Von Arsenal zu Armani! Ehemaliger Henry-Teamkollege John Halls arbeitet heute als Top-Model

Von Alex Frieling
John Halls
© getty

Wenn ein Spieler bei Stoke City zum Leistungsträger wird, beim FC Arsenal neben Thierry Henry kickt und dennoch die Fußballkarriere nicht der größte Erfolg ist - dann muss es sich um eine kuriose Geschichte handeln. In dieser geht es um John Halls, der sein Geld heute als Top-Model verdient.

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Er war ein starker Fußballer, verdient inzwischen aber sein Geld mit dem Modeln. Und noch mehr: Der Brite ist mittlerweile sogar ein Top-Model. Blicken wir also mal auf diese außergewöhnliche Entwicklung von Beginn an.

Alles begann damals mit dem Gewinn des FA Youth Cups im Trikot des FC Arsenal. Ebenjener Erfolg sollte dazu führen, dass Halls in den Kader der Profis berufen wurde.

"Ich hatte das große Glück und das Privileg, mich bei einem Verein wie Arsenal durchzusetzen. Erst als ich Arsenal verließ, dachte ich: 'Oh mein Gott, ich habe jeden Tag mit Thierry Henry und Dennis Bergkamp trainiert'", erzählte er.

Heute blickt er selbstkritisch auf seine damalige Sicht auf die Dinge und unterstrich: "Damals war ich ein eingebildeter junger Mann, der dachte, ich sei besser als alle anderen, der dachte: 'Ich sollte vor ihm und ihm spielen.'"

Halls' Wechsel zu Stoke: "Wollte nicht zu Arsenal zurückkehren"

Trotz des Vertrauens in seine eigenen Fähigkeiten waren die Möglichkeiten für Halls begrenzt. Als er an Colchester United und Beveren ausgeliehen wurde, sah er seine Zukunft noch immer bei den Gunners, doch das änderte sich, als Trainer Tony Pulis ihn 2003 auf Leihbasis zu Stoke City holte.

Der Wechsel zu Stoke City sollte für den defensiven Mittelfeldspieler und Rechtsverteidiger einiges verändern. Zwar erklärt er, es sei "immer schwer, einen Verein wie Arsenal zu verlassen", nicht zuletzt weil der Abgang auch bedeutete, in die zweite englische Liga wechseln zu müssen.

Bei Stoke blühte Halls dann jedoch regelrecht auf, wurde im selben Jahr noch fest verpflichtet. "Aber ich bin auf Leihbasis zu Stoke City gegangen und habe zwei Monate lang jedes Spiel gespielt. Damals wollte ich nicht zu Arsenal zurückkehren, ich habe es geliebt", sagte er.

Nun könnte man meinen, Halls würde diesen Wechsel nicht bereuen. Tatsächlich sieht er dies aber heute anders und betonte: "Im Nachhinein denke ich, dass ich vielleicht bei Arsenal hätte bleiben sollen, denn wer weiß, was dann passiert wäre, aber damals wollte ich spielen."

John Halls: Einen Steinwurf vom Emirates entfernt

Halls, der immer noch nur einen Steinwurf vom Emirates-Stadion entfernt wohnt, verbrachte etwas mehr als zwei Jahre in Stoke, bevor ihn der Weggang von Coach Pulis und vertragliche Unstimmigkeiten dazu brachten, zum Championship-Rivalen Reading zu wechseln.

In den zwei Jahren beim FC Reading kam Halls lediglich auf zwei Ligaspiele - darunter ein Premier-League-Spiel gegen Bolton. Es sollte der einzige Auftritt in der höchsten englischen Spielklasse bleiben.

Diese nächste Station habe "nicht geklappt", gesteht sich Halls heute ein. "Ich habe nicht zu ihrem Stil gepasst. Sie haben ihre Außenverteidiger eingesetzt, um den Ball über die Flügel zu spielen, mit sicheren Bällen, was überhaupt nicht zu meinem Spiel passte."

Die Phase in Reading sollte auch aufgrund von Verletzungsproblemen glücklos enden. Es folgten weitere verletzungsgeplagte Zeiten bei Aldershot und Wycombe, bevor er 2012 im Alter von 30 Jahren wegen eines Achillessehnenproblems aufhörte zu spielen.

Die körperlichen Schwierigkeiten kamen auch aufgrund disziplinarischer Probleme zustande, wie Halls selbstkritisch anerkannte: "Ich bin gerne ausgegangen, ich will nicht lügen. Ich hatte viele Freunde, die gerne ausgingen, und ich habe es genossen."

John Halls grätscht West Hams Luke Chadwick ab.
© getty
John Halls grätscht West Hams Luke Chadwick ab.

Halls beginnt Modelkarriere: Begegnung im Einkaufszentrum öffnete die Tür

Wie kam es dann also zu der bis heute erfolgreichen Modelkarriere? Auch diese Entstehung ist durchaus kurios. Denn gleich nach dem Fußball-Karriereende sollte eine Begegnung in einem Einkaufszentrum die Tür zum Modeln öffnen.

Halls erzählte: "Ich hatte wirklich Glück, ich bin bei Wycombe ausgeschieden und etwa fünf oder sechs Tage später war ich in einem Einkaufszentrum, als meine jetzigen Agenten mich ansprachen und fragten, ob ich mit dem Modeln anfangen wolle, also habe ich es versucht."

Bereits während der Zeit im Profifußball erkannte Halls' Schwester sein Talent in der Modebranche. "Zuvor hatte mich meine Schwester dazu gebracht, zu ein paar Agenturen zu gehen, als ich noch spielte, und sie hat mich davon überzeugt, dass das etwas ist, was ich machen könnte. Ich habe ein Probeshooting für meine Agenten gemacht und sie haben mich unter Vertrag genommen."

Schnell wurde der heute 40-jährige Halls zu einem Top-Model. "Ich habe mit Armani, Dolce & Gabbana, Marks & Spencers, Next und H&M gearbeitet, also hatte ich wirklich Glück. Es hat mich um die ganze Welt geführt, was wirklich schön ist, vor allem, wenn man nichts dafür bezahlen muss", berichtete er.

Halls hat sowohl eine kalte, regnerische Nacht in Stoke als auch den Laufsteg in Mailand erlebt. Er sieht sogar Ähnlichkeiten zwischen den beiden Branchen, hebt das Selbstvertrauen als "wichtigen Faktor" hervor. Fühlt er sich beim Modeln also gar wohler als auf dem Fußballplatz?

Keinesfalls, wie er erklärte: "Aber beim Catwalk muss man vier Stunden vor dem Laufsteg erscheinen, obwohl es nur 30 Sekunden dauert. In den vier Stunden will man es einfach nur hinter sich bringen, aber es gibt Leute, die deine Haare anfassen und deine Kleidung richten, also muss man ständig warten. Es ist ziemlich langweilig. Ich würde lieber ein Fußballspiel spielen."

So oder so konnte Halls bereits in beiden Fällen sein Talent unter Beweis stellen. Ob ihn ein Arsenal-Verbleib damals zu einem noch größeren Fußballer gemacht hätte? Das bleibt spekulativ. Den Laufstegen wäre weltweit dann jedenfalls ein echtes Top-Model entgangen.

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