Didier Baptiste! Als Englands Zeitungen einen Spieler zu Liverpool schrieben, den es gar nicht gab

Von Andreas Königl
FC Liverpool
© getty

Schon mal was von Didier Baptiste gehört? Nein!? Keine Sorge, es dürfte den meisten so gehen, obwohl der als riesiges Talent gefeierte Franzose Ende des Jahres 1999 angeblich vor einem Wechsel zum FC Liverpool stand. Das behaupteten jedenfalls Englands größte Zeitungen felsenfest. Problem: der Spieler existierte überhaupt nicht.

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Wie das passieren konnte? Es ist eigentlich kaum zu fassen, doch der Reihe nach ...

In einem Zeitalter, in dem das Internet wie wir es heute kennen noch in den Kinderschuhen steckte - fernab von Wikipedia, YouTube oder einer riesigen Google-Datenbank - war das Verifizieren von Informationen und Gerüchten deutlich weiter als drei oder vier Klicks entfernt. Da reichte oftmals schon ein kleiner Funke, der wie in diesem Fall zu einem lodernden Feuer wurde.

Als Auslöser des medialen Super-GAUs galt ein Beitrag in einem Arsenal-Forum, als ein Fan eine Aussage von Didier Baptiste aufgriff und daraus zum Spaß ein reales Transfergerücht konstruierte. Eine Aussage von jenem Didier Baptiste, den es gar nicht gibt? Richtig, zumindest nicht in der realen Welt.

Wohl aber als fiktiven Charakter der TV-Dramaserie 'Dream Team' von Sky One. Dort war Baptiste ein talentierter Linksverteidiger in Diensten der AS Monaco und der französischen U21-Nationalmannschaft, der in Verhandlungen mit dem fiktiven Premier-League-Klub Harchester United stand.

Wie Baptiste aber verlauten ließ, gab es auch noch Interesse "von einem großen Klub, der von einem Franzosen trainiert wird". Auf die Frage hin, ob es sich dabei um Liverpool mit Gerard Houllier oder Arsenal mit Arsene Wenger handelte, reagierte er lediglich mit einem vielsagenden Lächeln.

Zurück im Real-Life schnappte ein Journalist der Hayters-Newsagentur schließlich jenen Forenbeitrag und die wilden Diskussionen darunter auf und verfasste einen Beitrag für die News of the World, der zeitweise auflagenstärksten britischen Sonntagszeitung.

"Wir denken, dass Didier Baptiste eine ideale Ergänzung für Liverpools Viererkette wäre", schrieb Mike Dunn in seinem als exklusiv verkauften Bericht und warf eine Summe von rund vier Millionen Euro in den Raum. "Er ist ein wirklich attraktiver Spieler und Sie werden noch viel von ihm in der News of the World lesen können."

Didier Baptiste existierte eigentlich gar nicht real? "Oops!"

Der Bericht ging nach damaligen Standards quasi viral und landete sogar im offiziellen ClubCall der Reds. Dies war eine 1986 ins Leben gerufene Hotline der größten Klubs der Insel, bei der sich Fans per entgeltlichem Telefonanruf für 60 Pence pro Minute mit den aktuellen News versorgen lassen konnten. Und wie es der Zufall wollte, schafften es die Nachrichten auch noch in The Observer, den Guardian und in die Times.

Es dauerte allerdings nicht lange, bis der Schwindel letztendlich aufflog. "Wir waren genauso erstaunt wie alle anderen, als wir diese Geschichte in den Zeitungen sahen", sagte ein Sprecher von 'Dream Team'. "Wir können nur annehmen, dass jemand die Show gesehen hat und sie für echt hielt."

"Oops!", lautete die Antwort des Sportredakteurs der Times, Keith Blackmore, während Hayters erklärte, dass man "eine dringende Untersuchung in dieser Angelegenheit" durchführe.

Baptiste derweil ignorierte das Interesse von Houllier und Wenger und unterschrieb bei Harchester, wo er in etwas mehr als einem Jahr in 44 Spielen fünf Tore erzielte, bevor er am Ende der Saison in Ungnade fiel, nachdem er versucht hatte, ein Spiel zu manipulieren und im Abstiegskampf absichtlich einen Elfmeter verschoss. Glück gehabt, Liverpool.

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