Die Iren zeigten in ihrem ersten EM-Endrundenspiel seit 24 Jahren viel Herz, waren in ihren Möglichkeiten aber limitiert.
Kroatien konnte nur phasenweise überzeugen und hatte bei den drei Toren eine gehörige Portion Glück.
Im ersten Gruppenspiel hatte sich Weltmeister Spanien 1:1 von Italien getrennt.
Die Reaktionen:
Giovanni Trapattoni (Trainer Irland): "Es ist schwer zu erklären, was passiert ist. Wir haben schon nach zwei Minuten ein Tor kassiert, ich weiß nicht, wie sehr uns das psychologisch beeinflusst hat."
Sean St. Ledger (Irland): "Wir haben uns bei den Gegentoren ungeschickt angestellt. Normalerweise sind wir in der Defensive gefestigter. Aber wir haben noch zwei Spiele. Wir müssen aufstehen und weitermachen. Unsere Fans im Stadion waren fantastisch, hoffentlich halten sie weiter zu uns."
Slaven Bilic (Trainer Kroatien): "Ja, ich habe den Sieg erwartet. Wir wussten alles über Irland, und wir wussten, dass wir das bessere Team sind. Ich bin sehr zufrieden, wie wir gespielt haben. Wir wollen jetzt aber nicht zu euphorisch sein."
Mario Mandzukic (Kroatien): "Ich kann nicht glauben, was wir geschafft haben. Es war ein fantastischer Sieg. Wir wussten, dass es ein schweres Match wird. Wir haben als Team fantastisch funktioniert, der Sieg war verdient. Wichtig war, dass wir ein frühes Tor geschossen haben."
Ivan Rakitic (Kroatien): "Es ist keine Zeit zum Träumen. Wir müssen in jedem Spiel Gas geben. Wir wissen, dass mit Italien und Spanien zwei richtige Gegner warten. Das werden Hammerspiele"
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Trapattoni setzt auf Innenverteidiger Dunne, hinter dessen Fitnesszustand nach einem Schlüsselbeinbruch ein Fragezeichen stand. Im Sturm bekommt Doyle erwartungsgemäß den Vorzug vor Cox.
Bei Kroatien wird Innenverteidiger Corluka rechtzeitig fit. Pranjic nur auf der Bank, Strinic spielt hinten links. Srna fängt rechts in der Viererkette an.
3., 0:1, Mandzukic: Srna geht auf rechts bis zur Grundlinie und chippt den Ball in die Mitte. Von St. Ledgers Rücken kommt der Ball zu Mandzukic. Der rutscht weg, setzt den Kopfball aber platziert aufs rechte untere Eck. Given auf dem falschen Fuß und etwas schwerfällig - drin.
19., 1:1, St. Ledger: Scharfer Freistoß McGeady von halblinks. St. Ledger kommt im fairen Ringkampf mit Corluka fünf Meter vor dem Tor an den Ball und köpft ins rechte Eck.
22.: Perisic hat 20 Meter vor dem Tor viel zu viel Platz und lädt ab. Given taucht runter und faustet den Ball zur Seite.
39.: Strinic mit einer Flanke aus dem linken Halbfeld. Jelavic kommt ran, köpft allerdings links am Tor vorbei.
43.,1:2, Jelavic: Ganz krummes Ding. Bei einem Schuss von Rakitic steht Jelavic im passiven Abseits. Der Ball fällt Ward vor die Füße, dessen Befreiungsschlag vollkommen misslingt. Der Ball geht direkt zu Jelavic, der die Kugel cool über Given ins Tor hebt.
48., 1:3, Given (Eigentor): Flanke Perisic von halblinks. Mandzukic lässt den Ball über den Scheitel rutschen. Vom linken Pfosten springt der Ball Given an den Kopf und von dort ins Tor. Irlands Keeper im Pech!
78.: Srna von rechts zurück auf Rakitic. Der schlenzt den Ball mit rechts aus 18 Metern aufs linke Eck - haarscharf am Tor vorbei.
Fazit: Ungefährdeter Sieg für Kroatien gegen leidenschaftliche, im Angriff aber zu harmlose Iren. Die Kroaten hatten zudem das Glück auf ihrer Seite.
Der Star des Spiels: Mario Mandzukic. Der Stürmer des VfL Wolfsburg war zwei Mal mit dem Kopf zur Stelle, beim zweiten Treffer half Given mit. Mandzukic war sehr beweglich, ging engagiert in die Zweikämpfe und setzte gemeinsam mit Evertons Jelavic die irische Viererkette immer wieder unter Druck.
Der Flop des Spiels: Richard Dunne. Irlands "honey monster" hatte große Probleme im Spielaufbau, konnte Jelavic in der ersten Halbzeit zwei Mal nur durch ein Foul stoppen und war bei weitem nicht so zweikampfstark wie gewohnt.
Der Schiedsrichter: Björn Kuipers. Der Niederländer lag bei vielen Entscheidungen richtig. Statt in einem harten Spiel vorschnell Gelbe Karten zu verteilen, setzte Kuipers auf viel Kommunikation. Er machte allerdings einen großen Fehler, als er ein klares Foul von Schildenfeld (63.) nicht ahndete und den Iren so einen Elfmeter verwehrte.
Die Trainer:
Giovanni Trapattoni: Setzte auf ein kompaktes 4-4-2 mit Andrews als Kettenhund für Modric, was in der ersten Halbzeit auch gut funktionierte. Mit der Nominierung von Dunne tat sich Trapattoni aber keinen Gefallen. Die irische Presse hatte im Vorfeld über die fehlende Frische des Verteidigers spekuliert - nicht zu Unrecht. Die frühen Wechsel (Cox für Doyle und Walters für McGeady) fruchteten nicht.
Slaven Bilic: In den letzten Testspielen bot der Coach seinen Kapitän Srna häufig im rechten Mittelfeld auf. Gegen Irland spielte Srna Rechtsverteidiger und erledigte seine Defensivaufgaben tadellos. Von Gegenspieler McGeady kam wenig. Offensiv hätte Srna vor allem in Hälfte eins aber mehr Risiko gehen können. Der Plan, mit beiden Stürmern, Rakitic und Perisic die Viererkette der Iren zu pressen, ging auf.
Was geht für die Kroaten bei der EM? Jetzt mittippen und absahnen!
Das fiel auf:
- Kroatien provozierte viele Ballverluste der Iren im Aufbau durch frühes Attackieren der Innenverteidiger. Allerdings zogen sie sich nach der frühen Führung zurück und überließen den Iren die Kontrolle.
- Modric kam in der ersten halben Stunde nicht in Schwung. Andrews nahm den Spielmacher der Kroaten in Manndeckung und ihn so zu Beginn komplett aus dem Spiel. Die Kroaten wählten infolgedessen lange Bälle aus der Viererkette auf die Stürmer, weil zudem die Außenverteidiger (vor allem Strinic) zu zaghaft nachrückten.
- Die Iren rückten bei ihren Angriffen gut nach und gewannen so viele zweite Bälle. Auch die Rückwärtsbewegung klappte, sodass ständig acht, neun Spieler hinter dem Ball waren.
- Im letzten Drittel waren die Iren weitgehend hilflos. Keane hing völlig in der Luft, oft wurde der Ball von den Flügeln in die Mitte geschlagen, wo sich Doyle in Luftduellen nicht durchsetzen konnte.
- Eine eigentlich große Stärke der irischen Verteidiger entpuppte sich als Achillesferse. Irland kassierte zwei Gegentreffer durch Kopfbälle.
- Die Iren fighteten leidenschaftlich, waren aber im Offensivspiel arg limitiert. Von McGeady kam außer zwei, drei gefährlichen Freistoßflanken nichts, Duff rieb sich in Zweikämpfen auf und Andrews war mit der Aufgabe, Modric zu verteidigen, ausgelastet.
- Rakitic zog von rechts immer wieder in die Mitte, um Vukojevic beim Spielaufbau zu unterstützen und Modric abzusichern, wenn der nach vorne ging.
Irland - Kroatien: Daten zum Spiel