Monaco-Shootingstar Aurelien Tchouameni: Willkommen im Grand Casino

Von Stanislav Schupp
Aurelien Tchouameni sorgt bei der AS Monaco derzeit für Aufsehen.
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In seinem Verein wird er bereits mit einem früheren Weltstar verglichen, sein Trainer sagt ihm eine große Zukunft voraus und europäische Top-Klubs reiben sich die Hände: Das ist Monacos Shootingstar Aurelien Tchouameni.

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Im Fürstentum Monaco ist alles etwas teurer als bei uns. Dort, wo die Reichen und Schönen leben, kostet ein Kaffee gerne mal sieben Euro, eine kleine Flasche Wasser um die zehn. Und ein Fußballer so viel wie das gesamte Grand Casino. Zumindest, wenn man Monacos Sportdirektor Paul Mitchell Glauben schenken mag.

Der hatte nämlich jüngst den Wert seines Mittelfeldspielers Aurelien Tchouameni mit einer der bekanntesten Spielbanken der Welt verglichen. "Es ist alles sehr teuer hier", sagte Mitchell im Gespräch mit der Tuttosport angesprochen auf das Interesse anderer Klubs an Tchouameni: "Und Tchouameni ist so teuer wie das Grand Casino."

Der tatsächliche Wert ist nicht übermittelt. Verschiedene Medienberichte hantieren mit Beträgen um die 35 Millionen Euro. Ob das auch dem Wert des Grand Casinos entspricht, sei dahingestellt. Fakt ist, dass der 21-jährige Tchouameni trotz seines Alters derzeit bei der AS Monaco nicht mehr wegzudenken ist und nach nur knapp zwei Jahren schon das Interesse der ganz Großen geweckt hat.

Monacos Tchouameni: Heilsbringer Niko Kovac

Tchouameni kam im Januar 2020 für 18 Millionen Euro aus Bordeaux ins Fürstentum. Zuvor hatte er bei Girondins zahlreiche Jugendmannschaften durchlaufen und stieg dort 2018 zum Profi auf. Der Wechsel nach Monaco war der erste in der noch jungen Karriere des defensiven Mittelfeldspielers. Seinerzeit soll auch der BVB Interesse signalisiert haben.

Bei den Monegassen hatte er anfangs etwas mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen. Nur drei Jokereinsätze in sieben Ligaspielen vor dem coronabedingten Abbruch standen unter Roberto Moreno für den Youngster zu Buche. In allen drei Einsätzen sah er die Gelbe Karte.

Im darauffolgenden Sommer war Moreno Geschichte, Niko Kovac übernahm das Ruder - und der frühere Bayern-Coach sollte so etwas wie der Dosenöffner für Tchouameni sein.

"Er hat sich in der vergangenen Saison in seinem Spiel enorm gesteigert", sagt Xavier Beal von GOAL Frankreich über den Franzosen, der nach der Spielzeit zum besten Nachwuchsspieler der Liga gekürt wurde und damit in die Fußstapfen von PSG-Star Kylian Mbappe trat: "Diese Auszeichnung war hochverdient."

Aurelien Tchouameni lief schon für Frankreichs A-Nationalmannschaft auf.
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Aurelien Tchouameni lief schon für Frankreichs A-Nationalmannschaft auf.

36 von 38 möglichen Ligaspielen absolvierte Tchouameni, allesamt von Anfang an und nur neun nicht über die volle Distanz. Die restlichen zwei Partien verpasste er verletzungsbedingt beziehungsweise gesperrt. Am Ende stand Platz drei und die Qualifikation für die Champions-League-Playoffs. Auch in dieser Saison ist Tchouameni im 4-4-2 auf der Doppelsechs gesetzt. In bislang wettbewerbsübergreifend 29 Spielen stand er 27-mal auf dem Rasen - eine Verschnaufpause sowie eine Gelbsperre verhinderten eine perfekte Quote.

"Wir wissen alle, dass er ein großes Talent mit großem Potenzial ist", schwärmte Kovac im August: "Ich weiß, dass er intelligent ist und weiß, was er tun muss, um etwas zu erreichen. Er arbeitet jeden Tag viel, auf und neben dem Platz, vor allem individuell, indem er sich Videos ansieht. Er ist ein Stammspieler in meinem Team."

Wenn Tchouameni so weiter mache, "wird er sicherlich eines Tages für die A-Nationalmannschaft nominiert." Der 50-Jährige bewies dabei hellseherische Fähigkeiten: Nur wenige Wochen später stand Tchouameni im Aufgebot der Equipe Tricolore.

