Vor 30.121 Zuschauern im Borussia Park in Mönchengladbach erzielte der Schalker Max Meyer (55.) die Führung für die Deutschen. Mesut Özil stellte in der 77. Minute den 2:0-Endstand her.
Für das DFB-Team ist dies seit der WM in Brasilien erst der dritte Sieg im neunten Testspiel (fünf Pleiten und einem Remis).
Die Partie stand ganz im Zeichen des Abschieds von Bastian Schweinsteiger. Der 32-Jährige, der bei jeder Ballaktion frenetisch gefeiert wurde, bestritt nach zwölf Jahren beim DFB sein letztes Länderspiel für Deutschland. Er wurde in der 67. Minute ausgewechselt und mit Standing Ovations verabschiedet. In 121 Spielen feierte der Weltmeister 82 Siege und erzielte 24 Tore. 2014 führte er das Team zum Weltmeistertitel.
Die Reaktionen:
Bastian Schweinsteiger: "Vielen Dank, dass Ihr gekommen seid. Das bedeutet mir sehr viel. Es war für mich eine große Ehre, für Deutschland zu spielen. Und eine sehr, sehr große Ehre für Euch Fans zu spielen. Es hat mir sehr, sehr viel bedeutet. Ich spüre eine ganz, ganz tiefe Dankbarkeit. Man sieht sich auch irgendeiner Art und Weise wieder. Bis dahin wünsche ich dem DFB alles, alles Gute."
Joachim Löw (Bundestrainer): "Es war der Abschied, den Bastian verdient hat. Er hat die Nationalmannschaft zwölf Jahre geprägt. Ohne ihn wären diese Erfolge nicht möglich gewesen. Ich war immer beruhigt, wenn er auf dem Platz war, weil er ein Führungsspieler ist, der Verantwortung übernimmt. Es war der Plan, heute die Spieler einzusetzen, die bei der EM nicht so zum Einsatz kamen. Aus Respekt vor Basti habe ich noch nicht mit der Mannschaft über den neuen Kapitän gesprochen. Basti ist noch 24.00 Uhr Kapitän. Das ist sein Abend."
Hans Backe (Nationaltrainer Finnland): "Wir haben jetzt gegen viele Topmannschaften gespielt. Unsere Abwehr ist solide und hat das auch heute bewiesen. Die Wege nach vorne sind gegen Deutschland sehr lang."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Löw nimmt beim heutigen Test zahlreiche neue Spieler unter die Lupe. So kommt in der Innenverteidigung Süle direkt zum Einsatz. Er ist der 83. Debütant unter dem Bundestrainer. Natürlich startet eine Reihe weiter vorne auch der Mann des Abends: Schweinsteiger. Er heult bereits bei der offiziellen Verabschiedung vor dem Spiel Rotz und Wasser.
Finnlands Coach Backe schickt sein Team in einem defensiven 5-3-2 ins Rennen. Mit dabei sind mit Hradecky (Frankfurt), Moisander (Werder), Ring (FCK) und Pohjanpalo (Leverkusen) gleich vier Deutschland-Legionäre. Star Pukki sitzt angeschlagen nur auf der Bank.
27.: Für die erste richtige Torgefahr sorgt ein finnischer Abwehrspieler. Arajuuri will eine scharfe Hereingabe von Hector klären und haut den Ball dabei an den eigenen Pfosten. Knappes Ding!
32.: Bellarabi und Meyer machen das Spiel endlich einmal schnell. Der Ball kommt im Strafraum zu Götze, der dann viel zu lange zögert. Er umkurvt Hradecky, scheitert dann aber am Bein von Raitala.
42.: Süle hat die Faxen dicke und versucht es nach zwei energischen Vorwärtsschritten aus der Distanz. Der Flachschuss hätte links unten ins Eck gepasst, aber Hradecky ist zur Stelle.
52.: Bellarabi verschätzt sich bei einem langen Ball der Finnen. So kommt Pohjanpalo von links zum scharfen Flachpass durch den deutschen Strafraum. Am zweiten Pfosten rutscht Pukki am Ball vorbei.
55., 1:0, Meyer: Götze bekommt das Leder rechts an der Torauslinie rechtzeitig unter Kontrolle. Der Dortmunder passt in die Mitte, Volland lässt durch und so kann Meyer aus zentraler Position und vollem Lauf ins lange Eck abschließen. Der 20-Jährige erzielt in seinem zweiten Länderspiel sein erstes Tor für Deutschland.
65.: Etwas unfreiwillig legt Mustafi einen langen Ball von Kimmich im Stolpern für Götze auf. Der Dortmunder drückt direkt ab, doch der Ball wird über das Tor gelenkt.
