PSG und seine vielen Fragezeichen: Von Messis Verlängerung bis Mbappés Verbleib

Von Thomas Hindle
neymar-1200
© getty

Paris Saint-Germain ist in der Ligue 1 auf Kurs Richtung Titelverteidigung. Damit ist aber keineswegs alles gut beim französischen Top-Klub.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Am vergangenen Samstag wandten sich die PSG-Ultras in einem Brief an den Vereinspräsidenten Nasser Al-Khelaifi. Sie baten um ein Treffen mit ihm, äußerten ihren Unmut über einige Neuverpflichtungen und bezeichneten das Projekt von PSG als "Sportpolitik ohne wirkliche Richtung".

Man kann ihre Wut durchaus verstehen. PSG hat in diesem Jahr als Verein stagniert. In der Champions League scheiterte man im Achtelfinale und im französischen Pokal schied Paris gegen den Erzrivalen Marseille aus.

Obwohl in der Meisterschaft alles nach Titelverteidigung aussieht, verläuft die Saison also nicht so reibungslos wie gewünscht. Und eigentlich sollte es jetzt nur noch darum gehen, die Spielzeit vernünftig zu Ende zu bringen. Stattdessen herrscht jedoch Chaos rund um den Klub.

Dem Projekt fehlt tatsächlich eine eindeutige Richtung. Lionel Messi könnte PSG verlassen, während auch ein Verbleib von Kylian Mbappé keinesfalls sicher ist. Und auch die Zukunft des Trainers steht auf des Messers Schneide.

In anderen Worten: Die Ultras liegen nicht falsch.

SPOX und GOAL wirft daher einen Blick auf die zahlreichen Fragezeichen, die es in der Endphase dieser Saison rund um PSG gibt.

PSG: Was soll mit Galtier geschehen?

Galtiers erstes Jahr als Trainer in Paris war von Misserfolgen geprägt. Mit dem Aus gegen die Bayern in der Champions League hat Galtier bereits sein erstes großes Ziel als Trainer verfehlt. Auch mit dem Ausscheiden aus dem französischen Pokal hat er sich keinen Gefallen getan.

In der Liga sieht es aber so wie fast immer aus: Der Klub hat sieben Punkte Vorsprung in der Ligue 1, und egal wie schlecht der PSG-Fußball in letzter Zeit war, sollten genug Stars im Team stehen, um den Meistertitel zu holen.

Aber ist das mehr als ausreichend? PSG wird Galtier eher nicht vor dem Saisonende entlassen, aber es sieht so aus, als ob seine Tage in Paris gezählt sind. Thomas Tuchel, der Top-Kandidat von PSG, ist nun nicht mehr auf dem Markt, nachdem er letzte Woche den FC Bayern München übernommen hat. Damit hat PSG nur noch wenige attraktive Alternativen zu Galtier.

Angesichts der bevorstehenden Veränderungen im Sommer könnte man auch an Galtier festhalten, ihm eine weitere Chance geben, einen neu zusammengestellten Kader zu betreuen.

Galtier hat also noch zehn Spiele, um zu beweisen, dass er es verdient hat, bei PSG zu bleiben.

psg-text-1200
© getty

PSG: Wird Messi verlängern?

Hier kommt die Frage aller Fragen. Auf dem Spielfeld wird es für PSG wahrscheinlich reichen, um den Meistertitel zu holen. Die Spieler werden die Trophäe in die Höhe stemmen. In der Umkleidekabine wird man lächelnde Gesichter sehen, man wird sich im Klub über den Gewinn eines weiteren Titels freuen.

Aber dann wird man sich um die Realität kümmern müssen. Die Frage nach der Messi-Zukunft wird alles andere überschatten, was PSG in dieser Saison erreicht. Der Vertrag des Argentiniers läuft im Sommer aus und er scheint es nicht eilig zu haben, dem Verein zu versichern, dass er über den Juni hinaus bleiben will.

Berichten zufolge hat er sein Interesse an einem Verbleib bekundet, aber nichts Konkretes ist bekannt. Und mit jeder Woche, die vergeht, erscheint es wahrscheinlicher, dass der Weltmeister geht.

Die PSG-Ultras haben deutlich gemacht, dass sie ihn gerne loswerden würden, während sein Ex-Klub Barcelona klar gemacht hat, dass er bereit wäre, Platz im Kader für ihn zu schaffen. Oder es zumindest zu versuchen.

Wenn die Blaugrana tatsächlich die Bilanzen ausgleichen können, dann würde Messi mit Sicherheit im Camp Nou wie ein verlorener Sohn und Held begrüßt werden.

PSG: Kann sich das Projekt verändern?

Jede Saison verkündet PSG auf überzeugende Weise, dass sein Projekt nun optimiert werde. Im vergangenen Sommer wurden beispielsweise Vitinha, Nuno Mendes und Renato Sanches verpflichtet - was darauf hindeutete, dass die Pariser einen ausgewogeneren Ansatz bei der Kaderzusammenstellung anstreben.

Doch wenn die Spiele anstehen, verfällt der Klub in dieselben Muster. PSG verlässt sich nur auf seine Stars und betrachtet seine Ergänzungsspieler als Wegwerfartikel, die auf dem Platz herumgeschoben werden, um Platz für die echten Stars zu schaffen. Es ist ein fehlerbehafteter Prozess, ein vorhersehbarer Kreislauf des Scheiterns.

