EM

Vier Thesen zum Belgien-Sieg über Portugal: Fernando Santos muss gehen

Von Stefan Zieglmayer
Fernando Santos und Portugal sind im Achtelfinale der EM ausgeschieden.
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3. Der Erfolg gibt Belgien (noch) Recht

Auch Belgien setzt in erster Linie zunächst auf Defensivspiel. Nur war vom Weltranglistenersten auch nichts anderes zu erwarten. Die drei Siege in der Gruppenphase und das Torverhältnis von 7:1 sollten darüber nicht hinwegtäuschen. Bei der WM 2018 waren es ebenfalls neun Punkte und sogar 9:2 Tore. Dafür ist die Qualität im Kader zu gut.

Die K.o.-Spiele waren für Belgien aber schon 2018 auf Kante genäht. Das scheint sich nun zu wiederholen. In der Anfangsphase gegen Portugal machte es Belgien gut, ließ den Ball durch Witsel und Tielemans zirkulieren und beschäftigte den Gegner.

Nach rund 20 Minuten aber gewährte Belgien den Portugiesen vermehrt längere Ballbesitzphasen. Die Mannschaft von Trainer Roberto Martinez hielt sich zurück. Nach dem Führungstreffer und der verletzungsbedingten Auswechslung von Kevin De Bruyne kam dann gar nichts mehr.

Das Offensivkonzept der Belgier beschränkt sich sehr auf Isolationsspiel mit Romelu Lukaku und De Bruyne, die das mit ihrer Qualität freilich sehr gut machen, was aber in vielen Fällen mehr kräfteraubend als erfolgreich ist.

Die wirkliche Stärke der Belgier ist aber das Ausschwärmen in offensiven Umschaltmomenten. Wenn es chaotisch wird, wenn der Gegner die Ordnung aufgibt, dann ist Belgien da. Doch nicht gegen Portugal.

In der Schlussphase ergaben sich durch die belgische Führung etliche Kontermöglichkeiten, die die roten Teufel aber fürchterlich ausspielten. Die 3-gegen-2-Situation mit Yannick Carrasco als ballführendem Spieler kurz vor Schluss schafft es wohl in jeden Lowlight-Zusammenschnitt dieser EM. "Wenn wir den letzten Ball und unseren Ballbesitz besser genutzt hätten, hätten wir wahrscheinlich viel Freude an den Risiken gehabt, die Portugal eingegangen ist", sagte Martinez nach dem Spiel. Hätten ...

Was bleibt, ist ein schwacher Auftritt, der dank einer Einzelaktion von Thorgan Hazard zum Viertelfinal-Einzug reichte. Belgien spielt wie 2018 mit dem Feuer. Noch gibt der Erfolg den roten Teufeln Recht.

Die Auswechslungen der angeschlagenen De Bruyne und Eden Hazard machen aber wenig Hoffnung, dass das auch gegen Italien reicht.

4. Cristiano Ronaldo ist noch längst nicht am Ende

Allein die Tatsache, dass ein Narrativ vom möglicherweise letzten großen Turnier des 36 (!) Jahre alten Cristiano Ronaldo gar nicht erst bemüht wird, spricht Bände: CR7 ist noch längst nicht am Ende.

Bei der WM 2022 wird Ronaldo sicherlich wieder für Portugal auflaufen - und nicht nur das: Er ist noch immer eine gewaltige Bereicherung für diese Mannschaft. Der ganze Hohn und Spott über "Penaldo", der vermeintlich nur noch vom Elfmeterpunkt treffen kann, ist ein Kommentarspalten-Phänomen und sollte auch dort bleiben.

Ronaldo ist dank seiner fünf Treffer bei dieser EM nicht nur EM-Rekordtorschütze (14), sondern auch Rekordtorschütze bei großen Turnieren (21).

Dass sich böse Zungen gehässig auf Ronaldos Freistoßausbeute (0 von 28 EM-Freistößen direkt verwandelt), sein "Alibi-Pressing" oder seine schnörkellosen Dribblingansätze stürzen: geschenkt. Ronaldo ist eben nicht mehr der trickreiche Jungspund im United-Trikot. Er ist aber verdammt nochmal effizient.

Der portugiesische Kapitän hat die Metamorphose zum Strafraumstürmer der alten Schule durchgemacht, dabei aber nicht an Athletik oder Antritt verloren. In dieser Form ist er für Portugal auch noch beim nächsten großen Turnier der Sieggarant.

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