Deutschland sichert sich WM-Ticket in Russland

Von Für SPOX in Moskau: Stefan Rommel
So sieht's aus, wenn Deutschland trifft. Miroslav Klose erzielte das Tor des Tages in Moskau
© Getty

Deutschland hat sich das Ticket für die WM 2010 in Südafrika vorzeitig gesichert. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw gewann in Moskau 1:0 (1:0) gegen Russland. Das Tor des Tages erzielte Bayern-Stürmer Miroslav Klose.

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Vor 75.000 Zuschauern im ausverkauften Luschniki-Park feierte der Hamburger Jerome Boateng sein Länderspiel-Debüt und flog dabei gleich mit Gelb-Rot vom Platz.

Das letzte Gruppenspiel am Mittwoch gegen Finnland hat nach dem Sieg nur noch statistischen Wert. (Deutschlands Gruppe 4 im Überblick)

Bundestrainer Joachim Löw war mit seiner Elf zufrieden: "Das hat die Mannschaft gut gemacht. Keine Mannschaft der Welt kann auf Unentschieden spielen, wir schon gar nicht. Ich habe gespürt, dass jeder das Sieger-Gen in sich hat. In einigen Situationen hatten wir auch etwas Glück."

Sein Gegenüber Guus Hiddink erklärte: "Der Unterschied war die Durchschlagskraft der Deutschen. Deutschland braucht nur eine halbe Chance zum Tor. Wir haben dagegen gute Möglichkeiten vergeben. Die Niederlage war ein wenig unglücklich, auch weil wir einen Elfmeter nicht bekommen haben. Trotzdem war es eine gute Leistung, wir haben nur unsere Chancen nicht verwertet."

So diskutierten die mySPOX-User während der Partie

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Löw bringt im wichtigsten Spiel der Quali mit Boateng einen Debütanten. Der Hamburger verteidigt hinten rechts. Im defensiven Mittelfeld spielt Rolfes an der Seite von Ballack. Klose als einzige Spitze vor einer offensiven Dreierreihe.

Bei den Russen ist Schirkow fit und beginnt als Linksverteidiger. Überraschung im Mittelfeld: Semak sitzt nur auf der Bank, dafür spielt Denissow in der Zentrale. Und im Sturm beginnt Kerschakow anstatt des Stuttgarters Pogrebnjak.

6.: Erste Chance Russland: Semschow flankt von links in die Mitte. Kerschakow nimmt den Ball in einer Drehung mit und zieht aus rund 18 Metern ab. Adler sicher.

22.: Schweinsteiger passt auf Podolski, sein Schussversuch von der Strafraumgrenze misslingt, der Ball kommt zu Özil auf links. Der mit einem Haken zur Mitte, Podolski kommt erneut an den Ball und zieht aus elf Metern ab. Ignaschewitsch rettet für Akinfejew.

30.: Riesenchance für Russland! Boateng verliert das Duell mit Arschawin im Mittelfeld. Der Russe mit einem klasse Pass in die Tiefe auf Bystrow. Der geht allein in den Strafraum und steht frei vor Adler. Bystrow verhaspelt sich aber im Abschluss und Adler pariert.

35., 0:1, Klose: Sensationell herausgespielt: Özil spielt auf links einen überragenden Doppelpass mit Podolski. Özil steht frei vor Akinfejew, täuscht einen Schuss an, passt aber quer auf Klose. Der schiebt den Ball im Fallen vor Ignaschewitsch ein.

Halbzeit-Fazit: Bislang eine reife Leistung der DFB-Elf, hervorragend taktisch eingestellt. Die Russen kommen damit überhaupt nicht klar.

53.: Adler überragend: Kerschakow legt nach hinten ab auf Arschawin. Der Russe zieht aus rund 16 Metern ab, Adler taucht ab und faustet den Ball weg. Durchatmen!

55.: Riesen-Alarm im deutschen Strafraum: Schon wieder kommt Arschawin aus zehn Metern frei zum Abschluss, schon wieder pariert Adler. Aber Russland wieder am Ball: Semschow chippt den Ball von links in den Strafraum, Seitfallzieher Bystrow. Aufs Tornetz!

58.: Özil mit der Granate aus 28 Metern, nachdem er Syrjanow aussteigen lässt: Latte!

69.: Ohje, Gelb-Rot für Boateng, nachdem er Bystrov gefällt hatte.

