Weil im Sommer die EURO und Copa America anstehen, könnten einige Spieler noch das Weite suchen - wie Eric Dier, Jadon Sancho und Timo Werner.
Vor diesem Hintergrund werden SPOX und GOALauch in diesem Jahr wieder alle großen Transfers bewerten und allen Beteiligten eine Note geben.
11. Januar: Eric Dier (Tottenham Hotspur zu Bayern München, 4 Millionen Euro)
Für Tottenham Hotspur: Im Großen und Ganzen ein geniales Geschäft! Nach dem Verlust von Harry Kane an Bayern München im letzten Sommer haben sich die Spurs auf die bestmögliche Art und Weise revanchiert: Bei der Verpflichtung von Radu Dragusin kamen sie den Bayern zuvor und halsten ihnen dann Dier auf. Präsident Daniel Levy mag für seine Arbeit auf dem Transfermarkt in den letzten Jahren viel Kritik eingesteckt haben, aber hier haben die Spurs einen Giganten ausgestochen. Selbst in einer grausamen Ära für englische Innenverteidiger schafft es Dier nicht mehr in den Kader der Three Lions von Trainer Gareth Southgate. Für die Spurs kam er nur viermal von der Bank. Vor diesem Hintergrund sind 4 Millionen Euro eine angemessene Ablöse für einen schlechten Spieler, dessen Vertrag nur noch sechs Monate läuft. Note: 1-
Für Bayern München: Ein völlig bizarrer Kauf - und vielleicht der unerwartetste Transfer im Fußball seit Barcelona im vergangenen Sommer Oriol Romeu geholt hat. Dier soll den Bayern-Kader in der Abwehr breiter machen. Thomas Tuchel kennt Dier natürlich aus seiner Zeit in der Premier League. Bei der geringen Ablöse können die Münchener eigentlich nichts falsch machen. Allerdings ist er 29 Jahre alt und konnte sich nicht einmal in der Mannschaft der Spurs durchsetzen, die durch Verletzungen ihrer besten Innenverteidiger dezimiert wurde. Die Bayern-Fans waren bereits sehr verärgert darüber, dass die Londoner ihren Wunschspieler Dragusin geholt haben - und werden jetzt wohl sauer sein, dass sie einen durchschnittlichen Spieler bekommen. Note: 4-
Für Eric Dier: Eine verblüffende Wendung der Ereignisse! Ange Postecoglou hatte so gut wie kein Vertrauen in die Fähigkeiten von Dier und ließ ihn in der ersten Saisonhälfte nur 198 Minuten spielen. Dier hätte sich nie vorstellen können, dass er den Rest seiner besten Jahre bei einem so großen Verein verbringen würde - und das an der Seite seines ehemaligen Tottenham-Teamkollegen Kane. Wie viel Spielzeit er tatsächlich bekommen wird, ist fraglich, aber das ist der Stoff, aus dem die Träume sind! Note: 1+
11. Januar: Jadon Sancho (Manchester United zu Borussia Dortmund, Leihe)
Für Manchester United: Die einzig logische Entscheidung. In der idealen Welt von Manchester United hätte Sancho einem Verein aus der saudischen Profiliga zugestimmt, wodurch die Red Devils einen großen Teil der 85 Millionen Euro, die sie 2021 für den Flügelspieler verschwendet haben, zurückbekommen hätten. Da er jedoch nie in den Nahen Osten wechseln wollte, war ein Leihgeschäft unausweichlich. United muss zwar immer noch zwei Drittel von Sanchos Gehalt bezahlen. Aber zumindest besteht jetzt die Chance, dass Sancho in einer vertrauten und etwas weniger stressigen Umgebung seinen Ruf als einer der besten Angreifer der Welt wiederherstellt und den BVB - oder jemand anderen - davon überzeugt, ihn am Ende der Saison fest zu verpflichten. Note: 2-
