Feintuning für 110 Millionen

Von Cliff Schmit
Ibrahimovic und Cavani sollen in dieser Saison den Traumsturm beim PSG bilden
© getty

Paris Saint-Germain blickt auf turbulente Wochen zurück. Der französische Meister musste binnen weniger Tage die gesamte sportliche Führung ersetzen, hat auf dem Transfermarkt dennoch ordentlich hingelangt. Doch wie plant der bereits umstrittene Trainer Laurent Blanc mit Königstransfer Edinson Cavani? Zwei Teenager könnten sich als wertvolle Investitionen herausstellen.

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Es hätte ein ruhiger Sommer in der Stadt der Liebe werden können. Nachdem Paris Saint-Germain den ersten Ligue-1-Titel seit 1994 recht souverän eingefahren hatte und in der Champions League zudem im Viertelfinale nur knapp am FC Barcelona gescheitert war, hätten sich wohl nur die kühnsten Pessimisten vorstellen können, dass die Pariser wenige Wochen später nicht nur ohne Sportdirektor, sondern auch ohne Coach dastehen würden.

Den Anfang machte Trainer Carlo Ancelotti mit seinem Abgang zu Real Madrid. Als Leonardo Anfang Juli zudem die Konsequenzen aus seiner 13-monatigen Sperre zog, war das Pariser Führungschaos perfekt. Obwohl der Verein bisher keinen Nachfolger für den Brasilianer ausfindig gemacht hat, wurden die Hausaufgaben in der Transferperiode aber mehr als ordentlich erledigt.

Blanc eigentlich nur Plan C

Am ungeschicktesten stellten sich die katarischen Besitzer allerdings bei der Trainersuche an, bei der in einer ersten Phase, ganz nach dem Selbstverständnis des Vereins, nur eine ganz große Lösung anvisiert wurde. Jose Mourinho entschied sich aber lieber für eine Rückkehr zum FC Chelsea, genauso wie Arsene Wenger, der ebenfalls einen Verbleib in der englischen Hauptstadt vorzog.

Die Vereinsverantwortlichen arbeiteten also weiter das "Who is Who" der Trainergilde ab, doch weder Manuel Pellegrini, Roberto Mancini noch Andre Villas-Boas verspürten eine unbändige Lust, sich dem PSG anzuschließen.

Die Trainerfindungskommission gelangte schlussendlich bei Laurent Blanc an, der nach zähen Verhandlungen einem zweijährigen Engagement im Parc des Princes zustimmte. Glaubt man allerdings unterschiedlichen französischen Medien wie dem "Parisien", so stellt "Le President" nur eine bessere Übergangslösung dar und der PSG könnte bereits im kommenden Sommer einen neuen Anlauf auf einen Toptrainer starten.

Alles andere als optimale Voraussetzungen also für Blanc, der sich der Schwierigkeit seiner Aufgabe durchaus bewusst ist: "Alles andere als die Titelverteidigung wäre eine große Enttäuschung. Wenn man unseren Kader betrachtet, so kann eine andere Zielsetzung als Platz eins aber auch überhaupt nicht in Frage kommen. Würde man die Saison mit einem Autorennen vergleichen, so kann ich nur bestätigen, dass wir über einen sehr, sehr guten Wagen verfügen."

Cavani der Königstransfer

Der "Wagen" der Pariser kann sich in der Tat mehr als sehen lassen. Nachdem man bereits in den vergangenen Jahren ordentlich aufgerüstet hat, widmete sich der Hauptstadtklub vor dieser Spielzeit einem wohl überlegten Feintuning.

Eine Kaderoptimierung, die nichtsdestotrotz mit rund 110 Millionen Euro gewohnt teuer daherkommt. Der Königstransfer des PSG ist dabei ohne Zweifel die Verpflichtung von Stürmerstar Edinson Cavani. Der uruguayische Goalgetter wurde von fast allen europäischen Topklubs umworben, entschied sich aber schlussendlich für einen Wechsel nach Paris. Beim PSG wird er unter anderem auf Ezequiel Lavezzi treffen, mit dem er bereits zwischen 2010 und 2012 in Neapel exzellent harmonierte.

Wie und ob der ehemalige Napoli-Star überhaupt ins Spielsystem beim PSG passt, ist jedoch mehr als unklar. Der 26-Jährige verpasste wegen des Confed Cup große Teile der Vorbereitung und wird beim Saisonbeginn in Montpellier zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen.

