“Völlig losgelöst”: Aufbruchstimmung bei der deutschen Nationalmannschaft unter Julian Nagelsmann - doch alles läuft noch nicht glatt

Von Tim Ursinus
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Die deutsche Nationalmannschaft ist mit Siegen über Frankreich und die Niederlande eindrucksvoll ins EM-Jahr gestartet. Es herrscht endlich Aufbruchstimmung, doch alles läuft für das DFB-Team noch nicht glatt.

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"Vor ein paar Monaten wären wir nach dem 0:1 wahrscheinlich halb zusammengebrochen", erklärte Rückkehrer Toni Kroos nach dem 2:1-Sieg gegen die Niederlande und traf den Nagel damit auf den Kopf. Rund um die deutsche Nationalmannschaft ist keine drei Monate vor der Europameisterschaft im eigenen Land endlich Aufbruchstimmung eingekehrt.

Nach den erschreckenden Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) im November war die erste Euphorie über die Anstellung von Julian Nagelsmann schon wieder gänzlich verflogen. Es hagelte massiv Kritik von außen, die deutschen Fans quittierten die Auftritte mit heftigen Pfeifkonzerten.

Doch die Partien in Frankreich (2:0) und Frankfurt, an denen mitunter auch Nagelsmann einen großen Anteil hatte, haben für einen regelrechten Umschwung gesorgt. Das DFB-Team präsentierte sich von allen Sorgen "völlig losgelöst", wie es in dem als Torhymne geforderten Neue-Deutsche-Welle-Klassiker "Major Tom" heißt. Das stellte Thomas Müller bereits beim Aufwärmen vor dem Spiel gegen die Oranje unter Beweis.

Selbst das frühe Gegentor nach einem Aussetzer von Maximilian Mittelstädt brachte die Nagelsmann-Elf nicht aus der Ruhe - auch die Zuschauer im Deutsche Bank Park hegten zu keiner Sekunde Groll.

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Alles andere als selbstverständlich: Selbstvertrauen beim DFB-Team zurück

Spätestens nachdem der Stuttgarter seinen Fehler mit einem Traumtor wieder ausbügelte, herrschte ausnahmslos Partystimmung. Eine Laola-Welle folgte auf die nächste, ausgepfiffen wurde nur der Gegner. So wie es eben vor einer Heim-EM sein muss.

Nagelsmanns Plan scheint schon jetzt voll aufzugehen. Der größtenteils nach dem Leistungsprinzip zusammengestellte Kader bestach durch Harmonie. Alle Spieler, auch die ohne oder mit nur wenig Spielminuten, strahlten Zufriedenheit aus. Von Meckern keine Spur. Jamal Musiala betonte gar, dass er wieder "Spaß" am DFB-Team habe.

"Der Geist in der Mannschaft ist sehr gut", sagte Nagelsmann und sprach von einer "großen Akzeptanz" innerhalb des Teams. In diese Kerbe schlug auch Kroos. "Auf jeden Fall ist was entstanden die letzte Woche, was vorher nicht da war", sagte er und ergänzte: "Selbstvertrauen in den Aktionen."

Ein Selbstvertrauen, das gewiss nicht selbstverständlich ist nach zuletzt drei verkorksten Turnieren und einer lange haarsträubenden EM-Vorbereitung. "Man hat gemerkt, wie schnell die Atmosphäre umschwingen kann in Deutschland", erklärte Siegtorschütze Niclas Füllkrug.

DFB-Team: Deutschlands Kader für diese Länderspielpause

Position

Spieler

Tor

Oliver Baumann (TSG Hoffenheim), Bernd Leno (FC Fulham) Marc-André ter Stegen (FC Barcelona)

Abwehr

Waldemar Anton (VfB Stuttgart), Benjamin Henrichs (RB Leipzig), Joshua Kimmich (Bayern München), Robin Koch (Eintracht Frankfurt), Maximilian Mittelstädt (VfB Stuttgart), David Raum (RB Leipzig), Antonio Rüdiger (Real Madrid), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)

Mittelfeld

Robert Andrich (Bayer Leverkusen), Chris Führich (VfB Stuttgart), Pascal Groß (Brighton & Hove Albion), Ilkay Gündogan (FC Barcelona), Toni Kroos (Real Madrid), Jamal Musiala (Bayern München), Florian Wirtz (Bayer Leverkusen)

Angriff

Maximilian Beier (TSG Hoffenheim), Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund), Kai Havertz (FC Arsenal), Thomas Müller (Bayern München), Deniz Undav (VfB Stuttgart)

Abgereist

Manuel Neuer (Tor, FC Bayern München), Jan-Niklas Beste (Abwehr, 1. FC Heidenheim), Aleksandar Pavlovic (Mittelfeld, FC Bayern München)

"Dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren": Warnung von Thomas Müller

Deshalb sei das DFB-Team auch gut beraten, nicht in "maximale Euphorie" zu verfallen, betonte der BVB-Stürmer - auch wenn das für die Zuschauer natürlich nicht gelte. Zur ganzen Wahrheit gehört schließlich auch, dass längst nicht alles glatt lief.

In Frankreich überlebte Deutschland eine schwierige Phase in der Mitte des ersten Durchgangs durchaus glücklich. Auch die Niederländer brachten die DFB-Defensive häufig an ihre Grenzen. Dazu wurden nicht allzu viele Großchancen in beiden Spielen herausgearbeitet.

Das erkannte auch Müller nach dem Spiel an. "Wir wissen, wo wir herkommen. Bei den ganzen schwierigen Phasen, vor allem im November, dürfen wir jetzt nicht den Kopf verlieren", sagte der Routinier. Es sei jeweils auch das "Quäntchen Glück" vorhanden gewesen.

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DFB-Team: Tests gegen Ukraine und Griechenland bringen finale Erkenntnis

Nun gilt es, die guten Ergebnisse und verbesserten Leistungen zu bestätigen. Anfang Juni, keine zwei Wochen vor dem Eröffnungsspiel gegen Schottland, warten mit der Ukraine und Griechenland zwei andere Gegner. Teams, die eine Partie gewinnen können, indem sie den Spielfluss des Gegenüber zerstören. Jenes Mittel, womit Deutschland in den vergangenen Jahren überhaupt nicht mit umzugehen wusste. Sie werden die finale Erkenntnis bringen, wie turnierreif diese Mannschaft wirklich ist.

Ein Gegengift könnte die neu gewonnene Euphorie sein, die Müller "auch schon nach dem Frankreich-Spiel im September (2:1 unter Interimstrainer Rudi Völler; Anm. d. Red.) gespürt" habe.

Schließlich hätten die Leute "Lust auf erfolgreichen Fußball" - und diesen kann die Nationalmannschaft augenscheinlich nun wieder regelmäßig bieten. Den damals folgenden Absturz kann sich Deutschland so kurz vor der EM aber auch schlichtweg nicht mehr leisten.

Deutschland, Fahrplan bis zur EM 2024: Die Termine im Überblick

DatumEreignis
vrsl. Mitte/Ende MaiBekanntgabe vorläufiger EM-Kader
26.-31. Mai 2024Trainingslager
3. Juni 2024Testspiel gegen Ukraine
7. Juni 2024Testspiel gegen Griechenland
07. Juni 2024Einreichung der Spielerlisten bei der UEFA
14. Juni 20241. EM-Gruppenspiel gegen Schottland
19. Juni 20242. EM-Gruppenspiel gegen Ungarn
23. Juni 20243. EM-Gruppenspiel gegen die Schweiz