EM

Ronaldo vergeigt's vom Punkt

Cristiano Ronaldo (4) hatte schon in der ersten Hälfte doppelt so viele Torschüsse wie Österreich (2)
© getty

Portugal ist auch in seinem zweiten EM-Spiel in Gruppe F sieglos geblieben. Im Pariser Parc des Princes kamen die Südeuropäer trotz eines Elfmeters von Cristiano Ronaldo gegen Österreich nur zu einem 0:0.

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Vor 46.000 Zuschauern im Parc des Princes hatte Cristiano Ronaldo in der 79. Minute per Elfmeter die Chance zum Sieg für die Portugiesen, jedoch scheiterte er am Pfosten. So blieb es beim 0:0.

Durch die Punkteteilung stehen beide Mannschaften vor dem abschließenden Gruppenspieltag enorm unter Druck. Beide müssen siegen. Portugal (2 Punkte) trifft am Mittwoch auf Ungarn (4), Österreich (1) auf Island (2).

Ronaldo stieg mit seinem 128. Länderspiel-Einsatz zum alleinigen Rekordnationalspieler Portugals auf. Zuvor hatte er sich Platz eins gemeinsam mit Luis Figo (127) geteilt.

Österreich blieb in seinen nunmehr fünf Partien bei Europameisterschaften immer sieglos (zwei Remis und drei Niederlagen) und erzielte in diesen fünf Spielen nur ein Tor.

Die Reaktionen:

Fernando Santos (Trainer Portugal): "Wir hatten viele Chancen, haben aber nicht getroffen. Wir haben besser gespielt als gegen Island. Wir konnten die nötigen Räume genutzt, aber es hat nicht zum Sieg gereicht. Jetzt haben wir ein Finale vor der Brust. Wir müssen uns darauf konzentrieren, das nächste Spiel zu gewinnen."

Marcel Koller (Trainer Österreich): "Die Mannschaft hat alles rausgehauen. Wir haben gesehen, dass Portugal eine Weltklassemannschaft ist. Ich hätte mir gewünscht, dass wir etwas ruhiger sind. Unter Druck macht man Fehler. Der Elfmeter hätte bedeutet, dass wir wahrscheinlich nach Hause fahren. Jetzt haben wir ein Endspiel gegen Island. Es war eine schwierige Partie für Alaba."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Portugal gibt's im Vergleich zum 1:1 gegen Island zwei Änderungen: Carvalho und Quaresma beginnen für Pereira und Joao Mario.

Marcel Koller muss im Vergleich zum 0:2 gegen Ungarn ebenfalls wechseln. Für den gesperrten Dragovic, den verletzten Junuzovic (Bänderanriss im rechten Knöchel) und Janko beginnen Ilsanker, Prödl und Sabitzer.

3.: Das muss das 1:0 für Österreich sein! Sabitzer ist rechts im Strafraum durch und flankt lang auf den Fünfer, da steht Harnik komplett frei und muss ihn nur noch einnicken - er drückt ihn unfassbar links am Tor vorbei!

12.: Doppelchance Portugal! Erst ist Nani im Strafraum nach einem Prödl-Patzer frei durch, scheitert aus spitzem Winkel aber an Almer. Den Nachschuss von Vierinha aus der zweiten Reihe kann erneut Almer zur Ecke abwehren.

22.: Den macht er normal! Ronaldo kommt nach bärenstarker Vorbereitung von Nani und Gomes aus sieben Metern zum Abschluss, drückt die Kugel aber einen halben Meter links am Tor vorbei.

29.: Nani kommt neun Meter vor dem Tor zum Kopfball und wuchtet den an den linken Pfosten! Glück für Österreich.

38.: Quaresma setzt sich am Strafraum stark im Luftduell durch und bedient damit Ronaldo, dessen seitlicher Volley von Almer entschärft wird.

41.: Alaba haut einen Freistoß fast von der Torauslinie neben den langen Pfosten, Vieirinha klärt gerade noch auf der Linie. Er köpft den Ball vor Harnik weg.