Tchouameni: Auch Real soll interessiert sein

Im Nations-League-Finale gegen Spanien (2:1) im Oktober ging auch dort sein Stern auf - und das bereits im fünften Einsatz. Tchouameni vertrat den verletzten N'Golo Kante auf der Sechs neben Paul Pogba, mit dem er oft verglichen wird und den er als Vorbild bezeichnet, und überzeugte sowohl spielerisch als auch körperlich.

Es dauerte nicht lange, bis die Gerüchteküche zu brodeln begann. Nur wenige Tage nach besagtem Auftritt zierte Tchouameni zweimal die Titelseite der Marca. "Tchoaumeni im Visier von Real" und "Tchouameni ist 60 Millionen Euro wert" lauteten die Schlagzeilen. "Mein Vater rief mich an und sagte, dass man ihm die Titelseite der Marca geschickt hätte. Was ist das für eine Geschichte? Auch auf Twitter sah ich es", sagte Tchouameni der L'Equipe: "Ich habe ihm gesagt, dass es cool ist, aber was ist es heute wert? Nichts. Es ist nicht die Titelseite der Marca, die mir zu starken Leistungen verhilft. Das ist kein Lebensunterhalt. Aber so ist die Medienwelt, so ist das Fußballgeschäft."

Sogar seine Mitspieler zogen ihn damit auf. "In der Umkleidekabine haben sie mich gehänselt: 'Ah, du verlässt uns schon!' Das ist schmeichelhaft, aber ich stehe morgens nicht mit dem Gedanken daran auf", ergänzte er.

Mittlerweile wird nicht nur Real mit Tchouameni in Verbindung gebracht.

Auch der FC Liverpool, Manchester United und der FC Chelsea werden als mögliche Abnehmer für den Shootingstar gehandelt, dessen Vertrag bei den Monegassen noch bis 2024 datiert ist.

Nach Informationen von SPOX und GOAL ist zumindest das Interesse der Blues zwar vorhanden, Bedarf am Defensivmann haben die Londoner derzeit jedoch nicht.

Monacos Tchouameni: Ein Hauch von Steven Gerrard

Für Frankreich-Experte Beal sind solch große Namen im Zusammenhang mit Tchouameni kein Wunder. "Er ist ein kompletter Spieler: Sehr stark in der Balleroberung, er weiß, wie man Offensivaktionen einleitet und ist gut in der Luft. Er weiß, wie er sich auf dem Platz positionieren muss. Er ist ein Spieler, der im Training hart arbeitet und auf seinen Trainer hört", sagt er. Tchouameni, der in der Bordeaux-Jugend eigentlich als Stürmer begonnen hatte, gehöre in die Kategorie der großen defensiven Mittelfeldspieler Frankreichs, wie Pogba oder Eduardo Camavinga, die "physisch beeindruckend sind, aber gleichzeitig auch über eine exzellente Technik verfügen."

Sportdirektor Mitchell adelte seinen Schützling zuletzt mit einem prestigeträchtigen Vergleich. "Er ist sehr schnell und körperlich stark. Er erinnert mich an Steven Gerrard", betonte er gegenüber der Tuttosport.

Einen Spieler dieses Kalibers werde man nicht so einfach hergeben. "Die Möglichkeiten auf dem Markt sind endlos und im Juli werden wir eine Bestandsaufnahme machen, indem wir vor allem analysieren, wie wir die Saison beendet haben", erklärte Mitchell. Tchouameni sei trotz junger Jahre "bereits ein Spitzenspieler, und wenn wir einer der größten Klubs der Welt werden wollen, wie diejenigen, die um ihn werben, wäre es gut, ihn zu behalten."

Aurelien Tchouameni erinnert an Steven Gerrard.
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Aurelien Tchouameni erinnert an Steven Gerrard.

Tchouameni? "Könnte sich in jeder Liga durchsetzen"

Eine realistische Chance auf einen Verbleib sieht Beal dagegen nur bei einer erfolgreichen Qualifikation für die Königsklasse.

Nach 18 Spielen belegt Monaco derzeit den achten Platz (26 Punkte) und hat fünf Zähler Rückstand auf den Quali-Rang drei.

Doch egal, welchen Weg Tchouameni letztlich wählt, durchsetzen könne er sich überall. "In Frankreich ausgebildete Spieler können in allen Ligen spielen", ergänzt Beal: "Mit seiner Spielweise wird er sich also überall wohlfühlen."

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