Erster Sieg trotz schwacher Leistung

Von Andreas Lehner / Oliver Brandt
Die deutsche U 21 hatte gegen die Finnen lange Zeit große Probleme
© Getty

Die deutsche U-21-EM hat im zweiten Gruppenspiel bei der EM in Schweden den ersten Sieg gefeiert. Gegen Finnland schossen Benedikt Höwedes (58.) und Ashkan Dejagah (61.) die Tore beim 2:0 (0:0)-Sieg.

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Das Team von Horst Hrubesch hat damit vier Punkte auf dem Konto. Im abschließenden Gruppenspiel am Motang reicht gegen England nun ein Unentschieden, um sich sicher fürs Halbfinale qualifizieren.

"Es war kein berauschendes Spiel von uns. Wir haben gegen Spanien ein sehr gutes Spiel gemacht, aber das Tor nicht gemacht. Heute waren es etwas weniger Torchancen, aber dann fiel das 1:0 und das Spiel lief ab da für uns", sagte Kapitän Sami Khedira im Gespräch mit SPOX.

Torschütze Benedikt Höwedes meinte zur Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte: "Der Trainer hat in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden, hat uns wachgerüttelt, hat uns gesagt, dass wir schneller und direkter spielen müssen, dass wir mehr Bewegung im Spiel haben müssen. Und das haben wir auch sehr gut umgesetzt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Özil ist fit. Deutschland nur mit einer Änderung: Schmelzer ersetzt den verletzten Boenisch. Ebenfalls eine Änderung bei Finnland: Vasara spielt für Parikka.

9.: Raitala packt den Hammer aus. Ein Abpraller nach einer Ecke landet vor den Füßen des Finnen, der aus 22 Metern abzieht. Der Ball fliegt zentral aufs Tor und Neuer faustet die Kugel weg.

14.: Nach einem Konter der Deutschen herrscht Chaos im Strafraum. Keeper Jaakkola irrt umher. Castro kommt an der Strafraumgrenze zum Schuss, trifft aber nur das Außennetz.

26.: Sadik nimmt am Strafraum den Ball mit der Brust runter und zieht mit links ab. Knapp drüber.

42.: Das tat weh! Marin wird steil geschickt, Jaakkola kommt raus und klärt. Aber Marin rutscht brutal in den Keeper rein und trifft ihn am Schienbein. Das war eigentlich Rot.

Halbzeitfazit: Die erste Hälfte ist vorbei. So wird das nichts. Die Finnen waren deutlich tonangebend.

58., 1:0, Höwedes: Freistoß von Özil aus dem rechten Halbfeld. Höwedes kommt am Fünfer völlig frei zum Kopfball und netzt ein.

61., 2:0, Dejagah: Klasse Tor der Deutschen. Khedira erobert im Mittelfeld den Ball und schickt Özil in die Tiefe. Der legt auf Dejagah quer und der schiebt ins leere Tor ein.

72.: Özil legt am Sechzehner wunderbar quer auf Castro. Dessen Schuss aus 14 Meter wird im letzten Moment abgeblockt.

Schlussfazit: Mit dem Ergebnis kann Deutschland zufrieden sein, mit dem Spiel nicht. Einer ganz schlechten ersten Hälfte, folgte eine kleine Leistungssteigerung in Halbzeit zwei. Und das reichte zum Sieg.

Der Star des Spiels: Mesut Özil. Wie schon gegen Spanien stärkster Deutscher. Starker Freistoß vorm 1:0, sehr uneigennützig vorm 2:0. Seiner individuellen Klasse ist der Sieg zu verdanken.

Die Gurke des Spiels: Marko Marin. Der Noch-Gladbacher erwischte einen ganz schlechten Tag. Sein Spiel lebt von den Dribblings, konnte sich am linken Flügel kaum in Eins-gegen-Eins-Situationen durchsetzen. Zudem das brutale Foul in der 42. Minute, für das er eigentlich vom Platz hätte fliegen müssen. Wurde in der 58. Minute ausgewechselt.

Die Pfeife des Spiels: Peter Rasmussen. Der Däne hatte insgesamt wenig Mühe mit der fairen Partie. Allerdings eine gravierende Fehlentscheidung, als er Marin nur Gelb zeigte.

Die Lehren des Spiels: Die DFB-Verantwortlichen hatten das Spiel zum Charaktertest erhoben. Zumindest in der ersten Halbzeit hat die Mannschaft diesen nicht bestanden.

Der Druck schien die Deutschen zu lähmen. Von Beginn an agierten sie zu behäbig und brachten kein Tempo ins Spiel. Die Folge: schnelle Ballverluste und keine zwingenden Aktionen Richtung Tor. Im Spielaufbau wurde zu viel quer und zu wenig nach vorne gespielt.

Im Defensivspiel waren die DFB-Jungs ebenfalls viel zu passiv, ließen die Finnen kombinieren und zogen sich viel zu weit zurück. Pressing fand überhaupt nicht statt, selbst im Mittelfeld war der Druck auf den Ballführenden kaum vorhanden. So entwickelte sich eine mangelhafte Balleroberung. Lange Zeit war das Remis der mangelnden Qualität der Finnen zu verdanken.

Das schon vor dem Turnier offensichtliche Problem wurde auch gegen Finnland deutlich. Es fehlt ein richtiger Stürmer. Özil und Dejagah zieht es zu oft auf die Flügel und ins Mittelfeld. Pässe in die Tiefe oder ins Sturmzentrum sind so kaum möglich.

Kein Wunder also, dass die Führung nach einer Standardsituation durch einen Verteidiger fiel. Danach gewann das Team aber an Sicherheit, agierte offensiv wie defensiv konsequenter und kam noch zu einigen guten Möglichkeiten.

Gegen England bedarf es dennoch einer deutlichen Leistungssteigerung, um nicht schon nach der Vorrunde die Koffer packen zu müssen.

So steht's in Deutschlands Gruppe B