An der Anfield Road lief es im vergangenen Jahr so gar nicht rund. Verletzungsprobleme zogen sich bei den Reds wie ein roter Faden über die gesamte Spielzeit. Auch viele Leistungsträger, gerade im so dünn besetzten Mittelfeld, waren betroffen.
Liverpool-Legende Jamie Carragher prophezeite bereits nach der Hinrunde, dass die Verletztenmisere den Reds die Champions League kosten würde: "Ohne die Verpflichtung eines Mittelfeldspielers können sie nicht unter die ersten Vier kommen", sagte der 45-Jährige via Sky Sports.
Am Ende belegte der LFC den fünften Platz. Und wie so oft: Wenn es bei einer Mannschaft nicht läuft, werden oft die Stürmer zu Schuldigen gemacht. Der Sündenbock? Darwin Núñez. Sein Kopfstoß und die folgerichtige rote Karte gegen Crystal Palace waren ein Sinnbild seines schwierigen Einstands. "Darwin weiss, dass er damit seine Teamkollegen im Stich gelassen hat", verdeutlichte Trainer Jürgen Klopp nach Spielende.
Für den Stürmer und seine Teamkollegen wartet am Mittwoch (2. August) ein Testspiel-Kracher gegen den FC Bayern München.
FC Liverpool, Darwin Núñez: Ineffizient, aber kein Fremdkörper
Es ist nicht zu verleugnen, dass auch Núñez einen wesentlichen Anteil an der verkorksten Saison des FC Liverpool hatte. Der Nationalstürmer Uruguays scheiterte viel zu häufig an sich selbst. Er verballerte eine Unmenge an Chancen, teils slapstickartig, worunter viele waren, bei denen sich so manch Zuschauer dachte: "Der ist schwieriger zu vergeben als ihn zu machen." Núñez' Chancenverwertung muss in dieser Saison unter allen Umständen anders aussehen.
Was der 24-Jährige jedoch unter Beweis gestellt hat, ist dass er sich Gelegenheiten erarbeiten kann. Dies unterstreicht auch die Statistik der "expected Goals", laut der Darwin Núñez bei 0,76 Toren pro 90 Minuten, also 14 Premier-League-Treffern stehen müsste. Stattdessen traf der Stürmer nur neun Mal. Aber in dieser Spielzeit sollte bei Núñez alles anders laufen!
FC Liverpool, Darwin Núñez: Vier Tore in drei Testspielen
Er machte in der laufenden Vorbereitung wieder das, wozu ein Mittelstürmer auf dem Platz ist: Tore schießen. Drei Treffer in vier Testspielen zeigen einen deutlichen Aufwärtstrend. Zwar waren die Gegner teils nicht die namhaftesten, allerdings konnte der Uruguayer dadurch das nötige Selbstbewusstsein tanken. Und das Wichtigste ist doch: Núñez trifft endlich.
FC Liverpool, Darwin Núñez: Der Haaland-Druck ist weg
Als der 24-Jährige im vergangenen Sommer für eine Summe von 80 Millionen Euro von Benfica Lissabon an die Anfield Road wechselte, fiel automatisch eine Menge Druck auf den Stürmer. Der Vergleich mit Erling Haaland, welcher in der selben Transferperiode sogar für 20 Millionen Euro weniger vom BVB zu Manchester City wechselte, war so offensichtlich wie unlogisch.
Haaland krönte sich bereits vor seiner Zeit auf der Insel einmal zum Torschützenkönig der Champions League und bewies sich während seiner Zeit in Dortmund schon in einer Top-Liga. Núñez spielte bei Benfica zwar auch in der Champions League, doch die portugiesische Liga ist doch noch mal eine kleinere Nummer als die Bundesliga. In seiner letzten Saison in Portugal erzielte er 26 Tore in 28 Spielen - eine ähnliche Torquote von ihm in der Premier League zu erwarten wäre unfair. Und: Haaland ist neben Kylian Mbappé der beste Spieler seiner Generation, wenn nicht sogar überhaupt. Darwin Núñez ist und bleibt ein sehr guter Stürmer, auch wenn er den Vergleich mit Haaland nicht gewinnen kann.
Dass Núñez kein Haaland ist, sollten jetzt alle verstanden haben. Das wird ihm helfen. Der erste Druck ist weg, bliebe noch die hohe Ablöse.
FC Liverpool, Darwin Núñez: Benfica-Geschichte wird sich wiederholen
Bei Benfica lief es für Núñez auch erst in der zweiten Saison so richtig rund. Nach sechs Treffern in seiner Debütsaison erzielte der Uruguayer im Folgejahr 26 Tore und machte sich dadurch in ganz Europa einen Namen als Top-Stürmer. Die Geschichte wird sich wiederholen. Prognose: Der LFC-Stürmer wird in seinem zweiten Jahr bei den Reds aufgehen und die geforderten Tore erzielen.
FC Liverpool, Darwin Núñez: Der Faktor Szoboszlai
Dem FC Liverpool fehlte es in der abgelaufenen Saison an Kreativität aus dem Mittelfeld heraus. Zahlen bestätigen diese These: Mittelfeldspieler der Reds steuerten in der vergangenen Spielzeit lediglich acht Assists in der Liga und nur eine einzige Vorlage in der Königsklasse bei.
Der Problemlöser könnte nun Dominik Szoboszlai heißen. Der 22-jährige Neuzugang der Reds ist ein Kreativspieler wie er im Buche steht: Offensiv flexibel einsetzbar, beidfüßig, technisch brilliant und vor allem hat er das Auge und Gespür für Räume im letzten Drittel, die er wohl temperiert bespielen kann. Gerade letzteres sollte Darwin Núñez, der diese Tiefenläufe gerne macht, in die Karten spielen und zu vielen Abschlusssituationen, beziehungsweise Toren verhelfen.
Trotzdem ist klar, dass sich auch der frühere Leipziger Szoboszlai erst mal an sein neues Umfeld und die Premier League gewöhnen muss und nicht der alleinige Heilsbringer sein kann. Am Ende liegt es es an Núñez selbst, die 80 Millionen Euro, die Liverpool einst für ihn bezahlt hat, mit Leistung zurückzuzahlen.