73.: Es brennt lichterloh: Arschawin mit einem 40-Meter-Solo, Schweinsteiger zu zaghaft. Arschawin passt auf Semschow, der zieht ab. Adler einmal mehr mit einer sensationellen Parade.

88.: Friedrich grätscht Bystrow im Strafraum weg, Busaccas Pfeife bleibt stumm. Glück für Deutschland.

Fazit: Deutschland qualifiziert sich dank einer starken ersten Hälfte für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Russland in der zweiten Hälfte mit einigen Möglichkeiten zum Ausgleich, aber das Glück und Adler verhinderten einen Treffer der Sbornaja.

Der Star des Spiels: Rene Adler. Erst ein Mageninfekt von Konkurrent Robert Enke spülte den Leverkusener ins Tor. Und wie schon im Hinspiel (2:1) zeigte Adler, dass er auf dem Weg zum Weltklasse-Keeper ist. In der ersten Hälfte rettete er gegen den allein auf ihn zukommenden Bystrow, in der zweiten Hälfte war er mit starken Paraden zur Stelle, als die Russen den Druck erhöhten. Adler machte mit diesem Spiel einen großen Schritt in Richtung Stammtorhüter bei der WM in Südafrika.

Die Gurke des Spiels: Denkt man an Juri Schirkow, hat man immer den offensivstarken, schnellen Außenspieler vor Augen. Gegen Deutschland blieb der Chelsea-Spieler alles schuldig. Wegen einer Knieverletzung hatte Schirkow in dieser Saison noch kein Liga-Spiel bestritten, die fehlende Praxis merkte man ihm deutlich an. Da die Deutschen nur selten über rechts attackierten, war er defensiv kaum gefordert, offensiv war er aber nur ein Schatten seiner selbst. Sinnbildlich die 43. Minute, als er erst über den Ball fiel und dann einen falschen Einwurf fabrizierte.

Die Pfeife des Spiels: Massimo Busacca. Der Schweizer mit einer tadellosen Leistung bis kurz vor Schluss, aber dann. Zeigte zunächst Boateng zu Recht Gelb-Rot und verweigerte Arschawin zu Recht einen Elfmeter. Hätte aber in der 88. Minute auf den Punkt zeigen müssen, als Friedrich Bystrow foulte.

Die Lehren des Spiels: Die deutsche Mannschaft hat mal wieder eine Botschaft an die Welt gesendet: Das Sieger-Gen ist immer noch eine deutsche Qualität. Das Team von Joachim Löw war im richtigen Moment mal wieder zur Stelle und sicherte sich so das Ticket für Südafrika.

Löw hatte seine Mannen perfekt auf die Russen eingestellt, so dass die Russen keinen Platz hatten, um ihre schnellen Vorstöße durchzubringen. Die DFB-Elf griff erst ab der Mittellinie an und ließ den Russen meist nur einen Korridor von 20 bis 25 Metern fürs Spiel. Auf dieser Enge konnten sie sich nicht entfalten und probierten es so oft mit langen Diagonalbällen. Auch weil die Deutschen extrem aggressiv und zweikampfstark waren.

Bei Ballbesitz zeigte sich, dass die Kunstrasen-Diskussion unnötig war. Deutschland stellte in der ersten Halbzeit die klar spielstärkere Mannschaft und überzeugte durch Ballsicherheit und Passgenauigkeit. So entsprang auch die Führung einem wunderbaren Spielzug.

Mit den Wechseln von Hiddink (Torbinskij und Pawljutschenko kamen) kippte das Spiel nach der Pause. Die Russen agierten fast mit vier Stürmern und schnürten Deutschland in ihrer Hälfte ein. Eine Parallele zum Hinspiel in Dortmund. Der Druck wurde noch höher, als Boateng mit Gelb-Rot vom Platz musste.

In diesem Fall machte Löw seinen einzigen Fehler. Nach Boatengs erster Gelben hätte er reagieren und ihn gegen Friedrich tauschen müssen, da Boateng auch in Hamburg schon gezeigt hat, dass er vorbelastet ein Risiko darstellt. Aber auch mit zehn Mann verdiente sich die DFB-Elf den Sieg, auch wenn sie nach dem Foul von Friedrich an Bystrow etwas Glück hatte.

Russland - Deutschland: Daten & Fakten