"Sein bestes Spiel in der Türkei": Als Franck Ribery Galatasaray zum Pokaltriumph gegen Fenerbahce führte

Von Oliver Maywurm
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© imago images

Franck Ribery war nur ein halbes Jahr bei Galatasaray, hinterließ aber dennoch seine Spuren. Vor allem im türkischen Pokalfinale von 2005.

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Auf der linken Seite wird Franck Ribery auf die Reise geschickt. Kurz vor der Torauslinie erreicht er den Ball noch, täuscht eine Flanke an und kappt in seiner unnachahmlichen Art und Weise dann doch nach innen ab. Gegenspieler Önder Turaci hatte da schon die Grätsche ausgepackt und berappelt sich nur langsam. Dass Ribery mit großer Übersicht nach hinten exakt in den Lauf von Necati Ates ablegt, kann er nicht verhindern. Ates bleibt cool, schiebt ein zum 2:0 für Galatasaray.

Erst gut 20 Minuten sind da gespielt an jenem 11. Mai 2005. Es ist das Finale um den türkischen Pokal, die Stimmung auf den Rängen ist riesig. Allen voran dank Ribery: Der damals gerade erst 22-jährige spätere Bayern-Star hatte nicht nur das 2:0 so überragend vorgelegt, sondern kurz zuvor den Führungstreffer gegen Fenerbahce selbst erzielt. Balsam auf die Seelen der Galatasaray-Fans, schließlich musste man in der Meisterschaft in jenem Jahr dem großen Erzrivalen den Vortritt lassen, Fener sicherte sich den Titel.

"Das Pokalfinale war damals wie eine Generalprobe für das Champions-League-Endspiel zwischen Liverpool und Milan, das zwei Wochen später ebenfalls im Atatürk-Olympiastadion in Istanbul stattfand", erinnert sich Emre Sarikus, Redakteur bei Goal Türkei.

Und es sollte der absolute Höhepunkt in Riberys letztlich nur ein halbes Jahr andauernder Zeit bei Galatasaray werden. "Es war sein bestes Spiel in der Türkei", erklärt Sarikus. Im Januar 2005 war der Franzose für fünf Millionen Euro vom FC Metz an den Bosporus gewechselt. Immerhin vier Assists konnte er in der Rückrunde der Saison 2004/05 in der Süper Lig noch beisteuern, ein Ligatreffer gelang ihm in 14 Einsätzen jedoch nicht.

Franck Ribery brachte Galatasaray früh in Führung

Umso wichtiger war für Ribery das Pokalfinale. Und er lieferte. "Er war der Schlüsselspieler", betont auch Sarikus. "Die Fener-Verteidiger fanden nie ein Mittel gegen seine Geschwindigkeit." In der 15. Minute hatte Necati Ates Ribery mit einem wunderbaren Zuspiel bedient, Letzterer startete von rechts in den freien Raum zwischen den beiden Innenverteidigern Feners, schloss unhaltbar für Torwartlegende Rüstü mit einem Flachschuss mit links aus 16 Metern ab.

Blickt man auf die Aufstellungen von damals, wird jedem Fußballromantiker warm ums Herz. Neben Ribery lief Galatasaray unter anderem mit Abwehrchef Rigobert Song auf, mit Flavio Conceicao auf der Sechs, die Doppelspitze bildete gemeinsam mit Necati Ates der legendäre Hakan Sükür. Im Tor stand Faryd Mondragon, eingewechselt wurden später noch Hasan Sas oder Sabri Sarioglu.

"Ich weiß noch, dass Fenerbahce viele Chancen vergab und Mondragon über sich hinauswuchs", sagt Emre Sarikus. "Fener konzentrierte sich nur auf die Offensive und vernachlässigte dadurch die Defensive."

Auch bei Fenerbahce tummelten sich einige ganz große Namen: Rüstü im Tor haben wir bereits erwähnt, im Mittelfeld standen Mehmet Aurelio und Spielmacher Alex auf dem Platz. Tuncay Sanli stürmte neben Mert Nobre, in der zweiten Halbzeit wechselte Trainer Christoph Daum dann auch noch Pierre van Hooijdonk ein.

Franck Ribery blieb nur ein halbes Jahr bei Galatasaray

Trotz der klangvollen Namen kam Fener an jenem Tag aber nicht mehr ins Spiel zurück. Ein Eigentor von Deniz Baris sorgte dafür, dass Galatasaray nach der Ribery-Show sogar mit 3:0 in Führung ging, kurz vor der Pause keimte bei Fener dank des Tores von Fabio Luciano zumindest noch einmal etwas Hoffnung auf.

Kurz nach dem Seitenwechsel dann, in der 52. Minute, nahm der damalige Galatasaray-Trainer Gheorghe Hagi Ribery überraschend vom Platz. "Niemand konnte das verstehen", sagt Sarikus. Aber auch ohne Ribery legte Cimbom in den letzten 20 Minuten noch mit einem Doppelpack von Sükür nach, am Ende stand also ein 5:1-Erfolg für Galatasaray auf der Anzeigentafel.

Ribery hatte so noch ein schönes Abschiedsgeschenk verteilt. Der Offensivspieler verließ die Türken nämlich nur wenige Wochen später schon wieder. Ablösefrei wechselte er zu Olympique Marseille, nachdem es Streit um Gehaltszahlungen gegeben haben soll. Galatasaray legte eine Klage gegen den Transfer ein, jene wurde letztlich jedoch abgewiesen.

Ribery: Gerichtsstreit hatte Ursprung im Gala-Abschied

Auch dank seines damaligen Beraters Bruno Heiderscheid war es ihm möglich, Galatasaray schon nach einem halben Jahr wieder zu verlassen und trotz Vertrages bis 2007 ablösefrei nach Marseille zu wechseln. Zum Dank soll Ribery Heiderscheid, der ihn bis 2007 beriet, seinerzeit zunächst mündlich und dann auch vertraglich zugesichert haben, ihn mit zehn Prozent an der nächsten Transfersumme zu beteiligen. Da der FC Bayern 2007 dann 30 Millionen Euro für ihn nach Marseille überwies, hätten Heiderscheid somit drei Millionen Euro zugestanden.

Ribery pochte später aber darauf, dass seine Unterschrift dabei gefälscht wurde und der Vertrag damit nichtig ist. Erst vor wenigen Tagen gab ein Gutachter vor dem Landgericht München dem früheren französischen Nationalspieler in dieser Sache Recht. Laut Bild kam er zu dem Schluss, dass die Unterschrift tatsächlich gefälscht wurde. Sie sei seltsam platziert, zudem zitierte das Blatt den Gutachter wiefolgt: "Und sie ist auch viel zu groß, nimmt einen großen Bereich des Schriftstückes ein. Man hat den Eindruck, dass versucht wurde, den restlichen Text hineinzupressen."

Außerdem spreche für eine Fälschung, dass auch die Zahl 7 in dem Vertrag unter Infrarotlicht zu sehen sei, führte der Gutachter aus. Ribery hatte auf Autogrammen damals nämlich stets auch seine Rückennummer 7 hinzugefügt.

Glücklicherweise ist diese Posse aber nicht das Einzige, was aus Riberys Zeit in Istanbul bleibt. Es bleibt auch sein famoser Auftritt gegen Erzrivale Fenerbahce, damals am 11. Mai 2005. "In diesem Spiel war er für alle Galatasaray-Fans ein wunderschöner, aber eben auch kurzer Traum", sagt Sarikus und fügt an: "Genau wie sein gesamtes Abenteuer in der Türkei."