Sundhage-Flüsterer machen den Unterschied

SID
Trainerin Pia Sundhage hatte mit ihren Einwechslungen großen Anteil am Finaleinzug der USA
© Getty

Die Einwechslungen von Trainerin Pia Sundhage hatte großen Anteil am WM-Finaleinzug der USA gegen spielerisch überlegene Französinnen - doch statt sich feiern zu lassen, überließ die uneitle Schwedin ihren Assistenten die Lorbeeren.

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Als sich die grenzenlose Erleichterung Bahn brach, vergaß Pia Sundhage fast die Etikette: Nach dem Halbfinalsieg bei der Frauenfußball-WM gegen Frankreich wollte die US-Trainerin sofort aufs Feld stürmen, um ihre Spielerinnen zu umarmen.

Doch nach ein paar Metern fiel der Schwedin ihr Fauxpas auf - und sie machte kehrt, um erst ihrem französischen Pendant Bruno Bini artig die Hand zu schütteln.

Sundhage: "Keinen guten Job gemacht"

Fehler ganz anderer Art gestand Sundhage aber dann überraschend nach dem 3:1 (1:0) in Mönchengladbach. "Ich habe heute keinen guten Job gemacht", sagte die 51-Jährige, "ich muss meinen Co-Trainern danken."

Denn die hatten die spielentscheidende Idee, beim Stand von 1:1 erst Megan Rapinoe, dann Alex Morgan aufs Feld zu schicken und damit das kränkelnde US-Mittelfeld durch eine Umstellung auf eine 4-5-1-Formation zu beleben.

Hatte zuvor der Underdog aus Frankreich den Topfavoriten an den Rande einer Niederlage gebracht, ließ dieser taktische Kunstgriff den taumelnden Riesen wiederauferstehen.

Nach den Toren von Abby Wambach (79.) und Joker Morgan (82.) blieb der Traum vom dritten WM-Titel nach 1991 und 1999, mit dem die USA zum alleinigen WM-Rekordsieger aufsteigen würden, am Leben.

Edeljoker Megan Rapinoe

Stürmerstar Wambach unterstrich die Bedeutung von Edeljoker Rapinoe, die nach dem Spiel auf die Tribüne stürmte, um ihrer mitgereisten Mutter einen Kuss zu geben.

"Megan hat viele Räume geschaffen. Sie hat unser Spiel verändert. Wenn sie nicht wäre, wären wir noch immer da draußen und würden in der Verlängerung spielen", sagte die 31-Jährige.

Die US-Girls demonstrierten mit dem Rücken zur Wand stehend wie schon im Viertelfinal-Elfmeterkrimi gegen Mitfavorit Brasilien (5:3 i.E.) ihre mentale Stärke, den amerikanischen Geist, niemals aufzugeben.

"Wir haben die Fähigkeit, immer zurückzukommen, wir glauben immer an uns", sagte Sundhage, "und genau diese amerikanische Einstellung werden wir auch im Finale brauchen."

Wambach: "Wir glauben daran"

Nun soll sich am Sonntag Japan an der unbändigen Willenskraft des Weltranglistenersten die Zähne ausbeißen.

"Wir werden das Spiel angehen, wie die letzten beiden Spiele", sagte Wambach: "Egal ob über 90 Minuten, 120 Minuten oder 123 Minuten, egal, gegen wen wir spielen: Wir glauben daran, dass wir die sind, die am Ende gewinnen."

Für Wambach, die markige Worte mit einem großen Schuss Pathos nicht scheut, ist der Titel jetzt eine Verpflichtung, national, aber auch global.

"Eine ganze Nation steht hinter uns und feuert uns an", sagte die zur Spielerin des Spiels gewählte Torjägerin, "und wir setzen die Standards für andere Nationen, die sich an uns orientieren und deshalb mehr in den Frauenfußball investieren."

12 Jahre Dursstrecke beenden

Ließ die Begeisterung für das Frauen-Team in der Heimat zu WM-Beginn noch zu wünschen übrig, blickt die US-Bevölkerung nun erwartungsfroh nach Deutschland.

In Sportbars wird bei den Live-Übertragungen mitgefiebert, und auch im Internet lässt sich der steigende Zuspruch ablesen: Hatte Torhüterin Hope Solo auf ihrer Facebook-Seite vor zwei Wochen noch 23.000 Anhänger, sind es nun bereits fast 300.000.

Die 12 Jahre andauernde Durststrecke seit dem letzten WM-Titel soll in Frankfurt endlich zu Ende gehen.

"Wollen uns einen eigenen Namen machen"

Ständig mit dem Team von 1999 verglichen zu werden, nervt eine Ausnahmespielerin wie Wambach, die daher nur einen Wunsch hegt: "Wir wollen uns einen eigenen Namen machen. Wir wollen, dass die nächste Generation unsere wird."

Und auch Trainerin Sundhage will sich mit einem Sieg gegen Japan in die WM-Geschichtsbücher eintragen. Nach dem denkwürdigen Abend von Mönchengladbach geht sie diesmal aber erst recht auf Nummer sicher.

"Ich werde mir viele Gedanken machen", sagte Sundhage, "zusammen mit meinen Assistenztrainern."

Das US-Team steht im Finale

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