Coke macht Sevillas Triple perfekt!

Der FC Sevilla hat die Europa League zum dritten Mal in Folge gewonnen
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Der FC Sevilla hat das Finale der Europa League gegen den FC Liverpool mit 3:1 (0:1) gewonnen. Während Sevilla damit zum dritten Mal in Folge in dem Wettbewerb triumphiert, geht das Finaltrauma von Jürgen Klopp weiter.

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Vor 35.000 Zuschauern im ausverkauften St. Jakob-Park in Basel brachte Daniel Sturridge die Reds im ersten Durchgang in Führung (36.). Nur 16 Sekunden nach Wiederanpfiff glich Kevin Gameiro für Sevilla aus (46.).

Im zweiten Durchgang bekam Liverpool keinen Fuß auf den Boden und Coke entschied das Finale mit seinem Doppelpack (64./71.).

Während der FC Sevilla zum dritten Mal in Folge die Europa League gewinnt und damit als erstes Team seit den Bayern in den 70er Jahren einen UEFA-Wettbewerb dreimal in Folge holt, hält Jürgen Klopps Finaltrauma an: Seit dem deutschen Pokalsieg 2012 hat Klopp als Trainer fünf Endspiele verloren. Zudem ist Liverpool aufgrund der Niederlage nächstes Jahr nicht international vertreten.

Im Vorfeld des Finals kam es auf der Tribüne zu Ausschreitungen zwischen den Fans.

Die Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Liverpool gegenüber Sport 1): "Die Reaktion auf den Ausgleich war bescheiden. Wir haben jedes Zutrauen in unser Spiel verloren. Das zeigt, dass wir noch nicht weit genug sind, um solche Rückschläge wegzustecken. Ich habe mittlerweile einige Finals verloren. Bei den wenigsten davon waren Fehlentscheidungen zu meinen Gunsten. Wir haben uns dieses Finale verdient, wir haben uns aber auch diese Niederlage eingebrockt. Aber es wäre einfacher gewesen, wenn wir mit einem 2:0 in die Halbzeit gegangen wären."

Unai Emery (Trainer Sevilla): "Die Befriedigung und dieser Moment sind einzigartig. Wir müssen das genießen, aber auch wissen, dass wir am Sonntag ein weiteres Finale vor uns haben. Kurz dürfen wir feiern. Die Mannschaft und Sevilla verdienen das."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Rotation total: Im Vergleich zum 1:1 bei West Brom am vergangenen Wochenende wechselt Klopp die komplette Startelf. Es ist die gleiche Anfangsformation, mit der die Reds Villarreal im Rückspiel ausgeschaltet haben. Lallana, Roberto Firmino, Coutinho und Sturridge sollen die Offensive beleben, Can spielt neben Milner auf der Sechs.

Auch Unai Emery schonte am Wochenende und verändert seine Elf im Vergleich zum 1:3 in Bilbao auf neun Positionen: Nur Adil Rami und Steven N'Zonzi bleiben in der Startelf.

11.: Erstmals geht ein Raunen durch das Stadion: Cllyne flankt von rechts auf den langen Pfosten. Dort kommt Sturridge mit dem Kopf ran und legt die Kugel parallel zur Torlinie quer, Carrico klärt in höchster Not zwei Meter vor der Linie.

13.: Firmino empfängt einen hohen Ball an der rechten Strafraumkante, will an Carrico vorbeigehen und fällt im Zweikampf mit dem Portugiesen. Zudem springt der Ball dem Abwehrchef an den Arm. Firmino reklamiert Elfmeter, doch Erikssons Pfeife bleibt stumm.

25.: Lallana darf durchs Mittelfeld spazieren und findet mit einem Steilpass Sturridge, der aber an Soria scheitert.

32.: Erste gute Möglichkeit für Sevilla: Die Reds können eine Ecke nicht nachhaltig klären und Gameiro versucht es artistisch, doch sein Fallrückzieher verfehlt das Tor.

36., 1:0, Sturridge: Traumtor! Coutinho nimmt Sturridge an der linken Strafraumkante mit. Mariano attackiert den Angreifer nicht und Sturridge vollstreckt mit dem linken Außenrist aus 15 Metern punktgenau ins rechte Eck.

40.: Wieder jubeln die Reds, doch diesmal zählt der Treffer nicht. Nach einer Ecke schraubt sich Lovren in die Luft und nickt den Ball ins linke Eck. Sturridge, der sich deutlich im Abseits befindet, steht direkt im Sichtfeld von Soria, weshalb Eriksson das Tor nicht gibt.