Aber das lässt sich eigentlich relativ leicht ändern. PSG verfügt über ein nahezu unbegrenztes Finanz-Budget, über den Reiz für die Spieler, in der französischen Hauptstadt zu spielen, und eine leidenschaftliche Fangemeinde - vor allem, wenn die richtigen Spieler verpflichtet werden. Wieder einmal muss der Klub nun eine neue Richtung einschlagen.

Aber ist man dazu bei PSG bereit? Vielleicht wäre es der richtige Schritt, Messi gehen zu lassen, Neymar loszuwerden und Spieler wie Randal Kolo Muani und Marcus Thuram zu verpflichten, um die Mannschaft zu verjüngen.

Mal sehen, ob sich PSG in diese Richtung bewegt. Der Klub hat noch ein paar Monate Zeit, um sich über die nächsten Schritte Gedanken zu machen.

PSG: Wird Neymar wieder seine Top-Form erreichen?

Neymar ist ein Weltklasse-Kicker, der immer noch auf Top-Niveau abliefern kann. Der Brasilianer war die meiste Zeit der Saison nur halb-fit und hat trotzdem in 20 Ligaspielen 24 Tore beigesteuert. Aller Wahrscheinlichkeit nach könnte ein fitter Neymar immer noch spektakuläre Zahlen liefern.

Aber seine Knöchel machen immer mehr Probleme - und dieses Problem lässt sich nicht so einfach beheben. Die Operation, von der er sich derzeit erholt, wird ihm natürlich helfen, aber die Zahl der Verletzungen, die er sich in den letzten sechs Spielzeiten zugezogen hat, zeigt, dass der 30-Jährige ein echtes Problem hat.

PSG muss also entscheiden, ob es sich lohnt, Neymar zu behalten. Mit dem richtigen Trainer könnte der Brasilianer wieder aufblühen. Aber PSG muss schauen, ob Neymar zuverlässig und konstant abliefern kann, um ihm weiterhin seine Freiheiten auf dem Platz zu gestatten, da er sich gegen den Ball überhaupt nicht einbringt.

neymar-1200
© getty

PSG: Bleibt Mbappé langfristig?

Ganz egal, wie groß sein Ego auch ist: Mbappé macht PSG besser - und das hat nie zur Debatte gestanden.

Die Pariser haben ihn mit dem Versprechen, ihm alle Macht im Parc des Princes zu geben, zu PSG gelockt. Der Mega-Vertrag, der ihm im letzten Sommer vorgelegt wurde, hat das nur noch einmal bestätigt. Zehn Monate später könnte seine privilegierte Position nicht mehr ausreichen, um ihn jetzt im Verein zu halten.

Ohne Mbappé würde diese PSG-Mannschaft nicht um den Titel in der Champions League kämpfen. Es gibt zwar Qualität im Kader, aber Mbappé ist der unumstrittene Star, der die Mannschaft von Galtier zumindest an die Spitze der Ligue 1 gebracht hat.

Und deshalb muss er jetzt aus PSG-Sicht einfach bleiben. Das Problem ist nur, dass die Pariser ihm nicht viele Gründe dafür geliefert haben. In der Champions League sind sie in diesem Jahr deutlich gescheitert. Und es gibt keine klare Richtung des Vereins, die den 24-Jährigen dazu ermutigen könnte, dauerhaft zu bleiben. Jetzt geht es nur darum, Mbappé zu zeigen, dass es sich überhaupt lohnt, bei PSG weiterzumachen.

PSG: Hat der Schachzug mit Luis Campos etwas gebracht?

Die vielleicht vernünftigste Entscheidung, die PSG im vergangenen Sommer getroffen hat, war die Verpflichtung des Beraters Luis Campos. Der ehemalige Monaco-Sportdirektor kann eine hervorragende Bilanz vorweisen, wenn es um die Suche nach Talenten und den Aufbau erfolgreicher Teams geht.

Seine Kenntnisse im europäischen Fußball und seine Kontakte sollten ihn zum idealen Mann machen, der PSG die dringend benötigte Richtung vorgibt.

Doch mit Campos auf dem Chefsessel sieht alles ähnlich wie auch in den vergangenen Jahren aus. Eigentlich sind die Pariser vom Gewinn der Champions League noch weiter entfernt als im letzten Jahr.

Lohnt es sich also, Campos zu halten? Er selbst hat sicherlich dazu beigetragen, das PSG-Team zu verjüngen. Und er wird wahrscheinlich die Genehmigung haben, in diesem Sommer einige weitere große Namen abzugeben.

Aber kann er sich vor dem Vorstand verantworten und sagen, dass er den Klub und die Abläufe bei PSG verbessert hat?

Ligue 1: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.PSG2968:293966
2.Lens2948:212760
3.Olympique Marseille2954:292560
4.Monaco2961:402157
5.Lille2954:371752
6.Rennes2947:301750
7.Reims2939:281146
8.Nice2938:261245
9.Olympique Lyonnais2944:321244
10.Lorient2942:40244
11.Montpellier2945:48-337
12.Clermont2929:41-1237
13.Toulouse2944:51-735
14.Nantes2930:40-1030
15.Brest2933:47-1427
16.Strasbourg2937:50-1326
17.Auxerre2924:51-2726
18.Troyes2938:62-2421
19.Ajaccio2921:52-3121
20.Angers SCO2922:64-4211

 

Artikel und Videos zum Thema