Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Serie A
von Oliver Birkner
Hunziker als Glücksbringer: Es funktioniert also doch noch mit den drei Punkten: Der SSC Neapel hatte zuletzt am 11. Januar einen Sieg eingefahren, blieb dann aber 14 Partien ohne Erfolg. Am Sonntagabend schlugen die Süditaliener Tabellenführer Inter (13 Spielen hintereinander ohne Niederlage) mit 1:0 - es war der erste Sieg für den neuen Coach Roberto Donadoni. Die Tifosi hatten nach Schlusspfiff übrigens schnell den Glücksbringer ausgemacht: Auf der Tribüne saß nämlich erstmals Michelle Hunziker, die Freundin vom Präsidentensohn, die nun als regelmäßiger Gast im Stadio San Paolo gefordert wird.
Kaka rechnet mit Scudetto: Ex-Milanista Donadoni sorgte nebenher auch für Hoffnung im Hause Milan. Die Rossoneri haben nach dem 3:0 über Palermo sieben Punkte Rückstand auf Inter und Kaka erklärte nach seinen zwei Toren: "Solange die Mathematik noch Möglichkeiten erlaubt, ergebe ich mich nicht und glaube an die Meisterschaft." Mit einem Stürmer wie Filippo Inzaghi könnte die verrückte Aufholjagd vielleicht sogar klappen. Der 35-Jährige schoss am Sonntag sein 150. Serie-A-Tor und erzielte zehn der letzten 19 Milan-Treffer.
Frau Sensi schimpft auf Totti und Co: Die Führungsetage des AS Rom hat nach dem desaströsen 1:4 in Florenz die Geduld verloren. Präsidentin Rosella Sensi beorderte das Team in ein Straftrainingslager und nahm Mannschaft plus Trainer in die Pflicht: "Ich fordere endlich Einsatz und würdige Auftritte, die wir den Fans schuldig sind, und die man bei den hohen Gehältern auch verlangen kann." Während in dieser Woche weiter mit der deutschen Unternehmerfamilie Flick über eine Übernahme verhandelt wird, droht dem Team mit der viertschlechtesten Abwehr der Liga (52 Gegentore) mittlerweile sogar der Verlust der UEFA-Cup-Qualifikation.
Premier League
von Raphael Honigstein
Justizirrtum der Woche: Ausgleichende Gerechtigkeit gibt es nicht im Fußball, das lässt sich leicht beweisen. Damit sich zum Beispiel Schiedsrichterfehlentscheidungen über eine Saison hinweg tatsächlich ausgleichen können, müsste jede Mannschaft zuerst ja die gleiche Anzahl von strittigen Aktionen erleben. Das genau ist aber gerade bei kleineren, schwächeren Mannschaften nicht der Fall. Sie kreieren nicht genügend Chancen, um mal locker auf ein fälschlicherweise gegebenes Tor verzichten zu können, kommen nicht häufig genug in den Strafraum, um zu verkraften, wenn ein klarer Elfmeter nicht gegeben wird. Sie leiden also besonders unter Fehlern und fühlen sich deswegen nicht umsonst stets benachteiligt. Ausgleichende Gerechtigkeit gibt es, wenn überhaupt, nur für die großen Teams - und das ist natürlich ungerecht. Sir Alex Ferguson konnte am Samstag nach dem Irrtum von Howard Webb beim Elfmeter für Manchester United großzügig darauf verweisen, dass es im Fußball immer wieder "fürchterliche Entscheidungen" gebe - in der Vorwoche hatte es beim FA-Pokal gegen Everton noch sein Team getroffen. Das allerdings konnte kein Trost für die Spurs sein. "Ein Geschenk für United, das hat sie zurück ins Spiel gebracht", ärgerte sich Harry Redknapp. Stimmt schon, entschuldigt aber noch lange nicht, dass Tottenham in typischer Tottenham-Manier in der zweiten Hälfte nach einer 2:0-Führung komplett kapitulierte.
Mitarbeiter der Woche: Der ehemalige Bayern-Spieler Christopher Samba, ein Verteidiger, musste am Sonntag als Stürmer bei den Blackburn Rovers aushelfen, weil der ehemalige Bayern-Stürmer Roque Santa Cruz verletzt fehlte. Samba traf zwar nicht, sperrte aber vor dem 1:0 gegen Wigan (Endstand 2:0) gekonnt die Gegenspieler weg. Torschütze war Ryan Nelsen, 31, und damit konnte nun wirklich niemand rechnen: der Abwehrspieler aus Neuseeland hatte in seinen 140 Spielen für die Rovers zuvor noch nie etwas getroffen. Mehr als vier Jahre musste Nelsen auf das erste Glücksgefühl warten, nahm es aber als echter "Kiwi" mit Humor. "Noch 1400 Spiele mehr, dann komme ich in den zweistelligen Bereich", lachte er.
