1:3 bei Napoli: Chelsea vor dem Aus!

Von Stefan Rommel / Tim Habicht
Ezequiel Lavezzi (2.v.l.) traf zum 1:1 und zum 3:1 für den SSC Neapel gegen Chelsea
© Getty

Der FC Chelsea steckt weiter in der Krise: Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals verloren die Blues beim SSC Neapel mit 1:3(1:2) und stehen als letzter englischer Vertreter im Wettbewerb nun auch vor dem Aus.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 60.000 frenetischen Zuschauern im Stadio San Paolo in Neapel erzielten Ezequiel Lavezzi (38./65.) und Edinson Cavani (45.) die Tore für Napoli. Zuvor hatte Mata die biederen Gäste überraschend in Führung geschossen (27.).

Für Chelsea-Coach Andre Villas-Boas wird es jetzt richtig eng, der Portugiese muss mehr denn je um seinen Job an der Bridge bangen. Napoli dagegen ist drauf und dran, nach Manchester City auch den zweiten englischen Verein aus dem Wettbewerb zu kegeln.

Reaktionen:

Andre Villas-Boas (Trainer FC Chelsea): "Ich habe das vollste Vertrauen des Klubbesitzers. Wir werden genaustens analysieren, was falsch lief, denn es gibt eine Menge Dinge, die wir verbessern müssen."

Juan Mata (FC Chelsea): "Ein 1:0 wäre ein exzellentes Ergebnis für uns gewesen, aber wir konnten es nicht halten. Napoli ist zu Hause einfach ein starkes Team, aber es gibt noch ein Rückspiel und wir werden an der Stamford Bridge 100 Prozent geben. Ich habe Vertrauen in dieses Team, wir sind noch nicht tot. Es wird nicht leicht, aber wir können es schaffen."

Petr Cech (FC Chelsea): "Wenn Spieler auf dem Platz Fehler machen, kann er (Villas-Boas) nichts dafür. Das Problem liegt auf dem Platz, weil wir unsere gute Trainingsarbeit dort nicht umsetzen können."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Napoli wie erwartet. Maggio rechts im Mittefeld als Zuarbeiter für den Dreiersturm Hamsik, Lavezzi und Cavani.

Chelsea ohne den verletzten Terry. Dazu der nicht ganz fitte Cole und Torres nur auf der Bank. Dafür verteidigt Bosingwa überraschend links hinten, Ivanovic rechts. Drogba im Strumzentrum. Cahill gibt in der Innenverteidigung sein CL-Debüt.

10.: Inler spielt aus dem rechten Halbfeld einen Traumpass auf Cavani. Chelsea spielt auf Abseits, Cahill rutscht aber aus und hebt es auf. Cavani zieht in den Sechzehner und schießt aus knapp zwölf Metern flach ins kurze Eck - Cech reagiert blendend und klärt den Ball mit dem rechten Fuß.

19.: Lavezzi spielt von der rechten Seite perfekt in den Strafraum auf Maggio. Der ist viel schneller als Gegenspieler Cole und kommt von der rechten Seite aus knapp sechs Metern zum Abschluss. Seinen Schuss aufs lange Eck wehrt Cech gerade noch zur Ecke ab.

27., 0:1, Mata: Cannavaro mit einem üblen Querschläger zentral im Strafraum. Mata lauert, steht dann goldrichtig und schiebt die Kugel aus wenigen Metern direkt aus der Luft links ins Eck.

38., 1:1, Lavezzi: Cavani spielt den Ball quer am Strafraum zu Lavezzi. Knapp 18 Meter vor dem Tor dribbelt er um zwei Chelsea-Verteidiger, die dem Angreifer lediglich Geleitschutz geben. Der Argentinier zimmert die Kugel dann trocken ins rechte Eck.

40.: Ramires dribbelt am Strafraum ebenfall völlig ungestört und zieht dann in den 16er. Der Chelsea-Spieler zieht wuchtig aus knapp 13 Metern ab - weit drüber.

45., 2:1, Cavani: Inler bringt aus dem rechten Halbfeld eine Flanke wunderbar in den Strafraum. Am Fünfer verschätzen sich Cahill und Ivanovic vollkommen. Cavani schiebt aus kurzer Distanz am zweiten Pfosten ein. Aber: Der Uruguayer spielt den Ball dabei mit dem rechten Oberarm - oder doch mit der Schulter? Unglaublich knifflige Entscheidung.

50.: Ecke Mata. Von Inlers Hacke trudelt der Ball Richtung Tor, wo Aronica aber einen Meter vor der Linie klärt.

54.: Ballverlust Chelsea. Dann geht's schnell: Cavani auf Lavezzi, Chelseas Abwehr hat sich in ihre Einzelteile aufgelöst. Aber Lavezzi verzieht aus 14 Metern überhastet.