Ibrahimovic als hängende Spitze?

Was die zukünftige taktische Ausrichtung angeht hat Laurent Blanc aber bereits angekündigt, nur wenig am Spielsystem von Ancelotti (4-4-2) verändern zu wollen. Dies würde bedeuten, dass Cavani im Angriff an der Seite von Zlatan Ibrahimovic stürmen würde. In den fünf Testspielen, bei denen sich der PSG vor allem mit dem Toreschießen schwer tat, ließ Blanc seine Mannschaft jedoch auch mehrmals im 4-2-3-1 auflaufen.

Was sein Zusammenspiel mit dem schwedischen Superstar betrifft, hat Cavani selbst durchaus konkrete Vorstellungen: "Zlatan ist ein kompletter Spieler, der bereits in fast allen europäischen Ligen Titel gewonnen hat. Mich beeindruckt vor allem seine Ballbehandlung. Während ich aber eher ein reiner Torjäger bin und mich bevorzugt in Strafraumnähe aufhalte, kann er durchaus auch als hängende Spitze agieren. Ich denke, dass wir gut zusammen harmonieren werden."

Die Fähigkeiten, als zentrale Schaltfigur in einer offensiven Dreierreihe zu agieren, hat Ibrahimovic allemal. Ob Ibracadabra, der in der vergangenen Saison überragende 30 Treffer in der Ligue 1 erzielte, auf dieser Position jedoch nicht verschenkt ist und ob der exzentrische Schwede sich dauerhaft als Ballschlepper für Cavani sieht, darf zumindest in Frage gestellt werden.

Während man bei der Verpflichtung von Cavani also wohl eher auf den Namen, als auf den taktischen Nutzen des Spielers geachtet hat, machen die beiden anderen großen Pariser Transfers dieses Sommers weitaus mehr Sinn.

50 Millionen für zwei Teenager

Der für 35 Millionen Euro vom AS Rom verpflichtete Marquinhos gilt als eines der größten Talente auf seiner Position und wird gemeinsam mit Thiago Silva ein ganz starkes Innenverteidigerpärchen bilden. Dass neben dem PSG auch der FC Barcelona und Manchester United am 19-jährigen Brasilianer dran waren, zeigt über welch großes Potenzial Marquinhos verfügt.

In die gleiche Kategorie fällt auch Lucas Digne, der für 15 Millionen Euro vom OSC Lille an die Seine gewechselt ist. Der 19-jährige Linksverteidiger war einer der Shooting Stars der vergangenen Ligue-1-Saison und wurde auch intensiv vom AS Monaco umworben. In Paris erhofft man sich, dass der U-21-Nationalspieler in absehbarer Zukunft Maxwell den Rang ablaufen wird.

Obwohl die Vorbereitung alles andere als optimal verlaufen ist und vor allem die Neuzugänge noch Integrationszeit benötigen, wäre alles andere als der erneute Meistertitel eine große Überraschung.

Im Vergleich zur schwächelnden und vor allem wesentlich sparsameren nationalen Konkurrenz ist der PSG qualitativ und quantitativ einfach zu gut besetzt. Aufsteiger AS Monaco hat zwar gehörig aufgerüstet, die Monegassen befinden sich allerdings erst im Anfangsstadium ihres Großprojektes und dürften somit lediglich um die CL-Plätze mitspielen.

"Wollen dieses Jahr alles abräumen"

Den Meistertitel als Mindestziel anvisiert, macht Besitzer Nasser Al-Khelaifi keinen Hehl aus seinen gehobenen Ansprüchen: "Wir wollen dieses Jahr alles abräumen." Vor allem auf internationaler Ebene wollen die Pariser vermehrt für Furore sorgen. Die Viertelfinalteilnahme gegen Barcelona soll keine freudige Ausnahme gewesen sein.

"Ob wir die Champions League in diesem Jahr gewinnen können? Ich würde eher sagen, dass wir über das Potenzial verfügen, diesen Titel zu holen. Als Chelsea sich vor zwei Jahren durchgesetzt hat, hat auch niemand mit ihnen gerechnet. Wenn alles passt, sehe ich keinen Grund, wieso uns das nicht auch gelingen könnte," so Blanc zuversichtlich.

Der 47-Jährige würde sich wohl am meisten über einen internationalen Titel freuen. Vielleicht würde sich dann eine erneute Trainersuche im kommenden Sommer erübrigen.

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