Auf der Plattform X, ehemals Twitter, haben sich unter anderem die Weltfußballerin Alexia Putellas sowie Hermosos weitere Teamkolleginnen Caroline Graham Hansen und Ana Crnogorcevic geäußert. Auch Spaniens Torwartlegende Iker Casillas sowie die aktiven Profis David de Gea und Héctor Bellerin positionierten sich.
"Das ist inakzeptabel", schrieb Putellas und versicherte, dass sie auf der Seite ihrer Mitspielerin stehe. Crnogorcevic ging noch einen Schritt weiter. "Ich flippe aus", so die Stürmerin, die mehrere sich übergebende Emojis hinzufügte: "F*** diesen Schwachsinn, f*** diese verdammten Lügen."
Mit Patri Guijarro und Mapi León äußerten sich auch zwei der Spielerinnen, die die WM mit Spanien boykottierten. "Es ist nicht viel Zeit vergangen, bis man gesehen hat, was vor ein paar Monaten gefordert wurde", erklärte León: "Die Bilder sprechen für sich."
Luis Rubiales in der Kritik: "Meine Ohren bluten"
"Meine Ohren bluten", postete de Gea mit Bezug auf die Rede, die Rubiales am Freitag gehalten hatte. Casillas hingegen zeigte sich unzufrieden damit, dass die letzten Tage nicht über die Weltmeisterinnen, sondern nur über den Verbandspräsidenten gesprochen wurde: "Wir hätten diese fünf Tage damit verbringen sollen, über unsere Frauen zu sprechen. Über die Freude, die sie uns allen bereitet haben. Mit einem Titel zu prahlen, den wir im Frauenfußball nicht hatten, aber..."
Bellerin äußerte sich noch deutlicher. Auf Instagram nannte er Rubiales einen "Narzissten": "Was passiert ist, ist wahrlich beschämend. Unser Land mit einer derartigen Vulgarität zu repräsentieren, die Aussagen des Opfers falsch wiederzugeben und dann auch noch die Dreistigkeit zu besitzen, sie zu beschuldigen, einen Missbrauch begangen zu haben, ist etwas, was niemand tun würde."
Der Spanier forderte Konsequenzen: "Wie kann das unbestraft bleiben? Fußball ist ein soziales Instrument, um Fortschritte zu machen und Machismo sollte in diesem System keinen platz haben."
Luis Rubiales tritt vorerst nicht zurück
Nachdem sich Rubiales bei der Siegerehrung übergriffig gegenüber Hermoso verhielt und sie unter anderem auf den Mund küsste, wurde sein Rücktritt von zahlreichen Fans und auch aus der Politik gefordert. Daraufhin berief der spanische Fußballverband eine außerordentliche Versammlung am Freitag ein.
Rubiales rechtfertigte sein Verhalten dort und ging sogar in die Offensive. Er werde nicht freiwillig zurücktreten, erklärte der Präsident. "Der falsche Feminismus sucht nicht nach der Wahrheit, er versucht, sich eine Medaille umzuhängen und zu glauben, dass wir vorankommen", so Rubiales, der sich als Opfer einer "sozialen Hinrichtung" beschrieb.
Hermoso hat den Druck auf Rubiales bereits erhöht, indem sie sich die Unterstützung ihrer Spielerinnengewerkschaft Fifpro zu Nutze gemacht hat. Auch aus der Politik gibt es immer mehr Stimmen gegen den Verbandspräsidenten. Der spanische Sportrat hat laut der Journalistin Alex Ibaceta ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Victor Francos, Leiter der obersten spanischen Sportbehörde, kündigte an, dass man Rubiales von seinen Pflichten suspendieren werde.
Fraglich ist indes, ob der spanische Verband von selbst reagieren wird. Auf der Versammlung gab es von vielen hochrangigen Mitgliedern große Zustimmung für die Worte von Rubiales. Viele spanische Spielerinnen benutzten bei ihren Stellungnahmen die Worte "es ist vorbei". Erste Medien berichten davon, dass es erneut zu einem Streik kommen könnte.