Konzessionsentscheidung der Woche: Ryan Giggs wurde am Sonntagabend von der Spielergewerkschaft (PFA) zum ersten Mal in seiner Karriere zum Spieler des Jahres gewählt. Darüber freuen sich auf der Insel viele, denn der 35-jährige Veteran hätte diese Auszeichnung schon seit vielen Jahren verdient gehabt. Ob er sie allerdings konkret in diesem Jahr verdient hat, ist eine andere Frage: Giggs hat nur zwölf Ligaspiele von Anfang an bestritten (weitere zwölf Mal wurde er eingewechselt), dabei auch nur ein einziges Törchen geschossen. Da es in dieser Spielzeit keinen alles überragenden Spieler gab, gewann eher der sympathischste Kandidat. In der englischen Presse wurde der Waliser deswegen mit Martin Scorsese verglichen: Der New Yorker Regisseur bekam auch erst Jahre nach seinen Meisterwerken den Oscar für "Departed", sozusagen als Entschädigung. Man mag es beiden gönnen.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
22 Karten in 90 Minuten: Der Null-Toleranz-Schiedsrichter: Beim Spiel zwischen Athletic Bilbao und Racing Santander hatte der Unparteiische Gonzalez Vazquez seinen großen Auftritt. Der galizische Schiri zückte im Schnitt alle vier Minuten eine Karte: 17 gelbe und fünf rote Kartons gab's am Sonntag in La Catedral. Gonzalez hat sich damit einen Platz in den spanischen Geschichtsbüchern gesichert.
Aus sechs mach vier: Endlich bewegt sich was an der Spitze. Seit dem 8. März schien der Sechs-Punkte-Abstand an der Spitze der Primera Divison zementiert zu sein. Eineinhalb Monate lang wartete Real Madrid sehnlichst auf einen Schwächeanfall des FC Barcelona. Jetzt kam er: Während Barca beim Auswärtsspiel von Valencia mit einem 2:2 ausgebremst wurde, siegte Real 4:2 beim FC Sevilla. Altmeister Raul traf dabei gleich dreimal im Sanchez Pizjuan. Von sechs auf vier Punkte Rückstand in sieben Spieltagen. Keine Meisterleistung, aber definitiv ein weiterer Reiz für den Clasico am Samstag im Bernabeu.
In Huelva gehen die Lichter aus: Recreativo verliert 2:4 gegen Mallorca und damit fast alle Chancen auf einen Verbleib in der Primera Divison. Mit nur 30 Punkten ist Recreativo Vorletzter der Liga. Aber Trainer Lucas Alcaraz will noch nicht das Handtuch werfen: "Die Spieler wissen, was zu tun ist. Wir werden die nächsten Spiele abwarten, dann sehen wir, wie die Dinge stehen." Nur noch fünf Spieltage, dann ist die Saison zu Ende.
Ligue 1
von Alexis Menuge
Träumen mit Gerets: Die Partie in Lille galt für Olympique Marseille als Schlüsselspiel. Schließlich ging es gegen eine Mannschaft, die vor heimischem Publikum seit August keine Niederlage mehr einstecken musste. Doch OM gewann zum zweiten Mal in Folge auswärts. Beide Male bewiesen die Marseillais dabei eine starke Moral und drehten die Partien nach einem 0:1-Rückstand. Mit nun 67 Punkten liegt das Team von Coach Erik Gerets voll im Soll und die erste Meisterschaft seit 1992 rückt immer näher. Marseille hat seine letzten sechs Partien allesamt für sich entschieden und ist sogar seit elf Spieltagen ungeschlagen. Zwar hat Verfolger Bordeaux am Mittwoch in Rennes noch ein Nachholspiel in der Hinterhand, doch mit fünf Punkten Vorsprung und dieser Form ist OM dem Traum ganz nah.
13 Minuten reichen Bordeaux: Mit dem Sieg im Liga-Pokal-Finale gegen Zweitligist Vannes (4:0) im Pariser Stade de France holte Laurent Blanc den ersten Titel seiner noch jungen Trainerkarriere. Bereits nach 13 Minuten war alles klar: Der Meisterschaftsanwärter führte zu dieser Zeit nämlich schon mit 3:0. Nun kann sich Bordeaux voll und ganz auf den Meistertitel konzentrieren. Das war auch der Grund, warum die Spieler sofort nach der Pokal-Übergabe zurück nach Gironde flogen. In der Kabine gratulierte Präsident Jean-Louis Triaud, machte aber auch sofort Druck: "Das war der erste Titel. Aber ich hoffe, es war nicht der letzte in dieser Saison." Mit dem Erreichen des UEFA-Cups ist immerhin das Minimalziel des Vize-Meisters nun unter Dach und Fach.
Comeback nach Korruptionsaffäre? Seit der Korruptionsaffäre von 1993, als Olympique Marseille mehrere Spieler von Liga-Gegner Valenciennes bestach, ist Bernard Tapie von der Fußball-Bühne verschwunden. Stattdessen war der ehemalige OM-Boss in der Folge als Arbeitsminister aktiv und spielte bei diversen Filmen und Theater-Stücken mit. Nun will Tapie wieder in die Fußball-Branche einsteigen und hat sich daher als Kandidat bei OGC Nizza ins Spiel gebracht. Dort will er die Süd-Franzosen unter die ersten Fünf der Ligue 1 führen. Geld ist vorhanden: Vor einiger Zeit erkämpfte er sich nämlich nicht weniger als 390 Millionen Euro von der Bank "Credit Lyonnais". "Ich vermisse den Fußball. Ich bin nostalgisch. Ich möchte wieder aktiv werden. Leider ist es bei OM nicht mehr möglich. Dafür eventuell bei Nizza", erklärte Tapie.