BVB: Als Ronaldinho Dortmund absagte und stattdessen zu PSG wechselte

Von Oliver Maywurm
Ronaldinho wechselte statt nach Dortmund zu PSG.
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2001 wollte sich der BVB ein Mega-Talent aus Brasilien sichern, sein Name: Ronaldinho. Der spätere Weltfußballer ging dann aber doch zu PSG.

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Rund um die Jahrtausendwende, noch lange vor YouTube-Clips oder dem Luxus, nahezu jedes Spiel aus nahezu jeder Liga auf der Welt irgendwo in den Weiten des Internets und der Streamingdienste anschauen zu können, geisterte auch hierzulande plötzlich dieser ziemlich lässige Name über die Bolzplätze: Ronaldinho.

Noch längst nicht alle kannten ihn. Manche dachten einfach, dass sei vielleicht der Kosename für Ronaldo, Il Fenomeno, den brasilianischen Wunderstürmer jener Zeit. Oder dessen kleiner Bruder, der auch ganz gut kicken kann. Die, die wussten, dass das nicht so ist, waren cool.

Sie erinnerten sich an das Spiel von Deutschland gegen Brasilien beim Confederations Cup 1999. Als dieser schmächtige 19-Jährige die eher hölzernen und wild umher grätschenden DFB-Kicker ein ums andere Mal wie Schuljungs aussehen ließ. Ein Tor und zwei Assists steuerte Ronaldinho letztlich zum 4:0-Erfolg der Selecao bei.

Und während er in Europa noch so etwas wie ein Phänomen war, ihn das reizende Flair des unbekannten Talents umgab, war Ronaldinho in Brasilien spätestens seit seinen überragenden Auftritten beim Confed Cup ein Star. Schon 1998, noch kurz vor seinem 18. Geburtstag, war er für Heimatklub Gremio Porto Alegre mit der Nummer 10 auf dem Rücken in der Copa Libertadores aufgelaufen.

Ronaldinho wechselte statt nach Dortmund zu PSG.
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Ronaldinho wechselte statt nach Dortmund zu PSG.

Ronaldinho: 2001 ist die Zeit reif für Europa

Die Brasilianer liebten seine Kunststücke, seine Tricks, seine spektakulären Tore. Und wo die Talente vom Zuckerhut heute meist schon mit 18 über den großen Teich wechseln, ließ sich Ronaldinho damit Zeit. 2001 jedoch, mit 21, war die Luftveränderung beinahe überfällig. Er wollte nach Europa und dort zum Superstar reifen. Wie seine Nationalelf-Kollegen, wie Ronaldo, wie Rivaldo, wie Roberto Carlos.

Bei Borussia Dortmund saß seinerzeit, kurz nach dem Börsengang, das Geld locker. Die Horror-Saison 1999/2000, als man sogar in Abstiegsnot geriet, war vergessen, unter Matthias Sammer stabilisierte sich der BVB und erreichte ein Jahr darauf Platz drei. Man wollte sich rüsten, um wieder dauerhaft um die Meisterschaft spielen zu können, sehnte die goldenen Zeiten von Mitte der 1990er Jahre zurück.

Und deshalb klotzte die Borussia ran auf dem Transfermarkt. Schon Anfang 2001 war Tomas Rosicky gekommen, ein tschechisches Supertalent, für seinerzeit stolze 14,5 Millionen Euro von Sparta Prag losgeeist. Im Sommer legte der BVB nach, kaufte mit Jan Koller (für 10,5 Millionen Euro aus Anderlecht) und allen voran Marcio Amoroso, für den man die damalige Bundesliga-Rekordablöse von 25,5 Millionen Euro an Parma überwies, ein neues Sturmduo ein.

Dazu sollte noch ein talentierter Offensivspieler aus Brasilien kommen. Und die Scouts vom BVB hatten im Gegensatz zu den meisten Kids auf deutschen Bolzplätzen natürlich noch den Confed Cup 1999 im Hinterkopf, schauten sich natürlich auch die Spiele der brasilianischen Liga an. Und natürlich begeisterte sie einer dabei ganz besonders: Ronaldinho.

Ronaldinho - PSG statt BVB: "Der Sprung wäre mir etwas zu groß gewesen"

Es war klar, dass man diesen Jungen unbedingt nach Dortmund holen wollte. Man sah wahrscheinlich schon die Schlagzeilen vor sich vom brasilianischen Wunderkind, das das Westfalenstadion, ja das ganz Fußball-Deutschland Woche für Woche aufs Neue verzückt. Und das Beste: Gremio forderte nur fünf Millionen Euro Ablöse, für den BVB schon in jenen Tagen Anfang des Jahrtausends ein Klacks.

Doch das Schnäppchen kam nie zustande. Weil Ronaldinho nicht nach Dortmund wollte. Kurios: Er traute sich den Schritt zu den Schwarz-Gelben nicht zu, war sich unsicher, ob er beim BVB genügend Spielpraxis bekommen würde. Schließlich wollte er sich unbedingt für die WM 2002 empfehlen, um sein erstes ganz großes Turnier mit Brasilien zu spielen.

"Der Sprung nach Dortmund wäre mir etwas zu groß gewesen", erklärte Ronaldinho später einmal. Stattdessen ging er im Sommer 2001 für die läppischen fünf Millionen Euro Ablöse nach Paris, unterschrieb bei PSG. Dort, bei einem Klub, der damals im europäischen Vergleich noch weit hinter Borussia Dortmund angesiedelt war, sah er kurzfristig die bessere Perspektive.

Statt Ronaldinho kam Ewerthon zum BVB

Bei PSG sollte Ronaldinho der große Superstar einer Mannschaft sein, die in der Saison zuvor in der Ligue 1 lediglich auf Platz neun gelandet war. Er wusste, dass er in eine der fünf besten Ligen Europas kommt, aber eben nicht sofort den immensen Druck der ganz großen Bühne verspüren würde.

Nach Dortmund kam anstelle von Ronaldinho in jenem Sommer schließlich Ewerthon. Der Ewerthon, der die Sammer-Elf knapp ein Jahr später mit seinem Tor gegen Bremen zum Meistertitel schießen sollte. Hätte also schlechter laufen können.

Und doch ist es im Rückblick natürlich schade, dass wir beinahe den jungen Ronaldinho in der Bundesliga gesehen hätten. Bei PSG schlug er sofort ein, führte die Hauptstädter in seiner ersten Saison mit neun Toren und sieben Assists gleich auf Platz vier in Frankreich, ragte 2002 bei der WM heraus, wurde mit der Selecao Weltmeister. Und auf den Bolzplätzen hielt ihn nun niemand mehr für den kleinen Bruder von Ronaldo.

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