Als Thomas Tuchel Pierre-Emerick Aubameyang nach einem Mailand-Trip suspendierte

Von Maximilian Lotz
Pierre-Emerick Aubameyang, BVB
© imago images

Thomas Tuchel und Pierre-Emerick Aubameyang sind beim FC Chelsea wieder vereint. Zwischen 2015 und 2017 ging der Gabuner schon beim BVB unter Tuchel auf Torejagd, zusammen gewannen beide 2017 den DFB-Pokal. Doch die insgesamt erfolgreiche Zusammenarbeit verlief nicht immer harmonisch.

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Sein Auftritt hatte etwas von Sherlock Holmes. In einem dicken Wintermantel mit aufgestelltem Kragen, eingewickelt in einen Schal und den Hut bis tief in die Stirn gezogen, nahm Pierre-Emerick Aubameyang auf der Tribüne des Dortmunder Signal-Iduna-Parks Platz.

Eigentlich hätte der Angreifer an jenem 2. November 2016 mit seinen BVB-Teamkollegen unten auf dem Rasen stehen und in der Champions League gegen Sporting Lissabon spielen sollen. Sein Trikot hing sogar noch in der Kabine bereit. Doch Aubameyang saß stattdessen ein paar Etagen höher. Was war passiert?

Beim Anpfiff herrschte großes Rätselraten. "Das hat interne Gründe. Das hat der Trainer so entschieden", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei Sky. Und wie lautete die Begründung des damaligen Trainers Thomas Tuchel? "Wir nehmen total in Kauf, dass jetzt spekuliert wird. Aber intern bedeutet intern. Es war so, dass ich keine andere Wahl hatte. Die Entscheidung ist gestern Nachmittag gefallen."

Auch nach dem Spiel brachte Tuchel zunächst nur wenig Licht ins Dunkel. "Es war kein Warnschuss. Es war keine Maßnahme, von der wir uns etwas erhoffen, sondern eine Maßnahme, die notwendig war und mit diesem Spiel beendet ist", meinte der BVB-Coach nur.

Pierre-Emerick Aubameyang beim BVB wegen Mailand-Trip suspendiert

Die Auflösung ließ aber nicht lange auf sich warten. Die Bild veröffentlichte am nächsten Tag ein Protokoll zum "Fall Aubameyang". Demnach flog der Gabuner nach dem Revierderby gegen Schalke in einem Privatjet nach Mailand - und das, obwohl Tuchel den Trip mit Verweis auf die Champions-League-Partie gegen Sporting abgelehnt hatte.

Doch Auba hob trotzdem ab, um zum Geburtstag seiner Schwägerin zu reisen. Und zu allem Überfluss tauchten in den Sozialen Medien auch noch entsprechende Party-Fotos und -Videos auf. Erst am Dienstag kehrte Aubameyang nach Dortmund zurück - und schlug laut Bild acht Minuten zu spät beim Training auf.

Thomas Tuchel verteidigt Aubameyang-Suspendierung

Tuchel blieb in seinen Augen keine andere Wahl. "Manche Dinge müssen losgelöst vom Zeitpunkt betrachtet werden. Entweder es gibt eine Konsequenz oder keine", betonte er. "Wenn konsequent, dann auch konsequent konsequent. Es ist uns sehr, sehr schwer gefallen, er ist unser Stürmer Nummer eins, er hätte gespielt. Es fällt schwer, auf seine Qualität zu verzichten."

Von seinem Tribünenplatz aus sah Aubameyang wie sein Vertreter Adrian Ramos den 1:0-Siegtreffer für den BVB erzielte. Kurz vor Schluss hatte er genug gesehen, wortlos verließ Aubameyang das Stadion und fuhr in seinem Sportwagen davon.

Das Verhältnis zwischen Aubameyang und Tuchel hat durch diese Eskapade allerdings keinen nachhaltigen Schaden genommen. Zusammen feierten beide 2017 den Gewinn des DFB-Pokals. Spätere Aussagen zeugen zudem von großem gegenseitigen Respekt.

Pierre-Emerick Aubameyang und Thomas Tuchel gewannen 2017 mit dem BVB den DFB-Pokal.
© getty
Pierre-Emerick Aubameyang und Thomas Tuchel gewannen 2017 mit dem BVB den DFB-Pokal.

Aubameyang über Tuchel: "Er ist ein wenig verrückt, wie ich"

"Ich kann nicht bestreiten, dass er einer der besten Trainer ist, die ich je hatte", sagte Aubameyang etwa 2018. "Er ist ein wenig verrückt, ein bisschen wie ich."

Tuchel wusste mit Aubameyangs Hang zu Undiszipliniertheiten umzugehen. "Wenn wir wollten, dass er pünktlich ist, sagten wir ihm, das Meeting sei um 10.45 Uhr, wenn es eigentlich um 11 Uhr stattfand", erzählte Tuchel vor dem CL-Duell mit Arsenal 2021 eine Anekdote aus Dortmunder Zeiten.

Auf dem Platz stellte Aubameyang seine Qualitäten mehrfach unter Beweis. Nicht nur mit seinen 141 Toren in 213 Spielen für den BVB, sondern später auch mit seinen 92 Toren in 163 Partien für den FC Arsenal. Nach den durchwachsenen eineinhalb Jahren beim FC Barcelona mit immerhin 13 Toren in 24 Spielen, soll Aubameyang jetzt für die Blues glänzen.

Tuchel kennt seinen ehemaligen Schützling jedenfalls bestens. "Es war eine Freude, ihn im Team zu haben", sagte er rückblickend. "Auba war ein fantastischer Stürmer. Er lieferte eine unglaubliche Menge an Toren, seine Geschwindigkeit war einzigartig in der Bundesliga und er war ein Schlüsselspieler." Das könnte Aubameyang auch für Chelsea werden - sofern nicht wieder ein unerlaubter Kurztrip nach Mailand dazwischenkommt.

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