EM

Starkes England belohnt sich nicht

England traf am letzten Spieltag auf die Slowakei
© getty

Am letzten Spieltag der Gruppe B kam England trotz eines spielerisch überzeugenden Auftritts gegen die Slowaken nicht über ein 0:0 heraus. Während die Three Lions als Gruppenzweiter sicher für das Achtelfinale qualifiziert sind, können die Slowaken noch als Dritter in die nächste Runde einziehen.

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Vor 42.000 Zuschauern im Stade Geoffroy-Guichard in Saint-Etienne waren die Three Lions gegen defensiv agierende Slowaken über 90 Minuten das klar bessere Team, einzig der Torerfolg blieb ihnen verwehrt.

Der slowakische Keeper Matus Kozacik bewahrte sein Team mehrmals vor dem Rückstand; mit vier Punkten haben die Slowaken nun gute Aussichten, als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale einzuziehen.

England ist nach dem Unentschieden zwar bereits sicher für die nächste Runde qualifiziert, muss Wales aber vorbeiziehen lassen und trifft jetzt auf den Zweiten der Gruppe F.

Die Reaktionen:

Jan Kozak (Trainer Slowakei): "Das war ein wichtiger Punkt für unser großes Ziel, unter die letzten 16 zu kommen. England war ein starker, offensiv ausgerichteter Gegner. Wir sind über weite Strecken in die eigene Hälfte gedrückt worden. Am Ende sind einige unserer Spieler müde geworden."

Roy Hodgson (Teammanager England): "Wir haben das heute gut gemacht. Viel mehr als wir kann man das Spiel nicht dominieren. Wir haben von der ersten Minute an Druck gemacht. Unsere Fans waren herausragend. Es ist enttäuschend, dass wir ihnen keinen Sieg schenken konnten."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Jan Kozak sieht nach dem 2:1-Sieg gegen Russland keinen Grund für Wechsel und schickt die gleiche Elf ins Rennen.

Sein Gegenüber Roy Hodgson wirft nach dem Last-Minute-Erfolg über Wales die Rotationsmaschine an und verändert seine Anfangsformation auf sechs Positionen: Für Rose, Walker, Rooney, Alli, Sterling und Kane spielen Bertrand, Clyne, Wilshere, Henderson, Sturridge und Vardy. Cahill führt die Three Lions als Kapitän an.

5.: Clyne setzt sich auf der rechten Seite stark durch, sprintet Richtung Grundlinie und flankt dann scharf auf den ersten Pfosten. Dort verlängert Vardy knapp acht Meter vor dem Tor, drückt das Leder dabei aber über das Gehäuse.

17.: Vardy wird halblinks steil geschickt und gewinnt sein Laufduell gegen Skrtel. Der Stürmer kommt letztlich knapp 15 Meter vor dem Tor an den Ball und zieht sofort ab. Kozacik reagiert aber stark und verhindert den Rückstand.

19.: Bertrand springt Pekarik mit ausgestrecktem Arm und hohem Tempo an und erwischt den Berliner voll im Gesicht. Dieser muss jetzt behandelt werden, da er stark blutet. Velasco Carballo hat die Aktion nicht einmal abgepfiffen.

33.: Die Engländer kombinieren sich über die rechte Seite nach vorne, wo Clyne von der Grundlinie flach zurücklegt und an der Strafraumgrenze Lallana findet. Der Liverpool-Profi zieht unter Druck direkt ab, Kozacik pariert den harten, aber wenig präzisen Schuss stark.

53.: Fast die Führung für die Slowaken! Nach einer harmlosen Flanke von links will Smalling den Ball mit der Brust zu Hart ablegen, doch der Versuch gerät zu kurz und der Keeper muss alles in die Waagschale legen, um zu klären.

54.: Auf der anderen Seite wird Clyne von Sturridge rechts in den Sechzehner geschickt, wo er aus knapp zehn Metern abzieht. Kozacik ist erneut zur Stelle und lenkt die Kugel super zur Ecke.

