit dem Petersen jemals auf dem Platz gestanden ist. Und in Petersens Fall ist dies Philipp Lahm. "Er hat mich in meinem Jahr bei den Bayern erstaunt. Du hast im Training immer gewonnen, wenn du ihn in der Mannschaft hattest. Joshua Kimmich hat auch diese Qualität, nie verlieren zu wollen."

Nicht mehr Lahm, aber Boateng und Hummels traf Petersen übrigens im Kreis der Nationalmannschaft auch schon als Mitspieler. Im Mai 2018 berief ihn Bundestrainer Joachim Löw in den vorläufigen Kader zur WM in Russland, aus dem Petersen dann aber kurz vor Turnierbeginn wieder gestrichen wurde. Für Petersen im Rückblick aber trotzdem eine positiv besetzte Zeit. "Ich hätte gerne noch mehr aus meiner Karriere rausgeholt, aber ich bin total dankbar für das, was ich erreichen durfte. Das war viel mehr, als ich mir je hätte erträumen können."

Thomas Müller und Nils Petersen spielten sowohl beim FC Bayern als auch in der deutschen Nationalmannschaft zusammen.
© getty
Thomas Müller und Nils Petersen spielten sowohl beim FC Bayern als auch in der deutschen Nationalmannschaft zusammen.

Petersen über Müller: "Da scheißt du auf die Kohle"

Seine Nachfolge im DFB-Dress treten momentan die beiden Freiburger Teamkollegen Luca Waldschmidt und Robin Koch an, die gegen Argentinien ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft feiern durften. "Das macht mich am meisten stolz, dass wir mit Freiburg in den Fokus der Nationalmannschaft gerückt sind", sagt Petersen, der gerade von seinem Sturmkollegen Waldschmidt und dessen bescheidener Art sehr angetan ist. "Habe selten einen Spieler dieser Qualität und in diesem Alter erlebt, der so respektvoll damit umgeht, wenn er mal auf der Bank sitzt."

So wie Thomas Müller derzeit bei den Bayern. Mit seinem ehemaligen Mitspieler kann Petersen nicht nur wegen seiner Zeit in München und weil er selbst Angreifer ist, besonders mitfühlen. "Spieler wie Thomas Müller haben enormen Druck. Das ist nicht einfach. Klar kann man sagen, dafür wird er ja gut entlohnt. Aber jeder, der diesen Druck mal gespürt hat, weiß: Da scheißt du auf die Kohle, wenn es mal sportlich nicht läuft und es von allen Seiten auf dich einprasselt. Dann ist das wirklich nur noch Schmerzensgeld."

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