Was ist eine Remontada? Wie bei Barcelona vs. PSG ein neuer globaler Fußballbegriff entstand

Von Oliver Maywurm
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Barça und PSG sind für eines der legendärsten Spiele der CL-Geschichte verantwortlich. Eines, das als Remontada in Erinnerung blieb.

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8. März 2017: Viel Hoffnung hatte der FC Barcelona um sein legendäres Angriffs-Trio aus Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar nicht mehr. Paris Saint-Germain war zu Gast im Camp Nou, das Achtelfinalrückspiel zwischen den beiden Vereinen in der Champions League stand an.

Mit 0:4 hatte Barça drei Wochen zuvor das Hinspiel in Paris verloren. Und doch war der allgemeine Tenor im Vorfeld des Rückspiels: Wenn es eine Mannschaft schaffen kann, diesen Rückstand noch umzubiegen, dann dieses Barcelona-Team.

Tatsächlich kam es so. Barça schlug PSG, damals mit Kevin Trapp im Tor und auch Julian Draxler in der Startelf, auf hochdramatische Art und Weise mit 6:1, zog doch noch ins Viertelfinale ein. Und ein neuer Begriff hielt Einzug in die Fußball-Welt, den man zuvor eigentlich nur in Spanien kannte: Als "La Remontada" ging jenes Rückspiel zwischen Barcelona und Paris in die Geschichte ein.

Aber was bedeutet "La Remontada" eigentlich übersetzt?

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PSG vs. Barcelona: Was bedeutet Remontada auf deutsch übersetzt?

"La Remontada" leitet sich von dem spanischen Verb "remontar" ab, was auf deutsch mit "zurückkehren" übersetzt werden kann.

Wörtlich übersetzt ist "La Remontada" also die Rückkehr. Und im Sportkontext treffen die Worte "Comeback" oder "Aufholjagd" wohl als beste Übersetzung zu.

Dabei hat sich das Wort in den vergangenen Jahren als Synonym für eine ganz besonders schwierige, weil unerwartete, kaum für möglich gehaltene Aufholjagd in der Fußballsprache etabliert. Und das liegt eben in jenem Duell zwischen Barcelona und PSG vor gut sieben Jahren begründet, nach dem zunächst die spanische Presse von einer "Remontada" sprach und sich der Begriff daraufhin auch international einbürgerte.

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"La Remontada": Wie hat Barcelona den Rückstand gegen PSG damals aufgeholt?

Das Achtelfinalhinspiel zwischen PSG und Barcelona in der Champions-League-Saison 2016/17 fand am 14. Februar 2017 statt. Angel Di María brachte die Franzosen nach 18 Minuten in Führung, Julian Draxler legte kurz vor der Pause nach. Im zweiten Durchgang trafen dann wiederum Di María und später noch Edinson Cavani, am Ende stand ein sensationeller 4:0-Sieg für Paris auf der Anzeigentafel. Eigentlich war Barça um Messi, Neymar und Suárez als Favorit in das Duell gegangen, nun stand PSG aber schon nach dem Hinspiel mit eineinhalb Beinen im Viertelfinale.

Doch dort kamen die Franzosen dann bekanntlich nie an. Das Rückspiel in Barcelona begann für die Katalanen so, wie sie es sich ausgemalt hatten, Suárez sorgte in der 3. Minute für die ganz frühe Führung. Danach konnte Barça zwar nicht direkt nachlegen, doch kurz vor der Pause unterlief Layvin Kurzawa ein Eigentor zum 2:0. Die Hälfte des Rückstands war bei Halbzeit also wettgemacht, Barcelona lag im Soll.

Zumal es unmittelbar nach Wiederanpfiff durch einen von Messi verwandelten Elfmeter schon 3:0 stand. Nun begann jeder im Camp Nou daran zu glauben, dass das kaum für möglich gehaltene Comeback sehr wohl Realität werden könnte.

Doch nach gut einer Stunde folgte der Dämpfer, von dem sich Barça dann nicht mehr zu erholen schien: Cavani traf, PSG verkürzte auf 3:1. Da seinerzeit die Auswärtstorregel noch galt und Barcelona auch bei einem 5:1-Sieg ausgeschieden wäre, war nun klar: Messi und Co. benötigen in der verbleibenden halben Stunde noch drei Tore, um weiterzukommen.

Als die Schlussminuten anbrachen, schien dieses Unterfangen bereits verfehlt. Es dauerte bis zur 88. Minute, ehe Neymar das Ergebnis auf 4:1 in die Höhe schraubte. Doch es fehlten ja noch zwei weitere Treffer.

So richtig hoffnungsvoll wurden Barcelonas Fans daher erst wieder, als Neymar in der ersten Minute der Nachspielzeit per Elfmeter das 5:1 gelang. Nun würde ein zusätzliches Tor reichen und das Wunder wäre vollbracht.

Und was dann in der fünften Minute der Nachspielzeit passierte, hat wohl jeder Fußball-Fan noch vor Augen: PSG köpfte einen Freistoß zunächst aus dem Strafraum, der Ball landete bei Neymar. Der Brasilianer ließ Marco Verratti aussteigen, chippte die Kugel aus relativ zentraler Position mit links in den Sechzehner, wo Sergi Roberto in den Ball flog und ihn an Trapp vorbei ins Netz beförderte. 6:1! Barça war weiter - und der Begriff "Remontada" machte sich auf in die Fußball-Welt.

Im Viertelfinale der Champions League 2023/24 treffen Barcelona und PSG nun übrigens erneut aufeinander. Und das Potenzial für eine Neuauflage der Remontada ist zumindest theoretisch gegeben: Denn wieder findet das Hinspiel in Paris statt, das Rückspiel sechs Tage später dann in Barcelona - wenngleich nicht im Camp Nou.

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PSG vs. FC Barcelona: Was ist eine Remontada?

"La Remontada" kann also - wie oben bereits beschrieben - als Comeback oder Aufholjagd ins Deutsche übersetzt werden.

PSG und Barcelona haben mit ihrem legendären Duell 2017 dafür gesorgt, dass "La Remontada" ein globaler Fußballbegriff wurde.

Kurios: In den beiden folgenden Spielzeiten wurde Barça jeweils Opfer einer "Remontada". 2017/18 im Viertelfinale gegen die AS Rom, als die Katalanen nach einem 4:1-Sieg im Hinspiel durch eine 0:3-Niederlage im Rückspiel von Rom ausschieden - die Auswärtstorregel lässt grüßen.

Und 2018/19 schien für Messi und Co. der Finaleinzug nach einem 3:0 zuhause im Halbfinalhinspiel gegen den FC Liverpool schon ziemlich sicher zu sein. Doch dann ereignete sich im Rückspiel sechs Tage später das Wunder von Anfield: Liverpool schlug Barcelona mit 4:0, zog doch noch ins Endspiel ein und wurde Champions-League-Sieger.

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