"Das war ein anderes Bayern München"

Von Für SPOX in Mailand: Florian Bogner
Bayerns Holger Badstuber (r.) mit einem fairen Tackling gegen den stets gefährlichen Samuel Eto'o
© Getty

Der FC Bayern München hat im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals einen 1:0-Sieg bei Inter Mailand erreicht und ist der Final-Revanche damit ein Stück näher gekommen. Mario Gomez erzielte mit seinem siebten Saisontor in der Schlussminute den goldenen Treffer. Dem Tor ging ein Fehler von Inter-Keeper Julio Cesar voraus.

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Vor 75.825 Zuschauern im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion fehlten bis dahin eigentlich nur die Tore. Beide Mannschaften hatten zahlreiche Chancen, das Spiel zu entscheiden. Franck Ribery (24.) und Arjen Robben (53.) trafen für die Gäste nur Aluminium.

Danijel Pranjic (Adduktoren) und Andrea Ranocchia (Knöchel) mussten das Spielfeld hingegen vorzeitig verletzt verlassen. Das Rückspiel findet am 15. März in München statt.

Reaktionen:

Wesley Sneijder (Inter Mailand): "Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Das war ein gutes Spiel von uns. Nur das Tor hat eben gefehlt, aber es ist ja zum Glück noch nicht vorbei. Wir wissen, dass die Bayern sehr starke Spieler haben, gerade in der Offensive ist da viel Qualität. Das Rückspiel wird sicher nicht einfach."

Louis van Gaal (Trainer FC Bayern): "Es war ein sehr attraktives Spiel mit vielen Chancen, aus dem wir verdient als Sieger hervor gegangen sind. Gerade in der zweiten Hälfte haben wir sehr gut den Ball laufen lassen und Inter müde gespielt. Wir hätten die Partie schon früher entscheiden können, haben die Chancen aber ein bisschen verpatzt. Aber zum Glück haben wir das Tor noch gemacht. Deshalb bin ich sehr zufrieden. Thomas Kraft hat heute seine Qualität gezeigt. Diese Reflexe auf der Linie, das ist seine Qualität."

Philipp Lahm (Kapitän FC Bayern): "Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Aber wir haben gerade einfach einen Lauf und erzielen dann in den entscheidenden Momenten ein Tor. Thomas Kraft hat einen großen Anteil an dem Sieg. Er hat uns in vielen Situationen die Null gerettet."

Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender FC Bayern): "Physisch sind wir total auf der Höhe. Wir konnten in der zweiten Hälfte noch zulegen, während Inter Probleme bekommen hat. Das war ein anderes Bayern München als damals im Finale. Wir waren zielstrebiger und in der Offensive stärker als vor ein paar Monaten. Wenn wir nicht den Fehler machen, uns zu sicher zu fühlen, haben wir beste Voraussetzungen, das Viertelfinale zu erreichen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Inter mit Stankovic statt Pandew hinter der mit Eto'o einzigen Spitze, da Pazzini (spielte für Sampdoria in der Qualifikation) in der Champions League nicht spielberechtigt ist. Coach Leonardo stellt so auf 4-3-2-1 um - eine etwas defensivere Variante als zuletzt.

Der FC Bayern mit derselben Elf, die zuletzt 3:1 in Mainz gewann. Der noch nicht ganz fitte Kroos, mit dem einige gerechnet hatten, sitzt auf der Bank.

2.: Freistoß Sneijder von halbrechts an den Elfmeterpunkt. Ranocchia steht frei, schiebt den Ball aber rechts am Tor vorbei.

21.: Gustavo mit zwei Distanzschüssen binnen 60 Sekunden - einmal knapp links vorbei, einmal fliegt der Ball abgefälscht am rechten Winkel vorbei.

22.: Konter Inter. Eto'o spielt Badstuber aus und bedient Cambiasso am Fünfereck - Kraft macht das kurze Eck zu und pariert.

24.: Flanke Robben von rechts. Ribery geht mit Gomez zum Kopfball hoch, der Ball touchiert die Latte.

28.: Robben wird gedoppelt, steckt aber perfekt auf Lahm durch. Pass in den Rücken der Abwehr, doch Gomez schießt aus acht Metern auf die Tribüne.

33.: Die Bayern klären einen Eckball nicht konsequent. Über Lucio kommt der Ball in die Mitte zu Eto'o. Der geht an zwei Mann vorbei und zieht ab - Kraft pariert stark.

38.: Pranjic muss verletzt runter. Breno geht in die Innenverteidigung, Badstuber übernimmt den Linksverteidigerposten.

47.: Robben flankt von rechts an den Fünfer, Müller köpft etwas kläglich links daneben.

