Der Garant für das Ende der Bremer Talfahrt

Von Marcus Giebel
Marko Marin kommt diese Saison bisher auf drei Bundesligatore und neun Assists
© Getty

Marko Marin soll zusammen mit Mesut Özil Werder Bremen in eine neue Ära führen. Nach Anlaufschwierigkeiten hat er seine Rolle gefunden und blüht in der Rückrunde regelrecht auf. In den nächsten Wochen kommen angefangen mit dem heutigen Europa-League-Spiel gegen Twente Enschede (20.50 Uhr im LIVE-TICKER, auf Sat.1 und Sky) zahlreiche Aufgaben auf den neuen Hoffnungsträger des Pokalsiegers zu.

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Da ist sie wieder. In roten Punkten leuchtet die 10 auf der Tafel in den Händen des vierten Offiziellen auf. Und beendet einmal mehr einen Arbeitstag von Marko Marin im Trikot von Werder Bremen.

Das Dutzend an vorzeitigen Herausnahmen des 20-Jährigen ist voll. Doch diesmal ist alles anders. Als sich der Dribbelkünstler Richtung Seitenlinie bewegt, um Platz für Tim Borowski zu machen, erheben sich die Zuschauer auf den Tribünen und spenden stehend Beifall.

Systemumstellung macht Marin besser

Mit einer überragenden Leistung hat er sich an diesem Februar-Abend endgültig in die Herzen der Fans gespielt. An diesem Abend, beim 2:1 über Hertha BSC, war er der Garant für das Ende der Bremer Talfahrt.

Nach zuvor fünf Niederlagen hintereinander hatte Trainer Thomas Schaaf vor dem Spiel die Taktik entscheidend geändert und Peter Niemeyer neben Torsten Frings in die Mittelfeldzentrale gestellt.

Marin rückte dadurch von seiner Position der hängenden Spitze hinter Claudio Pizarro ins offensive Mittelfeld zurück und bildet dort seitdem neben Aaron Hunt und Mesut Özil ein Offensivtrio auf einer Linie.

Folglich hat der "Instinktfußballer" (Dieter Eilts) mehr Raum vor sich, den er mit seiner Schnelligkeit auch zu nutzen weiß.

Vereinzelte Kritik

"Die Rückversetzung ins Mittelfeld hat im Zusammenspiel mit der veränderten defensiven Ordnung für mehr Stabilität gesorgt. Ich halte die Ausrichtung mit Pizarro als Spitze und drei beweglichen Halbstürmern dahinter für eine gute Idee", lobt Werder-Ehrenspielführer Marco Bode im Gespräch mit SPOX Schaafs Schachzug.

Ein wichtiger Schritt für den mit einer Ablöse von 8,2 Millionen Euro teuersten Zugang der Vereinsgeschichte. Denn auch wenn die Verantwortlichen sich immer wieder schützend vor Marin stellten, gab es im ersten halben Jahr an der Weser auch deutliche Kritik.

So bemängelten Kapitän Frings und Tim Borowski das mangelhafte Defensivverhalten, Gegenspieler beschwerten sich über die angebliche Fallsucht Marins.

Bode hat als ehemaliger Bremer eine andere Sichtweise: "Er fällt nicht zu leicht, aber er muss sich noch ein bisschen mehr dagegen wehren. So gibt es manchmal Situationen, in denen er fällt, der Schiedsrichter aber keinen Elfmeter geben kann."

Vorbereitung war nicht optimal

Weitere Gründe für seine solide, aber nicht rundum überzeugende Hinserie liegen mehrere Monate zurück. Während der Sommerpause feierte Marin in Schweden mit der U 21 den ersten Europameisterschaftstitel einer deutschen Auswahl in dieser Altersklasse.

Zu allem Überfluss verletzte er sich in Skandinavien am Knöchel und verpasste einen Großteil der Vorbereitung. So war es nur folgerichtig, dass Geschäftsführer Klaus Allofs sagte: "Wir müssen Geduld haben und sind darauf vorbereitet, ihn auch mal rauszunehmen und die Belastung zu dosieren."

"Wichtiger Teil des Offensivspiels"

Mit den ständigen Auswechslungen ist es seit der Winterpause vorbei, Marin hat sich zu einem unverzichtbaren Mosaikstein im neuen Werder-Team gemausert.

Die in der Frühphase der Saison verlorene Zeit ist längst aufgeholt, Woche für Woche bringt der von seiner damaligen Internatsleiterin in Gladbach als "positiver Wirbelsturm" betitelte Marin Top-Leistungen.

Sein Tief gegen Ende der Hinrunde, als seinem Spiel verständlicherweise die Dynamik fehlte, ist längst überwunden. So fällt die seit Wochen andauernde Schwächephase von Kollege Özil nicht weiter ins Gewicht.

Denn nun wird Marin häufiger von seinen Mitspielern gesucht. "Marko ist ein wichtiger Teil in Werders Offensivspiel geworden. Durch ihn ist das Spiel schwerer auszurechnen", betont Bode.

Doppelbelastung noch Neuland

Zumal das Werder-System nach dem Weggang von Diego und der Verpflichtung von Marin flexibler geworden ist. War in den vergangenen Jahren das 4-4-2 mit Mittelfeldraute quasi in Stein gemeißelt, agierten die Hanseaten in dieser Saison schon mit einem Quadrat und nun eben in einem 4-2-3-1.

Mit Werder stehen im Idealfall binnen zweieinhalb Monaten noch 21 Pflichtspiele an - für Marin ist die Doppelbelastung aber immer noch ein wenig Neuland.

Auszuschließen ist ein Einbruch da nicht. Zumal Bode hervorhebt: "Wo er sich noch am ehesten verbessern muss, ist die Physis. Er muss noch ein bisschen stabiler werden, um sich im Zweikampf besser dagegenstemmen zu können. Das ist bei seiner Körpergröße und seinem Gewicht natürlich schwierig."

Der deutsche Messi

Demgegenüber stehen seine überragenden Fähigkeiten am Ball, die auch schon Top-Klubs aus England, Spanien und Italien aufhorchen ließen. Die spanische Zeitung "Sport" hat höchsten Respekt vor Marin, vergleicht ihn gar mit dem derzeit besten Fußballer der Welt.

"Marko Marin ist Deutschlands Lionel Messi. Er spielt so grandios wie einst Netzer und Matthäus. Er ist körperlich nicht stark, aber genial", schrieb das Blatt über die "große Hoffnung Deutschlands".

Und Ziehvater Max Eberl, jetzt Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach, wusste schon früh: "Er wird ein Großer werden. Er hat die gewisse Extraqualität."

Bringt er diese auch weiter auf den Platz, ist für Werder in den Pokal-Wettbewerben noch alles drin.

Twente Enschede soll da heute nicht zum Stolperstein werden.

Fakten: Werder Bremen - Twente Enschede