Für den BVB: Ein Risiko, das es sich lohnt, einzugehen. Das Letzte, was der unter Druck stehende Edin Terzic jetzt gebrauchen kann, ist ein Störenfried in der Kabine - das ist das einzige Risiko. Positiv ist, dass der BVB am Ende der Leihe keine Kaufpflicht hat. Dem Vizemeister ist es gelungen, einen Spieler zu verpflichten, der dem schwachen Angriff eine ganz neue Dimension verleihen könnte. Sollte Sancho auch nur annähernd die Leistung bringen, die er in seiner ersten Zeit im Signal Iduna Park gezeigt hat, wäre diese Leihe Gold wert. Solange der 23-Jährige sich anstrengt, gibt es für Dortmund keinen Nachteil an diesem Deal - im Normalfall wird der Engländer fest entschlossen sein, United-Chef Erik ten Hag eines Besseren zu belehren. Note: 1+
Für Jadon Sancho: Der perfekte Ort, um seine Karriere wieder anzukurbeln. Im Fußball heißt es oft, dass man nie zurückkehren sollte, aber für Sancho, der in 104 Bundesligaspielen für den BVB 38 Tore erzielte, macht eine Rückkehr nach Dortmund sehr viel Sinn. Viele Leute sind verständlicherweise der Meinung, dass Sancho entweder ein Einstellungsproblem hat - oder einfach nicht für die höchste Stufe der Profikarriere geeignet ist. Dies ist also seine Chance, seine vielen Kritiker zum Schweigen zu bringen. Er muss sie einfach ergreifen, denn es ist unwahrscheinlich, dass irgendein Spitzenverein Sancho jemals wieder verpflichten würde, wenn er bei seiner Rückkehr nach Dortmund scheitert. Er kennt den Verein und er kennt die Liga - jetzt muss er nur noch beweisen, dass er es immer noch drauf hat. Note: 1+
10. Januar: Radu Dragusin (CFC Genua zu Tottenham Hotspur, 25 Millionen Euro)
Für CFC Genua: Ein herber Rückschlag im Abstiegskampf. Genua hat zwar sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone, aber es ist nicht schwer vorstellbar, dass die Mannschaft von Trainer Alberto Gilardino ohne ihren besten Verteidiger weiter nach unten rutscht. Zur Enttäuschung der Fans betonte Präsident Alberto Zangrillo außerdem, dass der Verein nicht unter finanziellem Druck stehe, Dragusin zu verkaufen, der noch bis 2027 unter Vertrag stand. Die Geldgeber im Luigi-Ferraris-Stadion werden jedoch darauf verweisen, dass Genua mit einem Spieler, den sie im vergangenen Januar für nur 5,5 Millionen Euro fest verpflichtet haben, einen beträchtlichen Gewinn erzielt hat. Im Wettbieten haben sie die Spurs dazu bewegt, zusätzliche 5 Millionen Euro in Form von leicht zu erzielenden Prämien zu zahlen und das Gehalt von Djed Spence zu übernehmen, der leihweise für den Rest der Saison kommt. Note: 2+
Für Tottenham Hotspur: Eine dringend benötigte Verstärkung für die Defensive. Tottenhams mangelnde Kadertiefe in der Verteidigung wurde in den letzten Wochen und Monaten durch Verletzungen deutlich. Daher war es zwingend notwendig, dass Ange Postecoglou im Januar-Transferfenster mindestens einen neuen Innenverteidiger zur Verfügung gestellt bekam - und Dragusin war eine der attraktivsten Optionen auf dem Markt, wie das späte Angebot von Bayern München unterstrich. Der rumänische Nationalspieler ist jung, stark, kämpferisch und kopfballstark - ein Mann, der früher mit Nemanja Vidic verglichen wurde, sollte sich als perfekt für das harte Spiel in der Premier League erweisen. Note: 1-
Für Radu Dragusin: Noch im Sommer 2023 war der Rumäne von Juventus Turin ausgemustert worden. Der 21-Jährige wird seit langem als potenzieller Star gehandelt, aber er enttäuschte bei seinen früheren Leihgeschäften bei Sampdoria und Salernitana, bevor er schließlich in Genua Fuß fasste. In dieser Saison war er einer der besten Innenverteidiger in der Serie A, so dass dieser Wechsel für den 21-Jährigen ein logischer nächster Schritt ist. Mit der Europameisterschaft in diesem Sommer wird 2024 ein großartiges Jahr für Dragusin. Note: 1
