"Ein Fluch liegt auf ihm": Die irre Sieglos-Serie des Gareth Bale bei Tottenham

Von Chris Lugert
Gareth Bale spielt wechselte 2007 von Southampton zu Tottenham Hotspur.
© getty

Gareth Bale hat schon jetzt eine äußerst erfolgreiche Karriere hinter sich. Doch bei Tottenham gewann er anfangs zwei Jahre lang kein einziges Spiel.

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Wenn sich Gareth Bale alle Trophäen, die er im Laufe seiner Karriere gesammelt hat, in einen Schrank stellen wollte, müsste dieses Möbelstück womöglich erst erfunden werden. Der Waliser gewann allein mit Real Madrid 19 Titel, seit kurzem darf er sich auch noch MLS-Champion nennen - woran er einen ganz entscheidenden Anteil hatte. Hinzu kommen diverse persönliche Auszeichnungen, etwa sechsmal "Spieler des Jahres" in seiner Heimat.

Zwischenzeitlich war Bale sogar der teuerste Spieler der Welt, seinen Wechsel von Tottenham Hotspur nach Madrid im Jahr 2013 ließen sich die Königlichen sagenhafte 101 Millionen Euro Ablöse kosten. Nur wenige Jahre zuvor war allerdings nicht abzusehen. welchen Weg durch die Fußballgeschichte Bale gehen würde. Stattdessen stellte er eine schier unglaublich absurde Sieglos-Serie auf, die selbst Trainer-Legende Sir Alex Ferguson zu der Erkenntnis brachte, dass ein Fluch auf dem Waliser liegt.

Gareth Bale: Zwei Jahre ohne Sieg in der Premier League

Alles begann mit Bales Wechsel vom FC Southampton zu Tottenham im Jahr 2007, wenige Tage vor seinem 18. Geburtstag. Der damals noch als Linksverteidiger spielende Teenager galt bereits zu dieser Zeit als eines der größten Versprechen im britischen Fußball, weshalb die Spurs auch knapp 15 Millionen Euro für Bale an Southampton überwiesen. Ein Investment, dass nicht unbedingt wegen Bales persönlicher Leistungen, sondern aufgrund der sportlichen Resultate irgendwann zu einem Fluch wurde.

In der Saison 2007/08 wurde Bale vom damaligen Trainer Martin Jol am vierten Spieltag erstmals eingesetzt, Gegner war Manchester United mit dem bereits erwähnten Trainer Ferguson. Bale spielte exzellent auf der linken Seite und trieb den erfahrenen Wes Brown und Nemanja Vidic über den linken Flügel kommend immer wieder den Angstschweiß auf die Stirn, doch die Spurs verloren mit 0:1. Was damals noch keiner ahnen konnte: Bis Tottenham mit Bale auf dem Platz ein Premier-League-Spiel gewann, sollten über zwei Jahre (!) vergehen.

Wenige Tage nach dem Spiel gegen ManUnited etwa brillierte Bale erstmals so richtig und führte ein Team mit einem Tor und einer Vorlage gegen den FC Fulham zu einer 3:1-Führung, am Ende aber stand ein 3:3 zu Buche. In den folgenden Wochen kam Bale fast immer zum Einsatz, aber Tottenham gewann einfach nicht, was Jol schließlich den Job kostete. Rückblickend war es vielleicht ein Glücksfall für die Spurs, dass sich Bale im Dezember 2007 schwer verletzte und für den Rest der Saison ausfiel. Immerhin konnten die Nord-Londoner in dieser Zeit zumindest ein paar Spiele gewinnen, um nicht plötzlich in den Abstiegskampf zu geraten.

Nach Bales Rückkehr änderte sich für den Waliser erst einmal herzlich wenig, was seine Erfolgserlebnisse betraf. Stand er auf dem Platz, gab es für Tottenham keinen Sieg. Für den Klub war es unter Trainer Juande Ramos der bis dahin schlechteste Premier-League-Start der Klubgeschichte, der Spanier wurde am 25. Oktober entlassen. Einen Tag später gelang Tottenham dann direkt der erste Saisonsieg - allerdings, natürlich, ohne Bale. Er fehlte mit einer Rotsperre.

Gareth Bale musste über zwei Jahre auf seinen ersten Ligasieg mit Tottenham Hotspur warten.
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Gareth Bale musste über zwei Jahre auf seinen ersten Ligasieg mit Tottenham Hotspur warten.

Gareth Bale und der Fluch: "Ein Blick auf das Ergebnis genügt ..."

Nach Ramos' Entlassung war Bale nicht mehr unumstrittener Stammspieler und fand sich häufiger auf der Bank wieder, was den Ergebnissen der Spurs zuträglich war. Denn kaum zu glauben: Auch die Saison 2008/09 ging ohne einen einzigen Premier-League-Sieg von Tottenham zu Ende, wenn Bale auf dem Platz stand.

Ferguson meinte damals, als er nach Bale gefragt wurde und ob er denn ein interessanter Spieler sei: "Man kann ich nicht holen, es liegt ein Fluch auf ihm!" Journalist Pat Sheehan von der Sun schrieb nach einer 0:1-Niederlage gegen Everton im November 2008: "Ein Blick auf das Ergebnis genügt und jeder Spurs-Fan weiß, dass Gareth Bale gespielt haben muss."

Dieser Fluch fand erst am 26. September 2009 ein Ende, also mehr als zwei Jahre nach seinem Wechsel an die White Hart Lane. Bale kam im Spiel gegen den FC Burnley wenige Minuten vor Spielende beim Stand von 4:0 rein, da konnte selbst er mit seinen bösen Geistern nichts mehr ruinieren. Im Gegenteil: Die Spurs schossen dank Robbie Keane noch ein weiteres Tor, die Partie ging 5:0 aus - und Bale hatte erstmals im Trikot der Londoner einen Ligasieg erlebt, wenn er selbst wenigstens eine Minute beteiligt war.

In den folgenden Jahren entwickelte sich Bale schließlich zu einem der besten Spieler der Premier League, ehe der Rekordwechsel zu Real Madrid folgte. Mit den Blancos gewann er - inzwischen zum Außenstürmer umgeschult - unter anderem fünfmal die Champions League. Im Finale 2018 gegen Liverpool hatte er mit zwei Treffern entscheidenden Anteil am Triumph in der Königsklasse.

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