61.: Toll gespielt von England! Sturridge hat den Ball im Halbfeld und steckt Henderson mit einem perfekt getimten Pass am rechten Strafraumeck durch. Dieser flankt von der Grundlinie auf den zweiten Pfosten, wo der eben eingewechselte Alli ins lange Eck abzieht, doch Skrtel steht richtig und verhindert spektakulär den Rückstand.

74.: Alli hebt die Kugel aus dem Zentrum gekonnt über die Abwehr und schickt damit Sturridge in den Sechzehner. Knapp sieben Meter vor dem Tor haut der Angreifer dann aber am Ball vorbei.

87.: Die Briten kommen noch einmal über rechts, wo Henderson an der Strafraumgrenze etwas Platz hat. Seine Flanke auf den zweiten Pfosten landet bei Kane, der zum Kopfballduell hochsteigt, aber Kozacik ist zur Stelle und entschärft die Situation.

Fazit: Die Engländer präsentierten sich spielfreudig und dominierten das Spiel über die gesamte Distanz, verpassten es aber, sich für den engagierten Auftritt zu belohnen.

Der Star des Spiels: Matus Kozacik. Die Engländer bissen sich an dem slowakischen Schlussmann die Zähne aus. Vardy im Eins gegen Eins, Lallana aus kurzer Distanz und Clyne nach einem tollen Sprint - sie alle fanden in Kozacik ihren Meister.

Der Flop des Spiels: Robert Mak. War in einer unauffälligen Offensivreihe das schwächste Glied und war an keiner gefährlichen Aktion beteiligt. Bei England blass: Jack Wilshere.

Der Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien). Der 45-Jährige wurde vor keine großen Aufgaben gestellt und trat bei der fair geführten Partie kaum in Erscheinung. Übersah allerdings den Schlag gegen Pekarik.

Das fiel auf:

  • England spielte in einem variablen 4-3-3, wobei die beiden Flügelspieler Sturridge und Lallana ihre Position oft verließen. Besonders Lallana ließ sich häufig fallen, sodass sich situativ ein Mittelfeldblock mit fünf Spielern bildete. Das Team von Hodgson attackierte den Gegner tief in der gegnerischen Hälfte und setzte nach Ballverlusten energisch nach. Folgte nicht sofort der Ballgewinn, waren die Three Lions darum bemüht, so schnell wie möglich viele Leute hinter den Ball zu bekommen und so die Ordnung wiederherzustellen.
  • Bei eigenem Ballbesitz interpretierten die Außenverteidiger ihre Rolle extrem offensiv, Clyne hielt sich regelmäßig auf einer Höhe mit Vardy auf und trug so zu einer Überladung der rechten Seite bei. Außerdem zogen die Engländer das Spiel mit dieser Maßnahme in die Länge und verschafften sich Platz für Kombinationsspiel. Gleichzeitig ließ sich Dier zwischen die Innenverteidiger fallen und kurbelte den Spielaufbau an.
  • Die Slowaken hielten gegen den Ball mit einem 4-5-1 dagegen. Allerdings stimmten die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen oftmals nicht und so lief Duda die Engländer zumeist alleine in der gegnerischen Hälfte an und konnte simpel überspielt werden. Drangen die Briten in das letzte Drittel ein, verbarrikadierte sich die Slowakei in und um den eigenen Strafraum. In der Schlussphase verteidigte das Team von Jan Kozak zum Teil mit neun Mann am eigenen Strafraum.
  • Nach vorne fiel der Slowakei wenig bis gar nichts ein und die wenigen Kontersituationen stockten zumeist wegen ungenauer Abspiele bereits im Ansatz. Besser machten es die Engländer, die immer wieder in die Zwischenräume gelangten und anschließend die Schnittstelle der slowakischen Abwehrreihe suchten.

Slowakei - England: Die Statistik zum Spiel