9. Januar: Timo Werner (RB Leipzig zu Tottenham Hotspur, Leihe)
Für RB Leipzig: Eine erfreuliche Entwicklung. In der Red-Bull-Arena ist Werner mittlerweile überflüssig, Trainer Marco Rose kann auf eine Fülle von Stürmern zurückgreifen. Der Stürmer stand in dieser Saison nur zweimal in der Bundesliga in der Startelf und erzielte in 14 Einsätzen nur zwei Tore. Die Leipziger waren daher mehr als froh, ihn gehen zu lassen. Nun hoffen die Sachsen, dass er in Nordlondon genug leistet, um die Spurs, die das Gehalt des Stürmers zahlen, von einem Kauf zu überzeugen. Note: 2+
Für Tottenham Hotspur: Verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen. Dass Werner kein guter Torjäger ist, hat er in den vergangenen drei Jahren zweifelsfrei bewiesen. Doch in einer Mannschaft die gut kontert kann der 27-Jährige seine Schnelligkeit ausnutzen. In diesem Sinne könnte 'Turbo Tim' (wie er ausschließlich in England genannt wird) helfen, die vorübergehende Lücke zu füllen, die Son Heung-min hinterlässt, der einen Monat lang mit Südkorea beim Afrika-Cup in Katar verweilen könnte. Der heimliche Verdacht ist natürlich, dass die Spurs einfach einen weiteren Richarlison gekauft haben: einen wahnsinnig frustrierenden Stürmer, der viel mehr Chancen vergibt als er nutzt. Doch Ange Postecoglou hat es geschafft, dem Brasilianer ein paar Tore zu entlocken; vielleicht gelingt ihm das ja auch mit Werner. Note: 2-
Für Timo Werner: Die Chance, ein paar Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Werner hat mit Chelsea die Champions League gewonnen, aber seine Zeit an der Stamford Bridge kann man nur als sehr enttäuschend bezeichnen. In der Bundesliga-Saison 2019/20 erzielte er 28 Tore, in zwei Jahren in der Premier League waren es nur zehn. Dies ist also eine Chance, sich endlich in England zu beweisen - und zwar in einem Team, das viel offensiver ausgerichtet ist als Chelsea damals. Noch wichtiger ist jedoch, dass Werner zu seiner Bestform zurückfindet, um sich Hoffnungen auf eine Berufung in den deutschen Kader für die EURO 2024 zu machen. An Motivation wird es ihm also nicht mangeln. Da die Spurs nicht gerade mit vielen effektiven Stürmern gesegnet sind, dürfte er auch viel Spielzeit bekommen. Man kann davon ausgehen, dass Postecoglou einen Plan hat, wie er Werners Tempo im Angriff nutzen kann. Der 27-Jährige hätte sich unter den gegebenen Umständen keinen besseren Wechsel wünschen können. Bei Tottenham ist er sicherlich besser aufgehoben als bei Manchester United. Note: 1+
1. Januar: Donny van de Beek (Manchester United zu Eintracht Frankfurt, Leihe)
Für Manchester United: Ein kleiner Schritt, um die vielen toten Äste im Old Trafford zu beseitigen. Man hatte gehofft, dass die Ankunft von Erik ten Hag im Sommer 2022 das Beste aus van de Beek herausholen würde, mit dem der Trainer zuvor bei Ajax gearbeitet hatte. Doch der Niederländer wurde nie Stammspieler und kam in der ersten Saisonhälfte nur zwei Minuten in der Premier League zum Einsatz. Ein fester Wechsel wäre natürlich vorzuziehen gewesen, da man Geld braucht, um den Kader zu verstärken. Aber United hat es ganz gut geschafft, die Eintracht davon zu überzeugen, eine geringe Leihgebühr für den Mittelfeldspieler zu zahlen und den Großteil seines Gehalts für die nächsten sechs Monate zu übernehmen. Note: 3+
