Am Dienstag stand Pepe schon wieder auf dem Trainingsplatz in Valdebebas - wenn auch nicht in Fußball-Klamotten. Der verletzte Real-Verteidiger stattete den Kollegen drei Tage nach seinem Kreuzbandriss einen Besuch ab und bedankte sich für die vielen Genesungswünsche, die ihm die Teamkollegen noch am Wochenende zukommen haben lassen. Anschließend ging es auf die offizielle Weihnachtsfeier, die die Real-Profis zusammen mit den Erstliga-Basketballern des Klubs abhielten.
Am Donnerstag wird Pepe dann in Portugal operiert werden - das hintere Kreuzband wird gerichtet, sechs Monate fällt der Abwehrchef anschließend aus. Ein herber Rückschlag für Real, dem damit quasi das Mark aus der ohnehin oft anfälligen Defensive gepresst wurde.
"Als ich in der letzten Saison Real trainiert habe, haben wir in 17 Spielen mit Pepe nur fünf Tore kassiert. Nach seiner Roten Karte in Getafe ist unser Gegentorschnitt auf drei pro Spiel angewachsen. Diese Verletzung sollte Real sehr ernst nehmen. Mit Pepe fehlt nun der Abwehrspieler, der sonst immer die Fehler der anderen ausgebügelt hat", warnte Ex-Real-Coach Juande Ramos bereits in einem TV-Interview mit "Canal+".
Cuellar könnte Champions League spielen
In Spanien kochen seit Sonntag die Spekulationen über, wer denn nun Pepes Rolle in der Real-Abwehr ausfüllen soll. Die naheliegende, weil real-typische Lösung: Im Winter wird auf dem Transfermarkt potenter Ersatz besorgt. Dafür sondieren Jorge Valdano und Co. bereits seit Sonntag den Markt. Glaubt man den Gerüchten aus Madrid, gibt es bereits einen Favoriten: Carlos Cuellar von Aston Villa.
Der 28-jährige Spanier kam 2008 über den Umweg Glasgow Rangers (spielte dort eine Saison) von CA Osasuna nach Birmingham, spielte dort eine passable bis durchschnittliche erste Saison, überragt aber seit Sommer als resoluter Abwehrchef. Englische Medien und "AS" sind sich einig, dass Cuellar, der auch vor der ersten Nationalmannschaftsnominierung steht, Real-Ziel Nummer eins für das Januar-Transferfenster ist.
Der Vorteil: Weil Cuellar mit Aston Villa nur Europa-League-Qualifikation spielte (und gegen Rapid Wien verlor), könnte er als einzelne Ausnahme für den Champions-League-Kader nachnominiert werden. Dieses Kritierium erfüllt sonst keiner der Kandidaten, weshalb Valdano auch aufmerksam den südamerikanischen Markt beobachten und sich dort nach Verstärkungen erkundigt haben soll.
Garay als Interimslösung - Metze außen vor
Gegen die Cuellar-Lösung spricht, dass der 28-Jährige noch bis 2012 unter Vertrag steht und schon beim Wechsel von den Rangers zu Villa 2008 rund 8,7 Millionen Euro Ablöse kostete. Villa-Teamchef Martin O'Neill wird - wenn er denn überhaupt gesprächsbereit ist - sicher ein hübsches Sümmchen für den Spanier aufrufen. Und bei Real ist man, so vermutet die "Marca", eher an einer Übergangslösung denn an einem Königstransfer interessiert.
Die zuletzt in Deutschland in den Ring geworfenen Carlos Zambrano (Schalke 04) und Christopher Schorch (1. FC Köln) werden in Madrid indes nur mit einem Lächeln bedacht - ebenso wie Christoph Metzelder, dem selbst nach Pepes Verletzungen keinerlei Chancen auf einen Platz in Reals Elf in Aussicht gestellt werden.
Bis Januar muss Trainer Manuel Pellegrini erstmal eine interne Lösung finden, dort hat aber Ezequiel Garay die Nase eindeutig vor Metzelder und wird wohl auch am Wochenende neben dem gesetzten Raul Albiol verteidigen. Zuletzt bewarb sich Garay mit dem 3:2-Siegtor in Valencia um höhere Aufgaben.
Sergio Ramos als Notnagel
Sollte Real das Pech weiter heimsuchen und sich Albiol oder Garay verletzen, stünde Rechtsverteidiger Sergio Ramos als Alternative bereit. Schon in Villarreal (2:0) spielte Ramos am vierten Spieltag innen und machte seine Sache gut.
Ramos selbst gab sich bisher allerdings bedeckt. "Das entscheidet der Coach und der Verein", sagte er am Montag der "AS", machte aber keinen Hehl daraus, dass er sich lieber rechts hinten sieht, um seine WM-Teilnahme mit Spanien nicht zu gefährden: "Ich bin voll auf die Rechtsverteidigerposition eingestellt und würde dort auch gerne bleiben."
Sollte Ramos tatsächlich nach innen rutschen, würde Alvaro Arbeloa von links nach rechts gehen und Marcelo die Linksverteidigerposition einnehmen. Ebenso möglich wäre es, dass Pellegrini Lassana Diarra vom defensiven Mittelfeld nach rechts hinten beordert, Arbeloa dürfte dann links bleiben.
Romantik mit Roberto Carlos
Allerdings müsste dann jemand Diarras Lücke im Mittelfeld füllen, wofür derzeit niemand so recht in Frage kommt. Fernando Gago ist gerade erst wieder fit und kokettiert mit einem Wechsel im Winter, Guti ist bei Pellegrini unten durch. Und Mahamadou Diarra fehlt Real im Januar wegen des Afrika-Cups.
Eher romantischer Natur ist indes das Anliegen der real-nahen Sporttageszeitung "Marca", die seit geraumer Zeit versucht, Roberto Carlos zurück nach Madrid zu schreiben. Am Dienstag ließ der 36-jährige Brasilianer verkünden, alles stehen und liegen zu lassen, um noch einmal für Real spielen zu können. Etwas irritierend war das schon, steht Carlos doch ab Januar bei Corinthians Sao Paulo unter Vertrag.
Am Mittwoch veröffentlichte die "Marca" dann groß eine Umfrage auf der Titelseite, nachdem sich über 100.000 Internet-User (= 71 Prozent der Stimmen) auf "marca.com" für eine Rückkehr des Brasilianers aussprachen. Die Corinthians-Homepage konterte am Nachmittag, man erwarte Roberto Carlos am 4. Januar in Sao Paulo.