Barca verzweifelt am Atletico-Bollwerk

Verfing sich immer wieder im gelben Abwehrbollwerk: Barcas Lionel Messi
© getty

Der FC Barcelona ist im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League nicht über ein 1:1 (0:0) gegen den Ligarivalen Atletico Madrid hinausgekommen und muss ums Weiterkommen bangen.

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Vor 79.941 Zuschauern im Camp Nou brachte der frühere Wolfsburger Diego die Gäste aus Madrid mit einem sehenswerten Distanzschuss in Führung (56.). Neymar sorgte nach toller Vorarbeit von Andres Iniesta für den Endstand (71.).

Beide Mannschaften mussten früh einen Rückschlag wegstecken: Schon in der 11. Minute schied Barcas Abwehrchef Gerard Pique mit einer Beckenprellung aus. Bei Atletico musste Torjäger Diego Costa wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel ausgewechselt werden (30.).

Das Rückspiel findet am 9. April im Estadio Vincente Calderon statt.

Reaktionen:

Gerardo Martino (Trainer Barcelona): "Unser Anspruch ist, jedes Spiel zu gewinnen, also werden wir dorthin fahren und es versuchen. Wir hätten mehr Tore verdient gehabt, aber ich bin zufrieden mit unserer Leistung. Es ist alles offen, aber es wäre ein herber Rückschlag für uns, wenn wir nicht ins Halbfinale kommen würden."

Diego Simeone (Trainer Atletico): "Ich liebe es, gegen Barcelona zu spielen. Man kann so viel lernen und sich verbessern. Meine Mannschaft hat hervorragend gespielt und ein gutes Ergebnis erzielt, aber es ist alles offen."

Andres Iniesta (Barcelona): "Das Spiel war einem Viertelfinale in der Champions League würdig. Es ist alles offen, ich denke nicht, dass ein Team einen Vorteil hat. Ich gehe davon aus, dass wir im Vicente Calderon ein ähnliches Spiel erleben werden. Es wird sehr eng."

Thibaut Courtois (Atletico): "Wir sind sehr zufrieden, weil wir ein gutes Spiel gemacht haben. Diego hat ein tolles Tor geschossen und wir haben sehr gut verteidigt. Wir werden im Rückspiel genauso auftreten: Kompakt stehen, gut verteidigen und versuchen, unser Tor zu machen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Im Unterschied zum Derby gegen Espanyol (1:0) am Wochenende kehrt Iniesta bei Barca für Pedro in die Startelf zurück und übernimmt die Position vorne links. Neymar rückt dafür auf die rechte Seite.

Drei Neue bringt Diego Simeone im Vergleich zum 2:1 in Bilbao: Villa kommt als zweite Sturmspitze im 4-4-2, Arda für die linke Seite und Tiago fürs Zentrum. Suarez und Sosa wandern auf die Bank, Raul Garcia fehlt gesperrt.

5.: Dickes Ding für Atletico. Keeper Pinto haut den Ball direkt Arda vor die Füße. Der Türke bringt den Ball zur Mitte, wo Villa am Elfmeterpunkt frei zum Schuss kommt und knapp rechts unten verzieht.

11.: Bitter für Barca. Pique muss verletzt ausgewechselt werden. Der Innenverteidiger wurde bei einem Kopfballduell von Diego Costa unterbaut und stürzte sehr unglücklich auf den Rücken. Kurz später signalisiert er: Nichts geht mehr. Für ihn kommt Marc Bartra.

23.: Ein erster Abschluss von Barca: Xavi chippt den Ball aus zentraler Position in den Strafraum, wo Neymar zum Kopfball kommt, aber nicht genug Druck hinter den Ball bekommt. Kein Problem für Courtois.

26.: Ein Geistesblitz von Messi: Der Argentinier schüttelt Miranda ab und steckt dann zu Iniesta in den Strafraum durch. Der Weltmeister zieht aus sechs Metern ab, doch Godin wirft sich in den Schuss und blockt ab.

30.: Und jetzt muss er doch gehen. Diego Costa, der gestern wegen Knieproblemen das Training abbrechen musste, hat sich ohne Fremdeinwirkung verletzt. Für ihn kommt der Ex-Wolfsburger Diego.

39.: Das Camp Nou fordert Elfmeter, doch der Zweikampf zwischen Neymar und Godin war sauber, auch wenn Neymar am Ende zu Boden geht.

41.: Schöne Flanke von Alves von der rechten Seite. Am Elfmeterpunkt steigt Messi hoch und visiert die rechte untere Ecke an. Courtois ist aber rechtzeitig unten und hält den Ball fest.