53.: Gute Kombination der Münchner über Schweinsteiger, Ribery, Robben und Müller, an deren Ende Robben aus spitzem Winkel den Außenpfosten trifft.

57.: Fehlpass Schweinsteiger. Eto'o setzt sich gegen Tymoschtschuk durch und zieht ab. Kraft pariert nach vorne, Cambiasso jagt den Ball aus kurzer Distanz drüber.

85.: Freistoß Sneijder von halblinks - von der Mauer abgefälscht streicht der Ball über den rechten Winkel. Sneijder bringt die Ecke von rechts. Motta beim Kopfball vollkommen frei, doch Kraft steht goldrichtig und pariert.

90., 0:1, Gomez: Robben zieht aus 25 Metern ab. Julio Cesar lässt den Ball nach vorne prallen, Gomez staubt zum Siegtor ab.

Fazit: Aufgrund des späten Zeitpunkts ein schmeichelhafter, aber nicht unverdienter Sieg für die Bayern, die jedoch defensiv einige Schrecksekunden überstehen mussten.

Der Star des Spiels: Das Duell Eto'o vs. Kraft. Vor dem Bayern-Tor brannte es stets lichterloh, wenn der Kameruner mit Zug auf die Abwehr zulief und partout nicht vom Ball zu trennen war. In Kraft hatte der Führende der CL-Torschützenliste (wie Gomez und Anelka sieben Tore) jedoch einen ebenbürtigen Widersacher, der mehrfach sein ganzes Können aufbot und Bayern letztlich das zu Null rettete.

Der Flop des Spiels: Dejan Stankovic. Der Serbe fiel in Inters Offensive kaum auf und kam auch zu selten aus der Distanz zum Abschluss.

Der Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn). Beachtliche Leistung in einem nicht leicht zu leitenden Spiel. Einziger Kritikpunkt: Ließ Gelb zu oft stecken (Gustavo vs. Sneijder, Sneijder vs. Lahm, Schweinsteiger vs. Lucio) und zog sich mit ein paar fifty-fifty Entscheidungen zugunsten der Gäste den Unmut der Interisti zu. Ein grober Fehler war Kassai aber nicht nachzuweisen. Tymoschtschuks Einsatz gegen Eto'o beispielsweise war plump, aber nicht elfmeterreif (20.).

Analyse: Die Bayern in der ersten halben Stunde mit 61 Prozent Ballbesitz und einer Handvoll Chancen, defensiv von Inter aber auch schwer gefordert. Die ersten Minuten bestimmten taktische Spielchen: Luiz Gustavo positionierte sich bei Anpfiff als Linksverteidiger, rückte aber schon nach wenigen Sekunden ins halbrechte defensive Mittelfeld und nahm als Sonderbewacher Sneijder auf, sobald dieser in seinem Sektor auftauchte.

Weil Sneijder davon jedoch wenig hielt, setzte er sich immer wieder auf den linken Flügel ab. Lahm übernahm, Gustavo wiederum orientierte sich dann zu Cambiasso. Schweinsteiger sorgte derweil links für die defensive Absicherung gegen Maicon, Robben wurde auf der anderen Seite meist von Cambiasso und Chivu gedoppelt.

Taktisch ein Leckerbissen, hielt das Spiel auch in punkte Tempo und Strafraumszenen, was es versprach. Nach 20 Minuten übernahm Bayern das Kommando und kreierte Chancen, ab Minute 35 bis zur Pause hatte Inter wieder mehr vom Spiel.

Sneijder und Maicon taten sich als Antreiber und Vorbereiter hervor, Eto'o war kaum vom Ball zu trennen. Bayern verursachte auch zu viele Standards, die zusätzlich Gefahr heraufbeschworen.

Auf der Gegenseite versuchten es die Bayern meist über die Flügel, Ribery und Robben wurden jedoch konsequent nach außen verteidigt, wo sie weniger Schaden anrichten konnten. Gefährlich wurde es, wenn Lahm oder Pranjic bis zur Torlinie durchkamen. Zudem hatte Schweinsteiger oft jede Menge Raum vor sich. Trotzdem schafften es die Bayern nicht, Julio Cesar zu beschäftigen - kein Torschuss ging in der ersten Halbzeit auf den Kasten.

Aus der Pause kamen die Bayern dann wie verwandelt und schnürten die Hausherren zeitweise in deren eigener Hälfte ein. Inter kam erst nach gut zehn Minuten wieder zurück ins Spiel und hatte durch Cambiasso die größte Chance auf Zählbares. Mit fortschreitender Uhr fielen dann die taktischen Zwänge, auf beiden Seiten häuften sich die Abspielfehler. Inters Schlussoffensive brachte jedoch nicht das gewünschte Tor - das fiel auf der anderen Seite durch Gomez.

Inter - FC Bayern: Daten zum Spiel

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