EM

"Gruppe ist auf den Kopf gestellt"

Für Sebastian Prödl und Österreich ist die EM bereits beendet
© getty

Sebastian Prödl war der Frust über das frühe EM-Aus der Österreicher deutlich anzumerken. In der Mixed Zone sprach er über die verkehrte Welt in Gruppe F, die Qual der Aufarbeitung und wenig Lust auf Urlaub.

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Frage: Herr Prödl, warum haben Sie bei der EM nicht dieselbe Leistung bringen können wie in der Qualifikation?

Sebastian Prödl: Mit dem Spiel heute hätten wir einiges retten können und auch retten müssen. So wie wir aufgetreten sind, war es wieder das Österreich, das wir selbst und auch die Zuschauer von uns erwarten. Es hätte ganz anders laufen müssen heute - Betonung auf müssen. Dann hätten wir im Achtelfinale gestanden. Das ist nicht der Fall. Da fehlt uns ein bisschen die Turniererfahrung und das Turnierglück.

Frage: Auch Ihr Trainer Marcel Koller hat von Nervösität und Erfahrung gesprochen. Nun haben aber die Spieler der Isländer und Ungarn gerade auf Vereinsebene aber auch nicht mehr internationale Erfahrung. Wie kann man das Aus sonst erklären?

Prödl: Die Gruppe ist auf den Kopf gestellt, wenn man das so sagen kann. Es ist unmittelbar nach dem Spiel schwierig in Worte zu fassen. Wir werden das morgen nochmal analysieren. Die Isländer kamen mit einem Einwurf zum 1:0. Wir hatten 27 Torschüsse, hätten den Achtelfinaleinzug verdient gehabt. Dann hätte keiner großartig etwas in Frage gestellt, auch wir nicht. So müssen wir uns selbst mit der Analyse quälen. Die wird sehr, sehr schwierig.

Frage: In der ersten Halbzeit haben Sie mit einem anderen System gespielt. War das ein Problem?

Prödl: Ich denke nicht. Wir haben in der ersten Halbzeit aus dem Spiel heraus defensiv gar nichts zugelassen, in der zweiten genauso wenig. Im ersten Durchgang hat uns aber vielleicht die Durchschlagskraft nach vorne ein Stück weit gefehlt. Wir hatten den Elfmeter und einige weitere Möglichkeiten. Wenn man so viele Torchancen hat, muss man so ein Ding festhalten. Pech war auch noch dabei, es kam alles zusammen und hat nicht sein sollen.

Frage: David Alaba ist ein guter Elfmeterschütze, vor dem Starftoß gab es eine kurze Diskussion. Wie haben Sie das erlebt?

Prödl: Gar nicht, ich war gerade trinken. Aber Drago ist normalerweise auch ein sicherer Schütze.

Frage: Von den Rängen gab es viel Unterstützung, knapp zwei Drittel des Stadions waren rot-weiß. Machen Sie sich Sorgen, dass die im Vorfeld des Turniers entstandene Euphorie etwas abfallen könnte?

Prödl: Das wird man sehen, wenn wir in die WM-Qualifikation starten. Wir haben jetzt erstmal Urlaub. Keiner will in den Urlaub, aber wir müssen in den Urlaub. Jeder hat genügend Probleme, jetzt heißt es erstmal sacken lassen und verdauen. Es tut schon weh, richtig weh. Wir hätten hier gerne eine positive Erfahrung gesammelt. Jetzt müssen wir eben in die Quali. Die Truppe ist gut und hat Qualität. Das müssen wir wieder zeigen und uns selbst beweisen. Wir sind es unseren Fans schuldig, dass wir ihnen die Gelegenheit geben, dass sie nochmal so außergewöhnlich stark sein können wie bei dieser EURO, das haben sie verdient. Wir müssen jetzt nicht bei Null anfangen, aber zurück zu alter Stärke finden.

Island - Österreich: Die Statistik zum Spiel

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