Boateng erwägt Abschied aus Italien

SID
Kevin-Prince Boateng setzte beim Viertligisten Pro Patria ein Statement gegen Rassismus
© Getty

Kevin-Prince Boateng erwägt wegen des Rassismus-Vorfalls vom Freitag seinen vorzeitigen Abschied aus Italien. Die Polizei hat Ermittlungen gegen fünf Personen aufgenommen.

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"Das geht nicht spurlos an mir vorbei. Ich werde jetzt drei Nächte darüber schlafen und mich nächste Woche mit meinem Berater Roger Wittmann treffen. Dann muss man schauen, ob es weiter Sinn macht, in Italien zu spielen", sagte der 25-Jährige vom AC Mailand der "Bild"-Zeitung.

Er sei über den Vorfall sauer, traurig und geschockt gewesen, sagte Boateng: "Dass so etwas im Jahr 2013 noch passiert, ist eine Schande - nicht nur für Italien, sondern für den Fußball auf der ganzen Welt. Ich wollte ein Zeichen setzen für die ganze Welt, dass es so nicht weiter geht."

Boateng: "Weg gucken ist einfach, handeln ist schwieriger"

Er hob hervor, dass man Rassismus nicht mehr tolerieren dürfe. "Weg gucken ist einfach, Handeln schwieriger. Aber ich hätte das auch in der Champions League beim Spiel gegen Real Madrid gemacht - und werde es immer wieder tun", sagte Boateng, der bei Milan noch bis 2014 unter Vertrag steht.

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Vor und während des Testspiels beim Viertligisten Pro Patria hatten Fans des Viertligisten Boateng und weitere dunkelhäutige Milan-Spieler rassistisch mit Affen-Lauten beleidigt.

Daraufhin unterbrach Boateng in der 26. Minute das Spiel, schoss den Ball in Richtung der Zuschauer und verließ den Platz. Seine Teamkollegen folgten Boateng ("Das macht mich stolz"), das Spiel wurde anschließend abgebrochen.

Für den Spielabbruch bekamen Boateng und Milan länderübergreifend viel Zuspruch.

Die Polizei der norditalienischen Stadt Varese hat unterdessen die Ermittlungen gegen fünf Personen aufgenommen. Sie konnten mit Hilfe von Videoaufnahmen identifiziert werden. Ein Täter hatte bereits am Freitag gestanden, den ehemaligen Bundesligaprofi beleidigt zu haben.

Verfahren gegen Fangruppierung eröffnet

Die Staatsanwaltschaft von Busto Arsizio eröffnete am Freitag ein Verfahren gegen eine Fangruppierung. Der Vorwurf laute Aufhetzung zu rassistischem Hass, erklärte Staatsanwalt Mirko Monti. Unter anderem droht den Tätern eine fünfjährige Stadionsperre.

Der Präsident des italienischen Fußballverbanden FIGC, Giancarlo Abete, bat derweil um ein Treffen mit Italiens Polizeichef Antonio Manganelli, um Maßnahmen gegen Rassismus in den Stadien zu besprechen.

Abete will außerdem die Zusammenarbeit zwischen Klubs und Sicherheitskräften gegen Gewalt in den Stadien verstärken.

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