61.: Doppelchance Chelsea: Erst grätscht Aronics Drogba den Ball sieben Meter vor dem Tor noch vom Fuß, dann setzt Cahill den Kopfball nach der folgenden Ecken knapp rechts vorbei.

65., 3:1, Lavezzi: Langer Ball auf Cavani. Cole verlässt sich auf Luiz. Der schießt aber ohne Not Cavani an. Cech ist draußen, Cavani umkurvt den Keeper, legt rüber auf Lavezzi, der aus 15 Metern ins fast leere Tor einschiebt.

81.: Cavani verzögert, bedient dann Hamsik. Der zieht am Fünfer nochmal auf, verlädt gleich drei Gegenspieler. Querpass am Fünfer auf Maggio. Dessen Schuss kratzt Cole von der Linie.

Fazit: Verdienter Erfolg für Napoli, das tatsächlich von der Runde der letzten Acht träumen darf. Chelsea einfach nur furchtbar und ein Schatten früherer Tage.

Der Star des Spiels: Ezequiel Lavezzi holte Napoli in einer kritischen Phase mit seinem Treffer zurück ins Spiel. Der Argentinier war in vielen Situationen gedanklich und körperlich zu flink für Chelseas Abwehr, erzielte Mitte der zweiten Halbzeit sogar noch seinen zweiten Treffer. Nach 74 Minuten durfte der völlig entkräftete Lavezzi dann runter.

Der Flop des Spiels: Chelsea Abwehrkette, namentlich Branislav Ivanovic, Gary Cahill, David Luiz und der früh eingewechselte Ashley Cole, erwischte einen furchtbaren Tag und war den Standards eines CL-Achtelfinals nicht gewachsen. Selten hat eine englische Mannschaft in einem wichtigen K.o.-Spiel derart amateurhaft verteidigt. Es gab noch einige andere gravierende Baustellen im Spiel der Blues, die Viererkette toppte im negativen Sinn aber alles.

Der Schiedsrichter: Carlos Valesco hatte einige Probleme in der Zweikampfbewertung. Leistete sich aber keine großen Fehler. Cavanis Tor war umstritten, sowohl der Assistent an der Linie als auch der hinterm Tor erkannten aber keine Regelwidrigkeit.

Analyse: Napoli mit relativ viel Ballbesitz in der Anfangsphase, Chelsea zu dem Zeitpunkt aus der Suche nach sich selbst. Die Blues waren in der Rückwärtsbewegung schläfrig und einige Male schlicht überfordert mit Neapels Tempo.

Besonders die Viererkette hatte mit dem schnellen Direktpassspiel der Italiener große Probleme. Allerdings war der Abstand der Vier zum defensiven Mittelfeld auch zu groß, was Neapel immer wieder Gelegenheit gab, in die Lücken zu stoßen.

Chelsea blieb in der Abwehr phasenweise unterirdisch und ohne Abstimmung. Ein Problem, das sich durch das ganze Spiel ziehen sollte. Lediglich Keeper Cech bewahrte Chelsea vor einem frühen Rückstand.

Erst nach gut 20 Minuten traute sich Chelsea aus dem Schneckenhaus, Matas Führung kam trotzdem aus dem völligen Nichts und war einem bösen Patzer Cannavaros geschuldet und kein herausgespielter Treffer.

Napoli zeigte sich in der Folge beeindruckt vom überraschenden Rückstand und suchte für zehn Minuten seine Linie. Lavezzis Ausgleich riss die Italiener aus ihrer Phase des Zweifelns, Neapel drehte die Partie sogar noch bis zur Pause - auch wenn Cavanis Tor zumindest zweifelhaft war.

Auch nach dem Wechsel gingen die Unzulänglichkeiten in den Defensiven beider Mannschaften munter weiter - eigentlich ein Unding für ein Champions-League-Achtelfinale. Immerhin versuchte Chelsea jetzt, mehr Druck aufzubauen. Napoli ging nicht mehr so hohes Tempo wie noch in der ersten Halbzeit und lauerte vermehrt auf Konter.

Das funktionierte allerdings kaum, weil Chelsea sein Spiel zehn Meter weiter nach vorne schob und Neapel damit immer wieder zu frühen Ballverlusten zwang. Und trotzdem - Chelseas Chaosabwehr sei dank - kamen die Italiener sogar zum dritten Tor.

Danach zog sich Napoli noch weiter zurück, Chelsea rannte planlos an. Der zwei-Tore-Rückstand entspricht den Kräfteverhältnissen an diesem Abend. Eher hätte Neapel sogar noch das vierte erzielt. Chelsea steht als letzte englische Mannschaft vor dem Aus in der Königsklasse - Trainer Villas-Boas vor dem Abdanken an der Stamford Bridge.

Neapel - Chelsea: Fakten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema