Das teilten die Werder-Bosse unmittelbar nach der Partie mit. Für den 38-Jährigen war das schwierige Duell nach sieben Liga-Niederlagen in Serie zum Endspiel um seinen Job ausgerufen worden.
"Florian bleibt natürlich Trainer. Das ist ganz klar", sagte Geschäftsführer Frank Baumann in der ARD: "Wir haben nach sieben Niederlagen in Folge in der Bundesliga natürlich eine Analyse vornehmen müssen, wie wir uns aus der Abwärtsspirale befreien können. Wir haben heute ein ganz anderes Gesicht gesehen."
Kohfeldt selbst erklärte: "Ich freue mich, weil ich das unbedingt zu Ende bringen und mit dieser Mannschaft in der Liga bleiben möchte. So wie die Mannschaft heute gespielt hat, kann sie kein Problem mit dem Trainer haben."
Kurz zuvor hatten bereits Werder-Spieler ihrem Trainer den Rücken gestärkt. "Natürlich haben wir Interesse, mit Florian Kohfeldt weiter zu machen, das hat man heute auch gesehen. Wir Spieler können immer nur auf dem Platz eine Antwort geben. Wir haben in den letzten Wochen nicht das gezeigt, was wir können. Wir müssen an diese Leistung anknüpfen und alles andere können wir nicht entscheiden", meinte Leonardo Bittencourt.
Davie Selke ergänzte: "Es war wichtig, dass wir als Mannschaft eine Reaktion zeigen. Kompliment an Flo, ich glaube, es war nicht einfach für ihn die letzten Tage. Wir können die ganzen Floskeln lassen. Nach sieben Niederlagen in Folge hat er die Mannschaft diese Woche betreut und wir haben so eine Leistung gezeigt. Das ist Antwort genug."
Hee-Chan Hwang und Emil Forsberg bescheren Leipzig den Sieg
Die Treffer der Joker Hee-Chan Hwang (93.) und Emil Forsberg (120.+1) bescherten dem Favoriten den umjubelten Erfolg. Den Gegner für das Endspiel am 13. Mai im Olympiastadion ermitteln am Samstag (20.30 Uhr im LIVETICKER) Vizemeister Borussia Dortmund und Zweitligist Holstein Kiel. Leonardo Bittencourt (105.+1) hatte zwischenzeitlich ausgeglichen.
"Das ist fantastisch. Wir haben nicht gedacht, dass es so spannend wird. Es war ein Abnutzungskampf", sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. "Ihre Körperlichkeit hat uns Schwierigkeiten bereitet und bei den tiefen Laufwegen haben wir nicht immer gut ausgesehen. Die ersten 25 Minuten haben wir sehr gut gespielt, wir hatten die ersten zehn Minuten sehr viele Abschlüsse. Dann haben wir uns etwas den Schneid abkaufen lassen, klar war es dann spannend. Die Jungs haben gefightet, Bremen auch, aber am Ende sind wir denke ich schon der verdiente Sieger", meinte RBL-Trainer Julian Nagelsmann.
Vor der Partie war es bei beiden Klubs turbulent zugegangen. Leipzig verkündete den Abgang von Nagelsmann für eine Rekordablöse zu Bayern München zur neuen Saison und verpflichtete Jesse Marsch (RB Salzburg) als Nachfolger. Bei Werder erhielt Kohfeldt in einer vieldiskutierten Entscheidung von Geschäftsführer Frank Baumann erst nach einem Zögern das Vertrauen für den Pokalkracher.
Gräfe nimmt Elfmeter für Werder zurück
Mit Anpfiff im Weserstadion zählte aber nur noch die Chance auf das Finale. Werder, zum 23. Mal in der Runde der letzten Vier, war darauf bedacht, nicht erneut so früh wie beim 1:4 im Bundesliga-Duell vor drei Wochen ins Hintertreffen zu geraten und setzte auf viel Körperlichkeit. Das Vorhaben ging im ersten Durchgang auf.
Leipzig gelang es kaum, das spielerische Vermögen in Chancen umzumünzen. Ein gefährlicher Kopfball von Alexander Sörloth, stark pariert von Jiri Pavlenka, bildete die Ausnahme (4.). Die Großchance zur Führung in der 29. Minute hatte dann aber Werders US-Amerikaner Josh Sargent. Nach einem langen Ball setzte sich der 21-Jährige stark gegen Dayot Upamecano durch, schoss den Ball aber unbedrängt am Tor vorbei. Glück für RB.
Werder war jetzt drin und bekam kurz vor der Halbzeit von Schiedsrichter Manuel Gräfe einen Foulelfmeter zugesprochen, den er jedoch nach Ansicht der Fernsehbilder zurücknahm. Davie Selke hatte im Zweikampf mit Nordi Mukiele aktiv eingefädelt. Mit der kniffligen, aber korrekten Entscheidung ging es in die Pause.
Bremen gleicht nach Fehler von Upamecano aus
Leipzig kam stärker aus der Kabine und erhöhte die Intensität und das Tempo in den Kombinationen. Die Bremer stemmten sich dagegen, doch RB wurde zwingender. Nach einer Ecke setzte Verteidiger Willi Orban einen Kopfball an die Latte, danach rettete Werders Jean-Manuel Mbom mit großem Einsatz (66.).
Das Duell entwickelte sich mit Anbruch der Schlussphase zu einem packenden Pokalfight, in dem beide Teams auf den Lucky Punch hofften. Der eingewechselte Christopher Nkunku traf für Leipzig aber nur den Pfosten (78.), in der Nachspielzeit vergab Joker Yussuf Poulsen doppelt.
Kohfeldt machte sein Team in der Pause zur Verlängerung noch einmal lautstark heiß, doch dann schlug der Favorit eiskalt zu. Nach einem Fehler von Upamecano glich Werder aus, Forsberg setzte nach Vorarbeit von Hwang den Schlusspunkt für Leipzig.
Werder Bremen - RB Leipzig: Die Stimmen
Florian Kohfeldt (Trainer Werder Bremen): "Ich glaube, wir haben ganz viel Energie auf den Platz gebracht. Wir haben über 120 Minuten gekämpft, aber auch gespielt. Es ist ein Spiel, was auf beide Seiten kippen kann. Das Ende ist maximal bitter, das ist extrem traurig. Es bleibt festzuhalten, dass die Mannschaft eine hervorragende Leistung und eine beeindruckende Reaktion gezeigt hat."
Julian Nagelsmann (Trainer RB Leipzig): "Bremen hat uns in der einen oder anderen Situation Probleme bereitet. Wir haben uns in der ersten Halbzeit ein wenig den Schneid abkaufen lassen. Die Jungs haben unglaublich gefightet. Am Ende waren wir der verdiente Sieger, auch wenn es immer ein bisschen glücklich nach Verlängerung ist."
Werder Bremen - RB Leipzig: Die Aufstellungen
Bremen: Pavlenka - Gebre Selassie, Moisander, Veljkovic, Augustinsson - Groß (119. Bargfrede) - Maximilian Eggestein, Mbom (73. Bittencourt) - Sargent - Füllkrug (66. Osako), Selke (96. Möhwald)
Leipzig: Gulacsi - Orban, Konate, Upamecano - Mukiele, Kampl, Haidara (46. Nkunku, 114. Forsberg) - Dani Olmo, Sabitzer (74. Poulsen), Angelino (101. Henrichs) - Sörloth (90. Hwang)