47.: Sabitzer setzt Ilsanker 20 Meter vor dem Tor in Szene. Der Leipziger versucht es mit einem harten Distanzschuss, doch Rui Patricio kann den Ball noch abwehren.

55.: Pepe stürmt nach vorne und bedient Ronaldo, dessen Pfund aus 20 Metern von Almer mit der linken Hand gerade noch zur Ecke geklärt wird.

56.: Wieder Ronaldo! Der köpft den Ball nach der Ecke erneut gefährlich aufs Tor, Almer pariert wieder stark.

79.: Unfassbar! Ronaldo wird im Strafraum von Hinteregger gefoult und bekommt den Elfmeter. Anstatt sich zum Helden des Spiels zu machen, scheitert er vom Punkt aber am linken Pfosten.

85.: Ronaldo jubelt, nachdem er den Ball ins Tor geköpft hat. Beim Freistoß stand er jedoch im Abseits, der Treffer zählt zurecht nicht.

Fazit: Ronaldos verschossener Elfmeter ist Sinnbild des Spiels: Wieder belohnte sich Portugal trotz vieler herausgespielter Chancen nicht mit dem Sieg. Österreich hatte besseren Zugriff als gegen Ungarn, wurde den Portugiesen aber nur selten gefährlich.

Der Star des Spiels: Robert Almer. Ronaldo, Nani und Co. scheiterten reihenweise an Österreichs Keeper. Almer reagierte mehrfach glänzend und rettete so den Punkt.

Der Flop des Spiels: David Alaba. Fand keinen Zugang zum Spiel. Hing auf der Zehnerposition völlig in der Luft, brachte keinen Druck auf den Ball und leistete sich mehrere einfache Fehlpässe in der ersten Hälfte. Wurde trotz Heilsbringer-Status entsprechend früh ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien). Durchschnittliche Partie des Unparteiischen, der nicht in allen Situationen richtig lag. Gerade in der ersten Hälfte mit kleinen Unsicherheiten - bei der Zweikampfauslegung und einer Abseitsentscheidung gegen Ronaldo. Besserte sich nach der Pause dahingehend.

Das fiel auf:

  • Wie schon in ihren ersten Spielen begannen die Österreicher im 4-2-3-1 und die Portugiesen im 4-4-2 flach mit Ronaldo und Nani an vorderster Front. Alaba deckte bei Österreich die Zehner-Position hinter der Spitze Harnik ab, Sabitzer kam über die rechte Außenbahn.
  • Alaba kam in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel. Mit der großen Erwartungshaltung schien sich beim Münchner auch große Nervosität einzuschleichen. Ihm unterliefen gleich mehrere einfache Ballverluste in der Vorwärtsbewegung.
  • Durch Österreichs Kompaktheit im Zentrum schafften es die Portugiesen nur selten, sich mit schnellen Kombinationen durch die Mitte nach vorne zu spielen. Entsprechend streuten vor allem Vieirinha und Pepe immer wieder den langen Ball in Richtung Ronaldo ein, um die gegnerische Mittelfeldkette zu überspielen. Die kamen aber nur selten beim Stürmer an.
  • Portugal kontrollierte über weite Strecken die Partie, Österreich erwartete die Südeuropäer etwa auf Höhe der Mittellinie. Was bei Österreich nicht gut funktionierte: Harnik versuchte einige Male zu pressen, jedoch meist auf eigene Faust. So riss er eine große Lücke zwischen sich selbst und die offensive Dreierkette, wodurch Portugal ihn einfach überspielen konnte.
  • Gelang es Portugal, sich am Sechzehner der Österreicher festzusetzen, fanden Nani und Quaresma mit starken Einzelaktionen gelegentlich doch einen Weg in den Sechzehner. Ronaldo bewegte sich dann immer zwischen Elfmeterpunkt und Fünfmeterraum - die Bälle wurden stets in seine Richtung gespielt.
  • Nach der Pause besetzte Portugal die Räume zwischen Österreichs Ketten besser, wodurch sich Nani und Co. schneller und häufiger vor das österreichische Tor kombinieren konnten.

Portugal - Österreich: Die Statistik zum Spiel