BVB - Mats Hummels: "Ich habe wochenlang beschissen verteidigt"

Von SPOX
Mats Hummels
© imago images/Bernd König

Vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Sevilla (21 Uhr im LIVETICKER) sprach Mats Hummels vom BVB bei DAZN und SPOX über seinen Werdegang als Profi und seine nicht immer einfache Persönlichkeit.

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Außerdem erzählte der 32-Jährige von seiner Jugendzeit beim FC Bayern, Ratschlägen von "Tiger" Hermann Gerland sowie die täglich angespannte Atmosphäre im Mannschaftskreis der deutschen Nationalmannschaft während der WM 2014.

Mats Hummels über ...

... seine Jugend beim FC Bayern und ob es für ihn immer schon klar war, dass er Profifußballer wird: "Überhaupt nicht. Ich bin zum Beispiel nie in die bayerische Auswahl berufen worden! Meine erste richtige Saison als Stammspieler bei Bayern habe ich in der U19 bei Kurt Niedermayer gespielt. In der U17 war ich am Anfang der Saison nicht mal im Kader, in der U16 war ich eher Teilzeitkraft. Ich habe immer versucht, zu lernen, was funktioniert und was nicht funktioniert. Weil ich selbst nie geglaubt habe, irgendwann in der Bundesliga zu spielen, hatte ich nie diesen Druck."

... seinen Umgang mit Ratschlägen von Trainern als junger Spieler: "Bei den Amateuren hat mir Hermann Gerland gesagt: 'Deine Außenristpässe kannst du jetzt schön weglassen.' Dann habe ich im ersten Spiel natürlich Außenrist gespielt, weil ich das ausprobieren wollte. Ich habe auf diese Art meinen Weg entdeckt, indem ich es ausprobiert habe. Was kann ich, was kann ich gut, was macht Sinn auf dem Platz? Was hilft meiner Mannschaft, was hilft nur meinem Ego?"

... negative Folgen dieser Einstellung: "Ich hatte mal eine Phase in meiner Karriere, in der ich den Fokus ein bisschen zu sehr aufs Fußballerische legen wollte. Aber am Ende bin ich Verteidiger und in der Zeit habe ich wochen-, manche würden sagen monatelang echt beschissen verteidigt. Weil mein Fokus darauf lag, fußballerisch zu zeigen, was ich kann. Das geht immer schief. Ich habe nach einer gewissen Zeit Gott sei Dank gemerkt, dass das der völlig falsche Ansatz war."

Hummels: "Man muss aufpassen, dass man nicht zu sehr aneckt"

... die Frequenz seiner Ratschläge und Kritik an seinen Mitspielern in der Kabine: "Wirklich häufig. Aber es führt eben dazu, dass dich welche aus einer Mannschaft überhaupt nicht mögen. Weil es nicht jeder hören will. Auch wenn es immer darum geht, für die Mannschaft da zu sein und dafür zu sorgen, dass wir erfolgreicher und besser spielen und die Mitspieler besser werden. Nicht jeder Fußballer will hören, dass das, was er gerade macht, nicht für die Mannschaft ist, sondern vor allem fürs eigene Ego."

... mögliche Sensibilität seiner Mitspieler: "Deswegen muss man aufpassen, dass man nicht zu sehr aneckt. Ganz lässt sich das nicht verhindern und die Alternative wäre, es nicht zu machen und zu akzeptieren, dass sich die Dinge nicht ändern. Aber das werde ich nie tun. Sonst würde ich zu Hause sitzen und denken: 'Willst du jetzt wirklich nur, weil jemand sauer auf dich ist, möglicherweise ein Spiel verlieren?' Wenn ich sehe, dass in der Mannschaft etwas nicht funktioniert, will ich immer versuchen, es zu korrigieren."

... das Risiko, persönliche Beziehungen zu gefährden: "Wenn es nicht funktioniert, ok. Aber ich habe es versucht. Wenn ich es gar nicht erst versuche, sind wir vielleicht alle Bros und verlinken uns toll auf unseren Insta-Stories, aber wir sind nicht erfolgreicher und besser. Und wenn dabei mal ein, zwei persönliche Beziehungen auf der Strecke bleiben: so sei es."

Mats Hummels würde für den Erfolg persönliche Beziehungen aufs Spiel setzen.
© getty
Mats Hummels würde für den Erfolg persönliche Beziehungen aufs Spiel setzen.

... die Frage, ob es in einer Mannschaft nur Freunde geben kann: "Du musst Leuten auf den Schlips treten, wenn du Erfolg haben willst. So eine Leistungskultur entsteht nicht, wenn du 20 Bros in einer Mannschaft hast. Ich habe noch keine Mannschaft mit einer Gute-Laune-Kultur gesehen, die, wenn es hart auf hart kommt, jedes Mal dagegenhalten konnte. Wenn die Stimmung zwischen allen zu gut ist, fehlt, wenn es wirklich schwierig wird, das letzte Prozent, um hart zu sein gegen sich selbst und gegen die Gegner. Diese Kultur muss man in meinen Augen tagtäglich im Training etablieren."

... seine Erlebnisse in erfolgreichen Mannschaften: "In unseren erfolgreichen Mannschaften 2011 und 2012 hier in der Dortmund, in der Rückrunde 2018/2019, als wir unter Niko Kovac mit Bayern noch das Double geholt haben, bei der WM 2014: Das waren nicht 23 Freunde, auf gar keinen Fall. Ich habe mich 2014 tagtäglich fast gefetzt. Teils auch mit Leuten, mit denen ich mich mittlerweile super verstehe, weil wir alle wissen, dass wir das alles getan haben, damit wir erfolgreich sind."

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