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England gegen Dänemark: Elfmeter-Entscheidung im EM-Halbfinale sorgt für Diskussionen

Von Falko Blöding
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Der umstrittene Strafstoß für Englands Nationalmannschaft in der Verlängerung des EM-Halbfinales gegen Dänemark (2:1) hat für heftige Diskussionen gesorgt.

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Schiedsrichter Danny Makkelie (Niederlande) hatte in der 102. Minute nach einem vermeintlichen Foul von Joakim Maehle an Raheem Sterling auf Strafstoß für die Three Lions entschieden. Nicht nur bei den Dänen war das Unverständnis angesichts des minimalen Kontakts in jenem Duell anschließend groß, zumal die Entscheidung der Überprüfung durch den VAR standhielt.

Sterling kommentierte es bei ITV nach Spielschluss so: "Ich bin in den Strafraum und er stellte sein rechtes Bein raus. Am Ende zählt nur, dass er reingeht."

Ex-FIFA-Schiedsrichter Manuel Gräfe sprach dagegen in seiner Funktion als Experte im ZDF von einer "harten Entscheidung". Makkelie habe sich "womöglich" von einer strittigen Situation mit Kane im Sechzehner in der regulären Spielzeit beeinflussen lassen.

Elfmeter für England gegen Dänemark: Kritik von Mertesacker und Wenger

Für den niederländischen Unparteiischen ist es der erste Einsatz bei einem großen Turnier und Gräfe sprach davon, dass auch auf internationaler Ebene ein Generationenwechsel eingesetzt habe, wodurch sich ein "Qualitätsverlust" bemerkbar machen könnte.

Kritisch äußerte sich auch Per Mertesacker. Der Rio-Weltmeister bemängelte, dass Makkelie in besagter Szene nicht zunächst abwartete, um sich dann vom VAR die Bestätigung bei einer Überprüfung einzuholen.

Kritik hagelte es auch von Arsene Wenger. Der langjährige Arsenal-Trainer, heute in Diensten der FIFA, sagte bei beIN Sports: "Das ist kein Elfmeter. Und ich verstehe auch nicht, warum man dem Schiedsrichter nicht sagt, er solle sich das noch einmal anschauen. In dem Moment ist es wichtig, dass der Schiedsrichter von seiner Entscheidung überzeugt ist." Der VAR habe Makkelie "im Stich gelassen", so Wenger.

sterling
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Dänen fordern Erklärung vom Schiedsrichter

Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand hat die Elfmeter-Szene derweil deutlich kritisiert: "Ich habe keinen Elfmeter gesehen. In einem solchen Spiel so zu verlieren, ist einfach bitter", sagte der 49-Jährige: "Es fühlt sich nicht gerecht an. Das ist etwas, das mich wütend macht. Ich bin enttäuscht."

Auch die Spieler waren empört angesichts der spielentscheidenden Elfmetersituation. "Vor allem die Art und Weise, wie wir verloren haben, macht es ein bisschen schwieriger, das wirklich zu verstehen, denn ich hatte das Gefühl, dass es nicht ganz fair war", sagte Angreifer Martin Braithwaite: "Aber ich muss vorsichtig sein, was ich sage."

Der Schiedsrichter habe nicht einmal sagen können, ob Joakim Maehle oder Mathias Jensen das vermeintliche Foul begangen habe, monierte Braithwaite. Mittelfeldspieler Pierre-Emile Höjbjerg hätte sich eine Erklärung vom Referee gewünscht: "Manchmal würde man gerne vom Schiedsrichter selbst hören, was er dachte", sagte der ehemalige Bayern-Profi: "Vielleicht sollte auch der Schiedsrichter vor einem Mikrofon stehen dürfen."

Harry Kane verwandelt Elfmeter im Nachschuss

Ebenfalls strittig: Als Sterling zum Dribbling ansetzte, lag ein zweiter Ball auf dem Rasen in direkter Nähe des Tatorts. Makkelie unterbrach die Aktion nicht.

Am Ende entschied diese Szene die Partie. Harry Kane scheiterte bei der Ausführung des Strafstoßes zwar zunächst an Kasper Schmeichel, verwertete aber den Nachschuss und führte England damit ins erste EM-Finale der Geschichte des Landes. Zu allem Überfluss wurde Schmeichel beim Elfmeter noch sekundenlang von einem Laserpointer geblendet.

MagentaTV-Experte Michael Ballack sagte: "Da liegt ein Ball an der Eckfahne, da muss der Schiedsrichter unterbrechen und dann ist das für mich kein Elfmeter. In der Zeitlupe sehen wir, das ist einfach zu wenig. Es gibt einen hauchdünnen Kontakt, aber es tut mir leid: Das ist in so einem Spiel in so einer Phase für mich kein Elfmeter würdiges Foul. Das ist einfach zu wenig und deshalb wundert es mich, dass der Videoreferee nicht eingreift. Es ist für mich unverständlich, dass man diese Option nicht wählt."

Laut Schiedsrichter Patrick Ittrich sei die ausbleibende Unterbrechung wegen des zweiten Balles "eine reine Ermessensentscheidung" und deshalb vertretbar gewesen: "Wenn der für sich entscheidet, dass es hier zu keiner Beeinträchtigung des Spielgeschehens kommt, dann wird dieses Spiel nicht unterbrochen. Das ist eine sehr grenzwertige Entscheidung, aber es ist nicht so, dass man das Spiel unterbrechen muss, aber man kann es unterbrechen. Wenn man die Spieler sieht in dem Moment, dann stört es die beiden überhaupt nicht."

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