EM

EM 2021 - Showdown um die EM-Krone: Selbst die Queen wünscht Glück

SID
Den letzten großen Titel der Three Lions überreichte die Queen noch höchstpersönlich.
© getty

Vor dem Showdown um Europas Fußball-Krone pushen sich die Engländer und Italiener gegenseitig hoch.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor dem Showdown um Europas Fußball-Krone meldete sich die berühmteste Zeitzeugin des englischen Triumphs von 1966 höchstpersönlich zu Wort. "Vor 55 Jahren habe ich Bobby Moore den WM-Pokal überreicht", schrieb Queen Elizabeth II am Samstag aus Windsor Castle an Gareth Southgate und sein Team: "Dabei habe ich gesehen, was es den Spielern, Funktionären und Betreuern bedeutet, ein internationales Fußball-Turnier zu gewinnen."

Die Königin verband dies mit den besten Wünschen für ein erfolgreiches EM-Endspiel gegen Italien am Sonntag (21 Uhr im LIVETICKER). "Ich übersende meine besten Wünsche für morgen, in der Hoffnung, dass die Geschichte nicht nur Ihren Erfolg würdigen wird, sondern auch den Geist, die Hingabe und den Stolz, mit dem Sie sich präsentiert haben."

Sollte es noch einer allerletzten Motivation bedurft haben: Dies war sie. "Es war fantastisch, einen Brief von der Queen zu bekommen", sagte Teammanager Southgate, der seine "Gladiatoren" ohnehin schon auf den ultimativen Kampf eingestimmt hatte. "Man ist im Kolosseum, und es heißt: Daumen hoch oder Daumen runter."

Das leicht favorisierte Italien hält mit Pathos dagegen. "Wir sind bereit für den Kampf", kündigte Abwehrspieler Leonardo Bonucci an: "Wir können das Spiel kaum erwarten, alles andere ist Gerede."

Jetzt zählt's. EM-Finale, Wembley-Stadion, 60.000 Zuschauer. Alles was davor war, interessiert nicht mehr. Nicht der umstrittene Elfmeter für England im Halbfinale gegen Dänemark, nicht die italienische Serie von 33 Spielen ohne Niederlage.

Kane: "Größtes Spiel unserer Karriere"

"Ich denke", sagte Englands Kapitän Harry Kane, "das ist das bislang größte Spiel in der Karriere von uns allen." Schon als Kind habe der Torjäger davon geträumt, "Trophäen für mein Land in die Höhe zu stemmen - und jetzt haben wir die Gelegenheit dazu." Die "55 years of hurt" seit dem WM-Titel sollen ein Ende haben.

Diesmal wird aber nicht die Queen (95), die altersbedingt auf einen Stadionbesuch verzichtet, sondern UEFA-Präsident Aleksander Ceferin die Zeremonie durchführen. Kane ist es egal, wer ihm den silbernen Henri-Delaunay-Pokal überreicht. "Diese Chance muss man mit beiden Händen packen", sagte der vierfache Turnier-Torschütze, der neben dem überragenden Raheem Sterling zu Englands größten Hoffnungen zählt.

Auf die Three Lions wartet jedoch eine "größtmögliche Herausforderung" (Southgate). Die Italiener sind mit einem erfrischenden Offensivfußball durchs Turnier gestürmt und haben im Halbfinale gegen Spanien auch ihren Catenaccio wiederentdeckt. Nationaltrainer Roberto Mancini hat ein homogenes Team ohne große Stars geformt, das auf dem Platz zusammensteht.

Die Engländer sollten besser nicht zu stark auf den Heimvorteil bauen, denn der scheint die Italiener eher noch zu beflügeln. Die Übermacht der englischen Fans bereite ihm keine Sorgen, versicherte Mancini: "Es reicht, wenn wir unsere Fans nach dem Abpfiff hören. Während des Spiels müssen wir uns auf andere Dinge konzentrieren."

EM 2021: Verratti kündigt "episches Finale" an

Mittelfeldspieler Marco Verratti kündigte ein "episches Finale" an. "Es ist der Traum eines jeden Kindes, das Fußball spielt." Auch die Squadra Azzurra will eine Sehnsucht stillen und den zweiten EM-Titel nach 1968 holen. "Am Sonntag zu gewinnen, wäre wichtig für den italienischen Fußball, für jeden Spieler, für den Verband - es würde schwierige Jahre ausradieren", sagte Bonucci.

Moralische Unterstützung erhält das Team vom verletzten Leonardo Spinazzola (Achillessehnenriss), der auf der Tribüne "mit meinen Krücken anfeuern" wolle. Auch die schottische Zeitung The National, die die Unabhängigkeit Schottlands unterstützt, hat sich auf die Seite der Italiener geschlagen. Auf dem Cover der Samstag-Ausgabe ist Mancini als "Braveheart" mit blau-weiß angemalten Gesicht dargestellt, dazu die Bitte: "Rette uns Roberto, du bist unsere finale Hoffnung."

Die Engländer bereiten sich aber schon auf die Titel-Party nach dem Schlusspfiff vor. Die sehr wahrscheinlich überfüllten Pubs dürfen bis 23.15 Uhr Ortszeit öffnen, und viele Schulen auf der Insel erlauben den Kindern, später zum Unterricht zu erscheinen. Schon jetzt wird spekuliert, dass Southgate im Falle eines EM-Triumphs zum Ritter geschlagen und künftig mit "Sir" angesprochen wird.

Auch in Italien dürfte bei einem Sieg der Ausnahmezustand ausbrechen - doch das bereitet dort eher Sorge. Die Sicherheitskräfte wollen für den Fall größere Versammlungen und Umzüge in der Stadt verbieten. Das Olympiastadion, das eigentlich seine Tore für ein Public Viewing mit 16.000 Fans öffnen wollte, bleibt nun doch geschlossen. Der Corona-Alarm im Vorfeld des Finals (drei EM-Journalisten positiv getestet) hat die Italiener zusätzlich aufgeschreckt, die Hygienemaßnahmen wurden verstärkt.