67.: Die Familie sagt mit Zetteln in der Hand 'Danke', Poldi klatscht von der Tribüne und im Stadion wird es richtig laut. Schweinsteiger beendet nach 121 Spielen seine Karriere in der Nationalmannschaft. Der Wechsel passt, er wird durch Weigl ersetzt, der ja durchaus das Potenzial besitzt, in die Fußstapfen der Nummer sieben zu treten.
77., 2:0, Özil: Götze bringt den Ball in den Strafraum, bei Finnland funktioniert die Abseitsfalle nicht. Özil hat aber bei seinem Abschluss auf halblinker Position auch etwas Glück, dass Arajuuri das Leder mit seinem Knie noch entscheidend abfälscht.
Fazit: Vor allem in der ersten Halbzeit ein jugendlich frecher Auftritt des DFB, der sich in der Offensive variabel zeigte. Letztlich fehlte aber die Feinabstimmung in der wild zusammengewürfelten Truppe.
Der Star des Spiels: Joshua Kimmich. Lieferte in der Defensive eine fehlerlose Leistung und schaltete sich immer wieder stark in die Offensive mit ein. Hatte mit Abstand die meisten Ballaktionen auf dem Feld, gewann alle seine Zweikämpfe und leitete mit seinem Pass auf Götze das 1:0 ein.
Der Flop des Spiels: Eigentlich ist es schwer, aus dem tapfer kämpfenden Kollektiv einen Finnen herauszupicken. Am ehesten enttäuschte wohl noch der Ex-Schalker Teemu Pukki. Er schießt in der Liga derzeit alles kurz und klein, bekam gegen den DFB aber überhaupt nichts auf die Kette. Seine Aktionen verpufften allesamt.
Der Schiedsrichter: Alexey Kulbakov (Weißrussland). Hatte überhaupt keine Probleme mit der über 90 Minuten fairen Partie. Hielt sich gut zurück und griff nur ein, wenn es nötig war.
Das fiel auf:
- Löw nahm das Spiel zum Anlass, ein neues System zu testen und schickte sein Team in einem sehr flexiblen 3-4-3 ins Rennen. Kimmich, Mustafi und Süle, der bis zu seiner Auswechslung die meisten Ballaktionen auf dem Feld hatte, stellten die defensive Dreierreihe. Auf den Flügeln bildeten sich im ersten Durchgang mit Hector/Volland bzw. Bellarabi/Brandt zwei gefährliche Duos, die stets mit Wucht auf die finnische Abwehr zuliefen.
- Im Spielaufbau schoben Kimmich und Süle bis zur Seitenlinie und wurden anschließend vom zentral agierenden Mustafi angespielt. Mit dem Ball zog einer der beiden von dort aus nach innen und spielte flach auf einen der entgegenkommenden Offensivspieler. Da sich fast immer ein anderer aus der Offensivreihe fallen ließ, wurde das Spiel der Deutschen unglaublich flexibel. Speziell Meyer, Brandt, Volland und Götze waren vorne überall zu finden und verliehen dem Spiel eine selten gesehene Unberechenbarkeit.
- Trotz oder gerade wegen der flexiblen Spielweise fehlte dem DFB im letzten Drittel jedoch die nötige Durchschlagskraft. Die Kombinationen hatten hin und wieder zu wenig Struktur und wirkten etwas überhastet. Da Deutschland in dieser Zusammenstellung jedoch noch nie zusammen gespielt hat, ist das nicht weiter verwunderlich. Speziell nach den Auswechslungen wurde das Spiel immer träger.
- Beachtlich war, wie emsig die beiden Flügelspieler Bellarabi und Hector defensiv mitarbeiteten. Sobald die Finnen den Ball eroberten, bildete sich ganz hinten eine stabile Fünferkette. Götze gab in einen 5-4-1 dann die einzige Spitze. Wirklich oft geprüft wurde die neu formierte Defensivreihe trotzdem nicht. Alleine im ersten Durchgang hatte das DFB-Team über 70 Prozent Ballbesitz.
- Schweinsteiger war die fehlende Spielpraxis überhaupt nicht anzumerken. Er wirkte durch die quirligen Offensivspieler im DFB-Team zwar noch etwas behäbiger, strahlte jedoch die gewohnte Schweinsteiger-Ruhe aus. Zeigte mit Traumpässen wie in der 12. Minute, dass er es immer noch drauf hat. Nicht nur menschlich, sondern auch sportlich ein toller Abschied des Chefs.
Deutschland - Finnland: Daten zum Spiel