46., 1:1, Gameiro: Moreno legt einen Diagonalball auf die rechte Offensivseite direkt vor die Füße von Mariano. Der Brasilianer geht ins Eins-gegen-eins mit dem Verteidiger, tunnelt Moreno und legt den Ball quer auf Gameiro, der aus fünf Metern nur noch den Fuß hinhalten muss. Achtes Tor für den Franzosen!

48.: Liverpool ist gedanklich wohl noch in der Kabine: Banega schickt Gameiro mustergültig, der alleine auf Mignolet zusprintet. Im letzten Moment geht Toure dazwischen.

60.: Ein Einwurf von Escudero wird brandgefährlich! N'Zonzi verlängert auf den zweiten Pfosten, dort steht Gameiro mutterseelenallein und nimmt die Kugel aus sieben Metern volley, Mignolet hält den Versuch aber mit dem rechten Oberschenkel.

64., 1:2, Coke: Die Partie ist gedreht! Vitolo schiebt links mit an, spielt zwei Doppelpässe und legt die Kugel an der Strafraumkante etwas unfreiwillig Coke vor die Füße. Dieser kommt von hinten angerauscht und wuchtet den Ball aus 16 Metern punktgenau ins lange Eck.

71., 1:3, Coke: Sevilla setzt noch einen drauf. Can verliert die Kugel im Aufbauspiel, sodass die Andalusier über links auf das Tempo drücken. Vitolo legt für Banega am Sechzehner ab, über den Umweg Coutinho landet der Ball bei Coke, der halbrechts frei vor Mignolet das Spielgerät ins linke Eck knallt.

Fazit: Die Reds gingen in einer guten ersten Halbzeit verdient in Führung, verloren im zweiten Durchgang aber komplett den Faden. Sevilla darf zurecht über den Titel jubeln.

Der Star des Spiels: Coke. Der gelernte Abwehrspieler blieb im ersten Durchgang auf seiner Position unauffällig, nur um das Match nach der Pause zu entscheiden. Der Kapitän ebnete mit seinen beiden Treffer den Weg für Sevillas Titel.

Der Flop des Spiels: Alberto Moreno. Insgesamt keine so schwache Partie des Linksverteidigers, aber mit seinem doppelt haarsträubendem Abwehrverhalten beim Ausgleich leitete er Sevillas Sturmlauf ein. Ebenfalls blass: Roberto Firmino.

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden). Der 42-Jährige hatte im ersten Durchgang einige Wackler drin und wirkte besonders bei Entscheidungen im Strafraum nicht immer souverän. Den Reds hätte er durchaus einen Elfmeter geben können. Nach der Pause fing sich Eriksson weitgehend.

Das fiel auf:

  • Die Reds begannen mit einem 4-2-3-1, wobei Roberto Firmino situativ als spielender Stürmer agierte und Sturridge so in vorderster Front unterstützte. Bei längerem Ballbesitz besetzten die beiden Außenverteidiger die offensiven Flügelpositionen. Gleichzeitig ließ sich Can zwischen die Innenverteidiger fallen, sodass der Spielaufbau in einer Dreierkette angekurbelt wurde.

  • Allerdings verpuffte diese taktische Maßnahme weitgehend, denn selten bekam Liverpool im Mittelfeld Überzahlsituationen angeboten. Deshalb konzentrierte sich Klopps Elf in erster Linie darauf, das defensive Zentrum dicht zu machen und nach Ballgewinnen schnell umzuschalten. Dabei attackierten sie Sevilla vornehmlich bereits in der eigenen Hälfte. So fiel auch die Führung durch Sturridge.
  • Sevilla lief ebenfalls in einem 4-2-3-1 auf, wobei das System deutlich starrer interpretiert wurde als bei den Engländern. Die Spanier attackierten Liverpool phasenweise tief in deren Hälfte und störten damit deren Spielaufbau sichtlich.
  • Allerdings kamen die Reds im Laufe der Zeit mit dem Pressing Sevillas immer besser zurecht und konnten sich ein ums andere mal spielerisch lösen. Sevilla erarbeitete sich nur noch selten gute Pressingsituationen, verteidigte deutlich tiefer und bekam seinerseits mit dem Forechecking der Reds seine Probleme. Einfache Fehler im Spielaufbau waren die Folge.
  • Im zweiten Durchgang verlor Liverpool komplett die Ordnung. In der Offensive starteten die Reds kaum mehr strukturierte Angriffe, in der Defensive stimmte die Aufteilung nicht mehr - bezeichnend dafür war der Kaltstart in Durchgang zwei. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen gerieten zu groß, sodass Sevilla die Kontrolle an sich reißen konnte.

Daten & Statistiken: FC Liverpool - FC Sevilla