USA nach Triumph über Erzrivalen nun Topfavorit

SID
US-Torhüterin Hope Solo wurde zur umjubelten Spielerin beim Spiel gegen Brasilien
© Getty

Die USA haben in einem dramatischen Viertelfinale den Erzrivalen Brasilien besiegt. Matchwinnerin war die vor vier Jahren noch aus dem Team geworfene Torhüterin Hope Solo.

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Nach dem WM-Skandal von 2007 musste "Verräterin" Hope Solo sogar alleine Fahrstuhl fahren, so extrem wurde sie von ihren Mitspielerinnen gemieden. Seit Sonntag aber ist die vielleicht beste Torfrau der Welt bei den US-Girls endgültig wieder "Everybody's Darling".

Nach dem Triumph im Elfmeterschießen gegen Brasilien stürmten alle Kolleginnen auf sie zu, feierten die 29-Jährige überschwänglich und liefen angeführt von der Heldin des Tages ihre Ehrenrunde. Auch weil die Torhüterin einen Elfmeter parierte, sind die USA der große Titelfavorit - und Hope ist im Fahrstuhl nicht mehr solo.

Blog: Hope Solo - der Name ist Programm

"Das ist ein ganz spezieller Moment für mich", sagte Solo nach ihrer beeindruckenden Leistung. Mehr war ihr aber zum Thema persönliche Genugtuung nicht zu entlocken. Dabei hat sich für Solo in Dresden der Kreis geschlossen.

Bei der letzten WM wurde Hope auf die Bank verbannt

Vor vier Jahren hatte sie sich nach dem verlorenen Halbfinale - ebenfalls gegen Brasilien - selbst ins Abseits gestellt. Sie war auf die Bank verbannt worden und reagierte mit harscher Kritik am damaligen Trainer Greg Ryan sowie an ihrer Ersatzfrau. Daraufhin flog sie aus der Mannschaft und durfte nicht zur Medaillenzeremonie, die Kolleginnen zeigten ihr die kalte Schulter. Auch, wenn sich die Aufzugtüren öffneten.

Ryans Nachfolgerin Pia Sundhage rehabilitierte Solo und holte sie zurück. Dies bedeutet aber nicht, dass die Mitspielerinnen schnell Frieden mit ihrer Torfrau schlossen. Monatelang schwiegen einige Kolleginnen, ehe es zur großen Aussöhnung kam, die nun vollendet ist.

"Wir sind ein Team - und Pia ist die große Anführerin", sagte Solo: "Man konnte das Vertrauen, das wir in uns haben, einfach spüren. Wir haben immer an uns geglaubt und unser Herz auf den Platz geworfen. Und so etwas kann man nicht trainieren."

US-Girls mit großem Kampfgeist trotz Unterzahl

Immer wieder waren die Amerikanerinnen nach dem 1:2 kurz nach Beginn der Verlängerung gegen das Tor der Brasilianerinnen angerannt. Selbst die beiden irregulären Tore von Weltfußballerin Marta und die unberechtigte Rote Karte gegen Rachel Buehler brachte das Team von Sundhage nicht aus dem Konzept. Star-Stürmerin Abby Wambach ("Das waren mit die emotionalsten Stunden meines Lebens") erzielte in der Nachspielzeit der Verlängerung das erlösende 2:2.

"Marta ist sicherlich die beste Spielerin der Welt, aber mein Team war heute besser als sie. Die Einstellung der USA, niemals aufzugeben, ist wirklich ansteckend", sagte die gebürtige Schwedin Sundhage, die sichtlich mitgenommen war: "Ich kann das nur schwer zusammenfassen, was mir alles durch den Kopf geht. Das war alles sehr emotional."

Solch eine aufregende Zeit habe sie noch nie erlebt, erzählte Sundhage. Denn bereits die Teilnahme an der WM war gefährdet. Erst in den Play-offs gegen Italien setzte sich das Tam durch, nach der Niederlage gegen Schweden wurden die USA nur Gruppenzweite - und mussten gegen Brasilien antreten. "Wir haben uns sicherlich einen steinigeren Weg ausgesucht als 2008", sagte Sundhage. Er könnte zum WM-Titel führen.

"Wir sind jetzt hoffentlich der Topfavorit", sagte die ehemalige Frankfurterin Alex Krieger, die den entscheidenden Elfmeter zum 5:3 verwandelt hatte. Am Mittwoch geht es im Halbfinale gegen Frankreich.

Der WM-Titel ist auch der Traum von Hope Solo. Bereits 2007 hatte sie in Gedenken an ihren kurz zuvor verstorbenen Vater vor jedem Spiel seine Asche in ihrem Tor verteilt - damals bekanntlich ohne Happy End.

Der Spielpan der Frauen-WM 2011

 

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