45.: Ein Hammer von Neymar. Der Brasilianer schüttelt zwei, drei Gegenspieler ab und zieht vom rechten Strafraumeck knallhart ab. Der Ball streicht etwa einen halben Meter über die Latte.

45.+1: Ein offensives Lebenszeichen von Atletico. Villa zieht nach einem schnell ausgeführten Freistoß aus zwölf Metern flach ab, doch Pinto pariert gekonnt.

56., 0:1, Diego! Ein Tor ist vom Himmel gefallen und die Gäste führen plötzlich und völlig unerwartet. Diego schüttelt Xavi wie eine lästige Fliege ab und zieht dann von halbrechts, in Verlängerung des Strafraumecks, ab. Der Ball schlägt wie an der Schnur gezogen hoch im kurzen Eck ein.

63.: Busquets lädt nach einer schwachen Abwehraktion aus 25 Metern mächtig ab. Courtois fliegt in seine linke Ecke und boxt den Ball raus.

71., 1:1, Neymar! Auch Barca trifft quasi aus dem Nichts. Iniesta steckt sensationell zwischen Juanfran und Miranda durch in den Lauf von Neymar, der den Ball klasse in die lange Ecke schlenzt.

85. Klasse Freistoß von Messi von halbrechts, doch der starke Courtois fingert den Ball aus dem Mauereck.

Fazit: Das 1:1 ist für Barca zu wenig angesichts drückender Feldüberlegenheit. Allerdings erspielten sich die Hausherren zu wenige klare Chancen.

Der Star des Spiels: Andres Iniesta. Ohne den kleinen Dribbler hätte Barca vermutlich 24 Stunden anrennen können, ohne ein Tor zu schießen. Unermüdlich in seinem Bestreben, notfalls auch ganz alleine die gelbe Abwehrmauer auseinander zu spielen. Genial seine Vorarbeit zum Ausgleich durch Neymar. Ebenfalls bärenstark: Atleticos Schlussmann Courtois.

Der Flop des Spiels: Cesc Fabregas. Sehr, sehr überschaubare Leistung auf der Iniesta-Position. Fand gegen Atleticos Bollwerk in der Offensive überhaupt kein Mittel und schien auch nicht verbissen danach zu suchen. Bezeichnend, dass Barca seine beste Phase hatte, als Fabregas ausgetauscht wurde und Iniesta seine Position übernahm.

Der Schiedsrichter: Dr. Felix Brych musste in einer von den Gästen teilweise hart geführten Partie insgesamt acht Gelbe Karten verteilen. Und jede hatte ihre Berechtigung. Leitete das Spiel souverän und unaufgeregt, was sich trotz der Bedeutung der Partie und der großen Rivalität beider Team positiv auf die Akteure auswirkte.

Das fiel auf:

  • Atleticos oberste Prämisse war gleich erkennbar: Barca bloß nicht in den Kombinationsfluss kommen lassen. Dafür gab es zwei Varianten: Entweder attackierten die Rojiblancos die Gastgeber ganz tief in deren Hälfte, wobei die Spitzen Villa und Costa und wahlweise die schnellen Außen Arda und Koke Barcas Abwehrspieler extrem schnell und aggressiv anliefen. Oder: Man zog sich weit in die eigene Hälfte zurück und wob ein dichtes Netz mit zwei eng stehenden Viererketten.
  • Barcas offenbarte von Beginn an große Schwierigkeiten mit dem Defensivkonzept der Gäste. Atletico gelang es häufig, die zentralen Xavi und Busquets so zuzustellen, dass die Passwege zu den Stürmern gekappt waren.
  • Das führte wiederum dazu, dass Iniesta, Messi und Neymar sich die Bälle weiter hinten abholten, wodurch das Gedränge noch größer wurde.
  • Gefährlich wurde Barca, wenn es gelang, das Bollwerk in Bewegung zu versetzen, sei es durch schnelle Passstafetten oder durch Einzelaktionen. Aus einer solchen resultierte die erste Torchance nach fast einer halben Stunde von Iniesta nach Vorarbeit von Messi.
  • Atleticos Mauertaktik ging unterstützt vom glücklichen Führungstreffer durch den eingewechselten Diego bis zur 70. Minute auf. Dann zog Martino Iniesta für den blassen Fabregas ins Mittelfeld zurück und Barca agierte fortan deutlich zielstrebiger, schneller und gefährlicher.

FC Barcelona - Atletico Madrid: Daten zum Spiel

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