"Uns fehlt Mesut Özil"

Von Interview: Florian Bogner
Hugo Almeida traf in dieser Saison für Werder in der Liga, im Pokal und in der Champions League
© Getty

Werder Bremen muss am zweiten Spieltag der Champions League zu Triple-Sieger Inter Mailand (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) und hofft dabei auf Tore von Hugo Almeida, der zuletzt gegen den Hamburger SV doppelt traf. Im Interview spricht der 26-Jährige über Werders holprigen Saisonstart, das Interesse von Real, Diego, Marko Arnautovic und eine ganz persönliche Geste.

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SPOX: Herr Almeida, in den letzten Wochen setzte es teilweise harsche Kritik. Was bedeutet der Sieg gerade in einem Derby gegen Hamburg?

Hugo Almeida: Wir standen sehr unter Druck, und am Anfang des Spiels hat man das auch gemerkt. Aber wir haben uns gegen den HSV wieder als echte Mannschaft präsentiert. Das war ein sehr wichtiger Fortschritt und muss die Grundlage für die Zukunft sein. Nur als Einheit kann man Spiele gewinnen.

SPOX: In neun Pflichtspielen gab es vier Siege, vier Niederlagen und ein Remis. Erleben wir in dieser Saison wieder das unberechenbare Werder?

Almeida: Ich denke, wir sind immer noch auf der Suche nach unserem ganz eigenen Spielstil. Der Großteil der Mannschaft ist immer noch da, aber es fehlt Mesut Özil. Er war ein toller Spielmacher. Dazu kommt noch die Belastung in der Champions League. Das ist alles nicht so einfach. Unser größtes Problem waren aber die vielen Verletzten.

SPOX: Aber auch ohne Mertesacker, Naldo und Pizarro gab es gute Spiele, wie das in München. Kann die Mannschaft auch prominente Ausfälle besser kompensieren?

Almeida: Wir können auch ohne wichtige Spieler noch eine schlagkräftige Mannschaft sein. Aber auf Dauer werden wir ohne sie nicht an unsere Ziele heranreichen. Wenn wir Titel holen wollen, brauchen wir diese Spieler einfach.

SPOX: Diego ist zurück in der Bundesliga - allerdings nicht in Bremen, sondern in Wolfsburg. Wäre er nicht der ideale Ersatz für Özil gewesen?

Almeida: Er wäre ein guter Ersatz gewesen, das stimmt. Aber wir haben andere gute Spieler in der Mannschaft, die ähnliche Qualitäten wie er besitzen. Generell freue ich mich, dass er zurück in der Bundesliga ist. Während seiner Zeit in Bremen sind wir gute Freunde geworden.

SPOX: Arnautovic war ein teurer Einkauf, er besitzt tolle Anlagen. Bleibt der Kampf um einen Stammplatz weiter offen?

Almeida: Marko ist ein hervorragender Spieler. Es ist immer von Vorteil, so jemanden in seiner eigenen Mannschaft zu haben. Er macht mir Druck, ich muss mich ständig verbessern, um in der ersten Mannschaft zu bleiben. Ich will dem Trainer zeigen, dass ich es verdiene, von Beginn an zu spielen. Das ist mein Ziel, dafür tue ich alles.

SPOX: Sie haben die letzten Spiele immer von Beginn an gespielt. Sehen Sie sich nach ihren zwei Toren vom Wochenende im Sturm als gesetzt an?

Almeida: Zunächst mal bin ich glücklich, zweimal getroffen und der Mannschaft damit geholfen zu haben. Ich hoffe natürlich, immer von Beginn an zu spielen. Das ist mein Anspruch. Aber ein Trainer braucht immer auch mehrere Alternativen. Zudem sind die Gegner auch immer wieder andere, vielleicht muss man das System dann auch mal ändern...

SPOX: Nach Toren formen Sie mit den Händen immer ein Herz. Für wen ist das bestimmt?

Almeida: Das ist für meine Familie: Meine Frau und meine beiden Töchter.

SPOX: Sie spielen seit vier Jahren bei Werder. Was fasziniert Sie an diesem Verein?

Almeida: Bremen ist zu meinem zweiten Zuhause geworden. Die Fans sind wunderbar, der Verein hat eine lange Tradition. Ich bin sehr stolz, ein Teil eines Klubs mit so einer Geschichte zu sein. Werder ist wie eine große Familie. Das gefällt mir sehr.

SPOX: Im Sommer gab es Gerüchte, dass Jose Mourinho an Ihnen interessiert sei. Hatten Sie jemals Kontakt zu Real Madrid? Haben Sie von Spielen im Real-Trikot geträumt?

Almeida: Mourinho und ich haben früher schon ein paar Jahre miteinander gearbeitet (beim FC Porto, Anm. d. Red.), das war eine tolle Erfahrung für mich. Ich freue mich natürlich über das Interesse und Real ist ein aufregender Klub. Jeder Spieler will irgendwann in seiner Karriere für Real Madrid spielen. Aber es gab keine Verhandlungen mit Madrid. Ich bin glücklich, in Bremen zu sein.

SPOX: Schalke, der HSV, Leverkusen oder Hoffenheim haben zuletzt viel in neue Spieler investiert. Die Nummer zwei in Deutschland hinter dem FC Bayern ist aber seit vielen Jahren Werder Bremen. Warum?

Almeida: Diese Vereine wollen irgendwann das Level von Bremen und München erreichen. Denn es gibt keinen Zweifel daran, dass das die beiden erfolgreichsten Klubs in Deutschland sind.

SPOX: Ihre Champions-League-Gruppe ist sehr interessant, aber auch sehr schwer. Schafft es Werder in dieser Saison wieder ins Achtelfinale?

Almeida: Das sind wir unseren Fans schuldig. Unsere Gruppe ist in der Tat sehr ausgeglichen, aber wir haben die Fähigkeiten, die man für ein Weiterkommen benötigt. Wir haben eine gut zusammengestellte Mannschaft. Leider haben wir gegen Tottenham schon Punkte liegen lassen. Das müssen wir wieder aufholen.

SPOX: Immer mehr europäische Stars kommen in die Bundesliga. Was macht die Bundesliga so attraktiv?

Almeida: Wie schon gesagt: Immer mehr Mannschaften drängen in die Spitze. Das ist sehr gut so, weil es immer mehr Fokus auf die Bundesliga legt, sie wird im Ausland als harter und ausgeglichener Wettbewerb wahrgenommen. Und das zieht die guten Spieler an: Sie wollen in einer starken Liga glänzen.

SPOX: In der portugiesischen Nationalmannschaft läuft es derzeit nicht. Trainer Queiroz musste gehen. Warum kann die Mannschaft ihr großes Potential so selten abrufen?

Almeida: Das ist gar nicht so einfach zu erklären. Bei den letzten Turnieren haben wir nicht das abgerufen, was wir eigentlich können. Wir haben sehr gute Spieler, aber die haben nicht immer am Limit gespielt. Bei der WM gegen Spanien waren wir gut, sie haben ein Abseitstor erzielt. Wir hätten da auch gewinnen könne, aber an diesem einen Tag waren sie einen Tick besser. Vielleicht haben wir beim nächsten Mal etwas mehr Glück. Weil am Ende ist es doch so: Nur eine Mannschaft kann gewinnen. 31 andere gehen leer aus.

Hugo Almeida im Steckbrief