DFB-Präsident Theo Zwanziger hat Sportdirektor Matthias Sammer wegen öffentlich eingeforderter Kompetenzen bei der U 21 gerüffelt und Bundestrainer Joachim Löw demonstrativ den Rücken gestärkt.
"Mir hat das nicht gefallen. Wir haben in diesem Jahr große Aufgaben vor uns. Da gibt es Wichtigeres, als Kompetenzfragen in den Raum zu stellen", sagte Zwanziger der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und ergänzte: "Das war absolut unnötig. Da werden öffentlich nicht mehr Erfolge und inhaltliche Fragen diskutiert. Es wird dann nur gefragt: Vertragen die sich noch?"
Zwanziger steht hinter Joachim Löw
In der Frage der Zuständigkeit stellte sich Zwanziger klar auf die Seite von Löw. "Der Bundestrainer muss entscheiden können, was er braucht, um die A-Nationalmannschaft zu entwickeln. Der Sportdirektor hat daher auch eine dienende Funktion", sagte er: "Mir ist es wichtig, dass der Bundestrainer, wenn er bei der U 21 eingreift, den Konsens mit dem Sportdirektor findet.Wenn er nicht gefunden wird, hat der Bundestrainer zu entscheiden. Da gibt es keine Alternative."
Auch in der "Bild" äußerte sich der DFB-Präsident ähnlich: "Ich war verärgert, dass in der Nähe eines so wichtigen Turniers ein Konflikt aufbricht. Ich will einen starken Bundestrainer."
Sammer fordert mehr Kompetenzen
Sammer befindet sich derzeit bei der U-21-EM in Schweden, von wo Löw und Nationalmannschaftsmanager Bierhoff am Freitag verabredungsgemäß abreisten.
Sammer hatte bereits am Samstag in einem "FAZ"-Interview noch einmal die eindeutige Zuständigkeit für die U21 gefordert: "Meine Motivation ist es, den Zusammenhang zwischen Nachwuchs- und Männerbereich fließend und somit effektiver zu gestalten. Auch beim DFB weiß man, dass ich das in meiner Funktion als Sportdirektor anstrebe. Man darf da einiges beim DFB künftig nicht mehr trennen - weder gedanklich noch personell."
Telefonkonferenz mit allen Beteiligten
Am Donnerstag gab es eine einstündige Telefonkonferenz zwischen Zwanziger, Sammer, Löw, Bierhoff und DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, anschließend in Schweden noch ein Gespräch zwischen Löw und Sammer. Dort sollen alle Differenzen ausgeräumt worden sein. "Wir arbeiten professionell zusammen", sagte Sammer anschließend dem "SID".
"Wenn man drei starke Persönlichkeiten hat, die mir alle sehr wichtig sind, ist es wichtig, dass die Chemie stimmt", meinte Zwanziger. Der DFB-Präsident betonte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit zwischen Löw und Sammer in der Vergangenheit und die "exzellente Arbeit" des Sportdirektors.
Sammer und Bierhoff im Zwist
Differenzen bestehen laut "FAZ" jedoch zwischen Bierhoff und Sammer.Laut Vertrag ist festgeschrieben, dass bei der U 21 als Schnittstelle zwischen dem Jugendbereich, für den der Sportdirektorzuständig ist, und dem von Löw betreuten A-Team der Bundestrainer im Zweifelsfall die Entscheidung zu treffen hat.
Da beiden Seiten Kompetenzen zugesprochen wurden, hatte sich vor einem halben Jahr bereits die Suche nach einem neuen U-21-Trainer in die Länge gezogen, ehe man sich auf Rainer Adrion einigte.
Dieser war zwar von Sammer für den U-Bereich vorgeschlagen, von Löw schließlich aber als Coach des ältesten Jahrgangs durchgesetzt worden. "Adrion hat eine sehr enge Bindung zu Jogi Löw. Das ist wichtig für eine ganz enge Kommunikation", ließ Bierhoff durchblicken.