Für Eintracht Frankfurt: Ein Wagnis, das sich lohnt, einzugehen. Van de Beek ist erst 26 Jahre alt, hat also noch Zeit, sich zu verbessern - auch wenn er in den letzten Jahren mit seiner Form und Fitness zu kämpfen hatte. Die Eintracht hat eine reelle Chance, sich in der nächsten Saison für Europa zu qualifizieren - liegt derzeit auf Platz sechs der Bundesliga-Tabelle, drei Punkte hinter dem fünftplatzierten Borussia Dortmund und neun Punkte hinter RB Leipzig auf Platz vier. Ein fitter und einsatzbereiter van de Beek könnte sicherlich helfen. Er war bei Ajax ein hervorragender, vielseitiger Mittelfeldspieler mit Torgefahr. Sollte der niederländische Nationalspieler auch nur andeuten, dass er wieder auf dem Vormarsch ist, würde die Eintracht zweifelsohne die Option ziehen, ihn für elf Millionen Euro zu verpflichten. Note: 2+
Für Donny van de Beek: Eine dringend benötigte Chance, seine Karriere wieder in Schwung zu bringen. Van de Beek hat bei einem früheren Leihgeschäft in Everton gezeigt, was für ein Spieler er einmal war, aber sein kurzer Aufenthalt im Goodison Park wurde von Verletzungsproblemen überschattet. Das Wichtigste wird also sein, fit zu bleiben. Wenn ihm das gelingt - und das ist natürlich ein großes 'wenn' - hat er die Chance, nach der Misere in Manchester in Frankfurt zu alter Form zu finden. Note: 2+
1. Januar: Lucas Beraldo (São Paulo zu PSG, 20 Millionen Euro)
Für São Paulo: Eine herbe Enttäuschung für die Fans. Es war klar, dass Beraldo früher oder später gehen würde, die Frage war nur, wann und für wie viel? Fußballdirektor Carlos Belmonte erklärte, jeder Interessent für Beraldo einen hohen Preis zahlen müsste. 20 Millionen Euro sind eine ordentliche, aber keine sehr gute Summe für den 20-Jährigen. Das Geld wird São Paulo natürlich enorm helfen, aber in der Abwehr klafft nun eine große Lücke, die es zu schließen gilt. Note: 2-
Für PSG: Ein weiterer Beweis dafür, dass der Verein zumindest versucht, auf dem Transfermarkt vernünftiger zu agieren. Natürlich bezahlt PSG immer noch zu viel für Spieler (im letzten Sommer wurden mehr als 200 Millionen Euro für Randal Kolo Muani, Goncalo Ramos und Ousmane Dembélé ausgegeben), aber es hat einen leichten, aber spürbaren Strategiewechsel gegeben. Für PSG ist es ein unbestreitbarer Coup, der Brasilianer wurde auch von Liverpool und Bayern München gescoutet. Die Ablösesumme dürfte sich als absoluter Schnäppchenpreis erweisen. Beraldo ist ein junges Talent. Aber in einer Zeit, in der es bekanntermaßen schwierig ist, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu erzielen, hat PSG ein Schnäppchen gemacht. Note: 2+
Für Lucas Beraldo: Eine logische Entscheidung, die aber nicht ohne Risiko ist. Liverpool war auch an dem "Joker" interessiert. Beraldo ist ein junger, linksfüßiger, passsicherer Innenverteidiger, der zu einem sehr attraktiven Preis zu haben war. Anfield ist außerdem ein weitaus stabileres Umfeld für einen Fußballer als der Parc des Princes. Dennoch konnte PSG Beraldo zwei Dinge bieten, die Liverpool nicht bieten konnte: Champions-League-Fußball und die Chance, an der Seite seines brasilianischen Landsmanns Marquinhos zu spielen. Letzteres dürfte sich als besonders vorteilhaft für Beraldos Eingewöhnung an das europäische Spiel und seine erhoffte spätere Entwicklung zu einem Innenverteidiger von Weltklasse erweisen. Vor diesem Hintergrund macht der Wechsel aus Sicht des Spielers sehr viel Sinn. Note: 1